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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

FWI: Die 5. Campus Start-up Night der THWS im Rückblick

Eine ganze Nacht lang arbeiteten 110 Studierende an ihren eigenen Start-up-Gründungsideen

 © Franziska Jahn

In der Nacht von Freitag auf Samstag (17.-18. November 2023) haben in Schweinfurt 110 Studierende in 14 Teams an ihren Start-up-Ideen gearbeitet. Ohne Schlaf galt es, um 7 Uhr morgens die Jury in vier Minuten vom eigenen Start-up zu überzeugen.

Veröffentlicht am 15.12.2023

Elektrische Antriebe auch bei Sensorstörungen sicherer machen, die Ausfallsicherheit erhöhen: Das ist das Ziel eines Forschungsprojekts von Prof. Dr. Abid Ali von der Fakultät Elektrotechnik, an dem er seit September 2021 zusammen mit vier Masterstudierenden arbeitet.

„So viele Teams wie heute waren noch nie dabei. Bei der ersten Campus Start-up Night sind wir mit sechs Teams gestartet“, berichtet Prof. Dr. Volker Bräutigam von der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen (FWI). Das war 2018. Damals gründete Prof. Dr. Bräutigam die Campus Start-up Night gemeinsam mit Monika Waschik vom THWS-Projekt EntrepreneurSHIP. „Wir wollten was machen, das bunt ist, knallt und Rauch macht, um besonders viele Studierende auf einmal zu erreichen“, so Prof. Dr. Bräutigam. Dieses Jahr fand das Event bereits zum fünften Mal statt, veranstaltet vom Start-up-Lab Werk:Raum der FWI am Campus Ledward der THWS in Schweinfurt. 110 Studierende aus internationalen Studiengängen, von verschiedenen Fakultäten und aus unterschiedlichsten Herkunftsländern, fanden sich in 14 Teams zusammen und arbeiteten die ganze Nacht an ihren Gründungsideen.

Zitat Prof. Dr. Volker Bräutigam: „Ziel der Campus Start-up Night ist es, gemeinsam als Team durchzuhalten, die Methodik einer Start-up-Gründung zu erlernen und natürlich ganz viel Spaß dabei zu haben.“

Nach der Begrüßung um 18 Uhr stellten 14 Studierende, die sogenannten Ideengeberinnen und Ideengeber, ihre Start-up-Ideen vor. Anschließend ordneten sich die übrigen rund 100 Studierenden der Person zu, mit der sie die restliche Nacht an deren Konzept weiterarbeiten wollten.

Die Studierenden Smitha Somesh Bellavi, Natascha Schreyer, Fabienne Fischer, Bibin Babu, Dias Abdrakhmanov und Moses Kümmeth arbeiteten an der Gründungsidee „Word-Map“
Die Studierenden Smitha Somesh Bellavi, Natascha Schreyer, Fabienne Fischer, Bibin Babu, Dias Abdrakhmanov und Moses Kümmeth (v. li.) arbeiteten an der Gründungsidee „Word-Map“ (© Franziska Jahn)

„Ich bin für die Uhrzeit echt noch ganz fit. Wenn ich feiern gehe, dann bin ich müde zu der Zeit. Aber wir werden hier von allen Seiten bespaßt und mit Zucker vollgepumpt. So kann es weitergehen“, sagt Natascha Schreyer zu vorgerückter Stunde. Sie studiert Betriebswirtschaftslehre an der THWS und war in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Campus Start-up Night dabei. Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen und -kollegen arbeitete die 22-Jährige an der Start-up-Idee „Word-Map“ – eine App, mit deren Hilfe die Nutzenden spielerisch Fremdsprachen lernen und sich dabei mit Mitspielenden messen können. Das Land, dessen Sprache sie lernen wollen, wird dabei in vielen kleinen quadratischen Feldern dargestellt. Jedes Feld steht für ein Level.

In vier Phasen zum erfolgreichen Pitch

Begleitet und unterstützt wurden die Teams die Nacht über von Sebastian Schäfer und Christian Schieber von der Bytabo GmbH – einer Softwareentwicklungsfirma aus Bamberg, die mittelständische Kunden und Start-ups berät. Schäfer hat selbst Maschinenbau an der THWS, damals noch FHWS, studiert: „Ich finde es ziemlich geil, dass es noch so viele junge Menschen gibt, die Ideen haben. Die sollte man fördern und dabei will ich helfen.“

Als Innovationscoaches haben Schäfer und Schieber die 5. Campus Start-up Night in vier verschiedene Methodenblöcke aufgeteilt, um die Teams bestmöglich auf den Pitch am frühen Morgen vorzubereiten. Dabei mussten die Studierenden ihre Ideen innerhalb von vier Minuten vor den anderen Teams und einer Jury vorstellen – und sie überzeugen.

Zitat Sebastian Schäfer: „Ich finde es ziemlich geil, dass es noch so viele junge Menschen gibt, die Ideen haben. Die sollte man fördern und dabei will ich helfen.“
Prof. Dr. Volker Bräutigam versorgte die Studierenden um 0:45 Uhr mit Salzstangen, Chips und Müsliriegeln
Prof. Dr. Volker Bräutigam versorgte die Studierenden um 0:45 Uhr mit Salzstangen, Chips und Müsliriegeln (© Franziska Jahn)

In der ersten, der Brainstorming-Phase, überlegten sich die Teams von 21:00 Uhr bis 23:30 Uhr, was sie verkaufen wollen, wer ihre potenziellen Käuferinnen und Käufer sein könnten und erstellten entsprechend fiktive Charaktere, sogenannte Personas. Dadurch konnten sich die Studierenden besser vorstellen, für wen sie ihr Produkt gestalten. Der zweite Block von 23:30 Uhr bis 1:30 Uhr beschäftigte sich mit dem sogenannten Prototyping. „Dabei soll die Idee raus aus dem Kopf und auf ein Blatt Papier. Oder nehmt einen Karton oder Lego, um eure Idee zu visualisieren. Wenn die Jury und das Publikum das nachher sehen, wissen sie genauer, worum es geht“, erklärte Schäfer. Von 1:30 Uhr bis 4:30 Uhr beschäftigten sich die Studierenden mit dem Geschäftsmodell hinter ihrer Start-up-Idee. Wie können wir uns finanzieren? Wie können unsere Verkaufszahlen aussehen? Im Pitch-Training von 4:30 Uhr bis 6:30 Uhr bereiteten die Studierenden schließlich die Präsentation ihrer Idee, den Pitch, vor.

„Es geht nicht darum, ob der Knopf grün oder rot ist“

Um 0:45 Uhr hatten sich Natascha und ihr Team festgefahren. Sie diskutierten darüber, wie groß die einzelnen Felder der entsprechenden Landkarten in der „Word-Map“-App sein sollen. Schäfer schickte die ganze Gruppe kurzerhand raus in den Innenhof und ließ sie auf und ab gehen. „Seid ihr jetzt wacher?“, fragte Schäfer die Studierenden. „Es geht nicht darum, ob der Knopf grün oder rot ist. Was für eine Erfahrung sollen eure Kundinnen und Kunden machen, wenn sie Word-Map spielen?“ Wenig später verteilte Prof. Dr. Volker Bräutigam Müsliriegel, Salzstangen und Bananen. Mit einem neuen Denkanstoß und neuer Energie arbeitete das Team weiter.

Die Campus Start-up Night fand am Campus Ledward in Schweinfurt statt. Die ganze Nacht lang arbeiteten die einzelnen Teams an der Hochschule an ihren Gründungsideen
Die Campus Start-up Night fand am Campus Ledward in Schweinfurt statt. Die ganze Nacht lang arbeiteten die einzelnen Teams an der Hochschule an ihren Gründungsideen (© Franziska Jahn)

Die ganze Nacht durchhalten und dabei den Fokus nicht verlieren – das sei die größte Herausforderung für die Studierenden während der Campus Start-up Night, meint Prof. Dr. Bräutigam. „Ich sehe jedes Jahr Studierende, die am Anfang der Nacht denken, sie hätten noch so viel Zeit und erstmal gemütlich einen Kaffee trinken. Am Ende wird es dann doch bei den meisten ziemlich knapp und ihnen stehen die Schweißperlen auf der Stirn.“

Sebastian Schäfer sieht für die Studierenden die größte Gefahr darin, sich zu sehr in ihre eigene Idee zu verlieben. „Als Ideengeberin und Ideengeber ist es außerdem schwierig, sich auf die neuen Ideen der übrigen Team-Mitglieder einzulassen, die eine neue Perspektive mitbringen und die ursprüngliche Idee möglicherweise verändern. Wichtig ist nur, was die Kundinnen und Kunden brauchen, sonst wird die Idee nicht erfolgreich.“ Laut Prof. Dr. Bräutigam käme das unsichere Umfeld hinzu, da die Studierenden im Vorfeld nicht wüssten, mit wem sie zusammenarbeiten und ihnen auch interkulturelle Kompetenzen abverlangt würden.

Zitat Natascha Schreyer: „Ich bin für die Uhrzeit echt noch ganz fit. Wenn ich feiern gehe, dann bin ich müde zu der Zeit. Aber wir werden hier von allen Seiten bespaßt und mit Zucker vollgepumpt. So kann es weitergehen.“

Nach knapp 24 Stunden auf den Beinen: Schluss-Sprint

Um 6 Uhr morgens sind Natascha und ihr Team mit den Vorbereitungen ihres Pitchs fertig. Die PowerPoint-Präsentation ist vorbereitet und wartet auf ihren Einsatz. Jetzt ist Zeit, sich etwas auszuruhen, Kraft zu tanken und sich einen Kaffee zu holen, bevor um 7 Uhr die Präsentation vor der Jury stattfindet.

In der Jury saßen in diesem Jahr Anna Meusert (CEO, Planen Wehner), Christian Andersen (Head of Organisation and Planning, ZDI), Christian Trips (Investor 97er Club und CEO, Trips Group), Katharina Mantel (CEO, Unique Studios), Manfred Weth (Consultant Innovation, Sparkasse Schweinfurt), Stefan Nebauer (Group Lead, Fraunhofer IPA), Linus Trips (CEO, Hubster.S GmbH) und Prof. Dr. Stephanie Baumgarten (Corporate Finance & EntrepreneurSHIP, THWS). „Für die Studierenden, die es mit ihrer Gründungsidee wirklich ernst meinen, sind also schon Menschen aus der Gründungsszene da, mit denen sie Kontakt knüpfen können, um ihre Idee weiter voranzutreiben“, erklärt Prof. Dr. Bräutigam.

Gruppenfoto der Teilnehmenden der Campus Start-up Night
Die Teilnehmenden der Campus Start-up Night stellen sich gemeinsam mit der Jury und dem Organisationsteam des Start-up-Labs Werk:Raum nach der Siegerehrung am nächsten Morgen zu einem gemeinsamen Gruppenfoto auf (© Franziska Jahn)

Für den Sieg reicht es bei Natascha und ihren Mitstreitenden am Ende nicht. Laut Bräutigam sei das Gewinnen aber ohnehin zweitrangig: „Ziel der Campus Start-up Night ist es, gemeinsam als Team durchzuhalten, die Methodik einer Start-up-Gründung zu erlernen und natürlich ganz viel Spaß dabei zu haben.“

Als Gewinner und mit 1.000 Euro Preisgeld ging in diesem Jahr das Team „Kalhai“ nach Hause. Die jungen Männer aus Indien überzeugten Jury und Publikum mit der Idee eines Smart-Armbands. Das Smart-Armband kann an analogen Armbanduhren befestigt werden und verbindet damit den Stil einer analogen Armbanduhr mit den technischen Funktionen einer Smartwatch. Der Sieg käme für das Team sehr überraschend, sagte Aakash Timmapurkar vom Team „Kalhai”. Das Preisgeld würden sie nutzen, um ihre Idee weiter voranzutreiben und einen tatsächlichen, physischen Prototyp zu bauen.

Fokus Grün, Nachhaltigkeit an der THWS

Ein Artikel von
Franziska Jahn