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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Institut IDEE: Gemeinsam stark

Das fakultätsübergreifende Institut bedeutet für die FHWS einen großen Schritt in die Zukunft

 © Simone Friese

Das Institut für Digital Engineering, kurz IDEE, forscht an der Produktion der Zukunft. Dafür ist es umfangreich ausgestattet: Hier arbeiten die ersten Forschungsprofessoren der FHWS. Damit geht die Hochschule seit 2019 neue Wege.

Seit dem Sommersemester 2019 bricht die FHWS mit dem fakultätsübergreifenden Institut für Digital Engineering, griffig abgekürzt mit IDEE, zu neuen Ufern auf. Damit sollen Kompetenzen in den Bereichen Industrie 4.0, Digital Engineering und Digitale Produktion vereinigt werden. Thematisch dreht sich also alles um die „Smart Factory“, die Produktion von morgen. Bei diesem zukunftsträchtigen Thema ist die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten besonders wichtig, findet Prof. Dr.-Ing. Jan Schmitt, der Institutsleiter von IDEE: „Ich habe das über meine Promotion in Braunschweig kennengelernt, dass sich viele Themen nur effizient bearbeiten lassen, wenn die einzelnen Fakultäten zusammenarbeiten.“ 

Profilfoto Prof. Schmitt
Prof. Jan Schmitt ist an der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen tätig. Dort lehrt er u.a. die Bereiche der Produktionsoptimierung und der Prozess- und Qualitätssicherung. (© Simone Friese)

Mehr Zeit für Forschung für die Professoren am IDEE

Prof. Schmitt ist einer der vier Forschungsprofessoren und damit auch einer der ersten Vertreter seiner Art an der FHWS. Seit dem Wintersemester 2018/2019 gibt es damit an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften Professuren, die stärker auf Forschung ausgelegt sind. Diese zeichnen sich durch eine veränderte Arbeitsaufteilung aus, erklärt Prof. Schmitt: „Als Forschungsprofessor habe ich nur noch die Hälfte des Lehrdeputats eines Hochschul-Professors. Statt 18 Semesterwochenstunden unterrichte ich somit nur noch neun und kann mich den Rest der Zeit um Forschungsthemen und das notwendige Management kümmern.“ Für FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner ist das ein großer Erfolg: „Seit der Hochschulreform 2006, als die Hochschulen für angewandte Wissenschaften auch einen Forschungsauftrag bekommen haben, haben wir darauf hingearbeitet, dass unsere Professoren mehr forschen dürfen. Mit den Forschungsprofessuren können wir diesem Auftrag endlich stärker nachgehen.“ Auf Grundlage der Digitalisierungsoffensive des Freistaates Bayern wurden damit bereits 2013 die Rahmenbedingungen geschaffen, dass auch an Hochschulen künftig mehr geforscht werden kann. „Das Besondere im Zusammenhang mit dem Institut IDEE ist“, sagt Hochschulpräsident Prof. Grebner, „dass hier gleich vier Forschungsprofessuren an einem Institut geschaffen wurden.“

Positives Fazit nach 1,5 Jahren

Das Institut Digital Engineering gliedert sich in fünf Fachbereiche, Center genannt. Vier davon werden von den Forschungsprofessoren geleitet. Die Center selbst sind zwar inhaltlich eigenständig, arbeiten aber gemeinsam an Projekten. Auch nach außen hin wollen sie als ein Institut, als IDEE, auftreten. „Leider gibt es an Hochschulen manchmal hohe Mauern zwischen den Instituten, wodurch kaum ein Austausch stattfindet“, erklärt Institutsleiter Prof. Schmitt. „Das IDEE ist ein Versuch, diese Mauern durch die starke interdisziplinäre Zusammenarbeit einzureißen.“ Das hat für Prof. Schmitt auch den Ausschlag gegeben, sich auf die Forschungsprofessur zu bewerben: „Dieses Modell kannte ich noch nicht und es klang sehr reizvoll. Besonders interessant ist natürlich der hochschultypische enge Kontakt zur regionalen Industrie. Da kann man sich mit den realen, alltäglichen Problemen von Unternehmen auseinandersetzen. Das ist auch für die Studierenden eine wertvolle Erfahrung.“ Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb von IDEE funktioniere gut, findet Schmitt: „Ich bin ein großer Fan dieses Modells. Die Arbeit hier macht sehr viel Spaß – die Forschungsprofessuren und forschungsaffine Kolleginnen und Kollegen ergänzen sich einfach gegenseitig, fachlich und persönlich.“ Nach gut eineinhalb Jahren zieht der Institutsleiter damit eine sehr positive Bilanz.

Zitat Prof. Schmitt: „Ich bin ein großer Fan dieses Modells. Die Arbeit hier macht sehr viel Spaß – die Forschungsprofessuren und forschungsaffine Kolleginnen und Kollegen ergänzen sich einfach gegenseitig, fachlich und persönlich.“

Ein neuer Arbeitsbereich für die FHWS

Auch Hochschulpräsident Prof. Robert Grebner blickt zufrieden auf die Entwicklung von IDEE: „Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Unternehmen funktioniert sehr gut, das ist für uns besonders wichtig.“ Das sei nicht immer so gewesen, erzählt Grebner: „50 Jahre lang mussten wir als FHWS Unternehmen mit Kooperationsanfragen immer wieder absagen, weil wir keine Kapazitäten dafür hatten. Jetzt mit IDEE und den Forschungsprofessuren können wir endlich gemeinsam mit den Firmen an Projekten arbeiten und das spricht sich jetzt auch unter den Unternehmen herum.“ Für die Hochschule bedeuten die erweiterten Forschungsmöglichkeiten vor allem eine große Umstrukturierung. Von einem „Umkrempeln“ will der Hochschulpräsident aber nicht sprechen: „Man kann es sich so vorstellen, dass mit den Forschungsprofessuren ein Teil unseres Arbeitsfeldes massiv gestärkt wird. Für die Studierenden wird sich dabei nicht allzu viel ändern, außer dass sie jetzt noch stärker an praxisbezogenen Themen arbeiten können.“

„IDEE wird weiterwachsen“

IDEE ist dabei nur der Anfang von einer großen Offensive der bayerischen Staatsregierung. Im Rahmen der Hightech-Agenda erhalten die bayerischen Hochschulen insgesamt mehr als 400 Forschungsstellen. Aus jeder Forschungsstelle werden dabei mindestens zwei neue Professuren entstehen. Somit werden insgesamt mehr als 1000 Professuren gebildet, ein Großteil davon als Forschungsprofessur. FHWS-Präsident Grebner sieht darin eine große Chance: „Fast 50 Jahre nach Gründung der ersten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern gibt uns der Freistaat hier die Handlungsfreiheit, mehr forschen zu können.“ Mit der Hightech-Agenda werden künftig auch die fünf Center von IDEE weiter ausgebaut. Auch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen vor Ort soll weiter verbessert werden, so Grebner: „Wichtig ist für uns auch die Ausrichtung auf die Region. Hier in Mainfranken sitzen viele Hightech-Unternehmen. Das sind beste Voraussetzungen für IDEE.“ Als nächste Aufgabe müssen nun also die Center weiter ausgebaut und Kontakte zur lokalen Industrie geknüpft werden. Einen Abschluss sieht Grebner dabei nicht: „IDEE wird immer weiterwachsen. Ein Ende ist da nicht in Sicht.“

Mehr Freiheiten für die Hochschule und die Lehrenden

Präsident Grebner erhofft sich von dem neuen Konzept auch mehr Flexibilität für Lehrende und solche, die es werden wollen: „Viele, die als Lehrende zu uns kommen, wollen auch forschen, und jetzt können sie das auch. Gleichzeitig bieten wir aber auch denjenigen, die ihre Erfüllung in der Lehre gefunden haben, weiter die gleichen Möglichkeiten wie bisher.“ Für die FHWS ist das ein großer Wandel. IDEE hat als fakultätsübergreifendes Institut zudem den Vorteil, dass es unter anderem aus Fördermitteln des Freistaates finanziert wird und damit viel Handlungsspielraum genießt. Allerdings beschränkt sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit bisher auf die räumliche Nähe und den gemeinsamen Auftritt als IDEE nach außen. Konkrete Projekte befinden sich deshalb noch in der Aufbauphase. IDEE profitiert aber auch jetzt schon von seiner Vielseitigkeit aufgrund der verschiedenen Fachrichtungen. Somit können Projekte interdisziplinär und umfangreich auch mit Unternehmen aus der Region angegangen werden.

Mehr als eineinhalb Jahre nach der Gründung von IDEE im März 2019 sehen sowohl Institutsleiter Prof. Jan Schmitt als auch FHWS-Präsident Prof. Robert Grebner die bisherige Entwicklung sehr positiv. „Für Lehrende und Studierende sind IDEE und die Forschungsprofessuren ein hoher Qualitätsgewinn“, betont Grebner. „Aber auch die Gesellschaft profitiert vom Zuwachs in der Forschung, da Wissen einfacher und schneller nach außen getragen werden kann.“

Profilfoto: Alexander Gruber

Ein Artikel von 
Alexander Gruber