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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Finnland: Studieren im glücklichsten Land der Welt

Warum sich ein Auslandssemester an den finnischen Partnerhochschulen der THWS lohnt

 © Colourbox 226388

Schlittenhunde, gefrorene Seen und Schneemobile – so stellt man sich häufig Finnland vor. Doch nicht nur winteraffine Studierende zieht es in das Land der tausend Seen. Dank einer praxisorientierten Lehre und vielen Freizeitangeboten verbringen immer mehr Deutsche das Auslandsemester hier – auch Studierende der THWS.

Dass reichlich Sonnenschein keine unentbehrliche Zutat für ein erfülltes und glückliches Leben ist, beweist Finnland. Seit dem fünften Jahr in Folge ist das Land im hohen Norden nun Spitzenreiter des World Happiness Reports. Kein Wunder also, dass immer mehr deutsche Studierende ein Auslandssemester in Finnland verbringen. Laut dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) haben sich 2005 knapp über 1.000 deutsche ERASMUS-Studierende für Finnland entschieden. Bis 2019 hat sich diese Zahl fast verdoppelt. Während der Corona-Pandemie waren es aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger.

Zu dieser Gruppe an Studierenden, die sich trotz schwieriger Umstände ihren Traum vom finnischen Auslandssemester erfüllen konnte, gehört THWS-Student Jonas Sauer. Er durfte von Januar bis Mai 2021 an der LAB University in Lappeenranta Credit Points für sein Medienmanagement-Studium und nebenbei unvergessliche Erinnerungen sammeln. „Ich war der Einzige aus meinem Studiengang, der Finnland gewählt hat. Diese Entscheidung hat sich aber definitiv gelohnt“, berichtet er zufrieden von seiner Wahl.

Sieben Partnerhochschulen in Finnland

Wer wie Jonas Sauer an der THWS studiert und den Weg nach Finnland wagen möchte, hat die Qual der Wahl. Je nach Studiengang stehen bis zu sieben Partnerhochschulen zur Auswahl – von der Hauptstadt Helsinki bis in die Provinz Lapplands. Ein Auslandssemester an den finnischen Partnerhochschulen ist zum Beispiel für die Fakultäten Angewandte Sozialwissenschaften, Gestaltung, Wirtschaftswissenschaften (inkl. Medienmanagement) oder Wirtschaftsingenieurwesen möglich.

Jonas hat sich für die 1992 gegründete LAB University of Applied Sciences in Lappeenranta entschieden, da sich diese unter anderem auf Wirtschaft, Design und Innovation spezialisiert hat. Das war genau die richtige Kombination für seinen Bachelorstudiengang Medienmanagement. „An der LAB University habe ich Module wie Marketing oder Social Media in Tourism belegt und habe es am Ende des Auslandssemesters geschafft, mir 29 Credit Points für das Wintersemester eintragen zu können“, freut sich Jonas. Finnisch lernen musste er dafür nicht – alle Partnerhochschulen der THWS bieten Kurse auf Englisch an.

Bild einer finnischen Schneelandschaft
Im Winter ist die Landschaft Finnlands so gut wie immer von einer Schneedecke bedeckt (© Jonas Sauer)

Für Studierende der Sozialen Arbeit ist beispielsweise die Diaconia University of Applied Sciences eine gute Wahl, denn sie ist die größte Fachhochschule für Soziale Arbeit in ganz Finnland. Neben dem Auslandssemester bietet diese Partnerhochschule aber auch Blended Intensive Programmes (BIPs) für Studierende der THWS an. Das sind internationale Kurzzeitprogramme, die zu einem Teil virtuell und zum anderen Teil vor Ort stattfinden. Beim letzten BIP im August 2022 beschäftigten sich Studierende in Würzburg und Helsinki mit dem nachhaltigen Aufbau, der Entwicklung und Pflege von Gemeinschaften. Dank einer erfolgreichen Zusammenarbeit sollen in den kommenden Semestern weitere BIPs mit der Diaconia University of Applied Sciences angeboten werden. 

Das finnische Hochschulsystem: nicht identisch, aber auch nicht fremd

Das Studium in Finnland weist einige Besonderheiten auf. Statt der Gliederung in Winter- und Sommersemester ist das finnische akademische Jahr in Frühling und Herbst eingeteilt. Laut Thomas Schmitt, stellvertretender Leiter des Hochschulservice International (HSIN), entscheiden sich die meisten Studierenden aus organisatorischen Gründen für das finnische Herbstsemester. So ist man kurz vor Weihnachten fertig und hat bis zum Sommersemester noch einige Monate Freizeit. Ein weiterer Unterschied ist das Benotungssystem. In Finnland werden meist die Noten eins bis fünf verteilt, wobei fünf die beste Note ist. Einige Hochschulen verwenden eine Skala, die von eins bis drei reicht.

Neben diesen feinen Unterschieden existiert jedoch eine große Gemeinsamkeit. „Es gibt in Finnland ein Hochschulsystem ähnlich wie in Deutschland. Neben den klassischen Forschungsuniversitäten hat Finnland auch Fachhochschulen mit Praxisbezug“, erklärt Thomas Schmitt. Dass Deutschland nach Angaben des DAAD das viertbeliebteste Zielland für finnische Studierende ist, könnte auch an dieser Übereinstimmung liegen. Laut HSIN kommen regelmäßig Finninnen und Finnen für ein Auslandssemester an die THWS. Im Wintersemester 2022/23 waren es rund 20 Studierende.

Jonas betont, dass das Studieren an einer finnischen Fachhochschule keine große Umstellung für ihn gewesen sei. Der Aufbau des Studiums sei sehr ähnlich mit vielen praktischen Übungen während des Semesters und schriftlichen oder mündlichen Abschlussprüfungen. Der Stoff an der Hochschule fiel ihm außerdem sehr leicht und er konnte sich für die Mehrheit der belegten Kurse eine 1,0 in Deutschland eintragen lassen. 

Neben dem Studium Finnland entdecken

Trotz des Paukens bleibt am Wochenende oder während kurzer vorlesungsfreier Zeiten genügend Raum, das Land der tausend Seen zu erkunden. Finnland hat aber mehr als nur wunderschöne Seen zu bieten. Wer sich für Kunst und Kultur interessiert, ist mit Helsinki, der Kulturhauptstadt Europas, mit seinen zahlreichen Museen, Theatern und Konzerthallen gut bedient. Abenteuerlustige Outdoor-Fans können einen Ausflug nach Lappland planen, um die subarktische Wildnis Finnlands auf einem Schneemobil oder einem Husky-Schlitten zu erkunden. Da Lappeenranta etwas abgeschieden ist, vermietet die LAB University für solche Ausflüge Autos. „Wir haben uns ein Mietauto zu viert geteilt und konnten so nach Lappland fahren. Dort sind wir mit einem Husky-Schlitten gefahren und haben uns dabei die Nordlichter angeschaut – das war unvergesslich“, erzählt Jonas Sauer begeistert.

Zitat von Jonas Sauer: „Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und das ist mir am meisten wert.“
Zitat von Thomas Schmitt: „Beschwerden über Finnland gab es nie. Die Zeit im Ausland lohnt sich aber generell, egal ob Finnland oder anderswo.“

Ein Auslandsaufenthalt lohnt sich immer

Neben diesen schönen Erinnerungen und Momenten nimmt Jonas Sauer etwas ganz Besonderes mit nach Deutschland. Damit meint er nicht einen interessanten Lebenslauf oder seine guten Noten, sondern die vielen Freundschaften, die er in Finnland geknüpft hat. „Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und das ist mir am meisten wert. Ich habe nicht gedacht, dass es trotz Sprachbarriere möglich ist, echte Freunde zu finden und wurde vom Gegenteil überzeugt“, sagt Jonas. Durch das ERASMUS-Programm konnte er in Finnland Studierende aus verschiedenen Ländern kennenlernen.

Thomas Schmitt hört häufig solche positiven Reaktionen von den Finnland-Rückkehrenden. „Beschwerden über das Semester in Finnland gab es nie“, so der stellvertretende Leiter des Hochschulservice International. „Die Zeit im Ausland lohnt sich aber generell, egal ob Finnland oder anderswo.“

Ein Artikel von 
Amelie Seidel