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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Forschung: Was das IFAS so besonders macht

Interdisziplinäres Forschen und Denken ist die Stärke des Instituts für Angewandte Sozialwissenschaften

 © Adobe Stock / cristalov

Das Institut für Angewandte Sozialwissenschaften – kurz IFAS – ist eines der jüngsten Institute der THWS. Die Institutsleiterin und der Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer berichten, wie und was dort geforscht wird.

Forschung bündeln, nach außen thematisch auftreten – das war die Grundidee, die 2019 zur Gründung des Instituts für Angewandte Sozialwissenschaften (IFAS) der THWS führte. „Der Wunsch war, dass wir nach den technischen Instituten, die wir haben, auch im Bereich der Sozialwissenschaften ein Institut mit Forschungsarbeiten gründen und auch nach außen sichtbar machen”, berichtet Prof. Dr. Jürgen Hartmann, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer der THWS. Es gehe dabei insbesondere um fakultätsübergreifende Forschung, die stärker in den Fokus gerückt werden soll. Denn schließlich sind die Sozialwissenschaften als Disziplin überall relevant.

Zitat von Prof. Dr. Jürgen Hartmann: „Wir wollen Forschung bündeln, um damit nach außen thematisch auftreten zu können.”

Das Institut soll zugleich dazu beitragen, die räumliche Trennung der beiden THWS-Standorte Würzburg und Schweinfurt „zumindest in den Köpfen verschwinden zu lassen“, so Hartmann. Denn wenn die Kolleginnen und Kollegen in einem Institut zusammenkommen, das zumindest thematisch eine Klammer bildet, kann das die Zusammenarbeit nur befördern. Zurzeit gehören dem Institut 17 Professorinnen und Professoren sowie 15 Mitarbeitende an, geleitet wird es von Prof. Dr. Tanja Henking. Die interdisziplinäre Ausrichtung wird auch durch die vielen Promotionen, die eine große Bandbreite an Themen erfassen, widergespiegelt.

Das IFAS gliedert sich in vier Center

Gesundheit, Digitale Transformation, Soziale Arbeit und International Social Work – das sind die vier Center, die gleichzeitig auch die Forschungsschwerpunkte des IFAS darstellen. „Das zeigt die Bandbreite des Instituts und das ist auch das Besondere, dass wir innerhalb dieser forschungsübergreifenden Struktur Forschungsschwerpunkte herausgebildet haben”, sagt Institutsleiterin Prof. Dr. Henking. „Wir gucken immer, wie wir die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Forschenden einbringen und nutzbar machen können.” Dabei sind die einzelnen Center aus den Interessen und Ressourcen der beteiligten Personen entstanden. „Niemand hat sie vorgegeben, sondern die haben sich einfach aufgrund der Forschungsinteressen der Beteiligten herauskristallisiert – weil die Fähigkeiten da sind”, erklärt die Institutsleiterin.

IFAS Grafik
Bei Aktivieren des Elements werden Sie zur Webseite des "Time to talk" Gesprächskonzepts weitergeleitet
„Time to talk“: Gesprächsleitfaden für ein Vorausplanungsgespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern von stationären Pflegeeinrichtungen

Seit der Gründung konnte das IFAS bereits diverse Forschungsprojekte bündeln. Eines davon ist „AuGe“, welches durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert wird. „AuGe” steht für Autonomie im Gesundheitswesen. „Bei diesem Projekt beschäftigen wir uns mit autonomiebezogenen Aspekten von Menschen in besonderen Lebenssituationen.” Ein Schwerpunkt sind Menschen in Pflegeeinrichtungen: „Hier haben wir uns sehr stark auf die Gestaltung der letzten Lebensphase und einem selbstbestimmten Lebensende konzentriert”, erklärt Prof. Dr. Henking. Im Zuge des Projekts hat das IFAS den Gesprächsleitfaden „Time to talk” entwickelt. Dieser soll dazu dienen, mit Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen ein strukturiertes Gespräch über deren Wünsche und Vorstellungen für die Gestaltung der letzten Lebensphase zu führen.

Das IFAS forscht auch gemeinsam mit anderen Hochschulen und Universitäten. Das gemeinsam mit der Universität Tübingen ins Leben gerufene Projekt „CHECK.APP“, das vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gefördert wird, beschäftigt sich mit sogenannten Symptom-Checker-Apps. Damit können bereits vor dem persönlichen Arzttermin wichtige Patientendaten erfasst und in die Arztpraxis-Software eingespeist werden. Die Künstliche Intelligenz sammelt Informationen zu den individuellen Symptomen und deren Schweregrad – und ermöglicht so eine Vordiagnose zu möglichen Ursachen der Beschwerden, die der Arzt als Grundlage für seine Diagnostik nutzen kann.

Auch an internationalen Kooperationen ist das IFAS beteiligt. Hervorzuheben ist hier etwa das Projekt „HOMESIDE“. Hier geht es um den Einsatz von Musik und Lesen für Demenz-Kranke, die von pflegenden Angehörigen zu Hause betreut werden. Außerdem wirken Forschende des Instituts an einem Projekt zur Arbeitssicherheit in der Feuerwehr mit. „Wir haben also eine ganz schöne und spannende Bandbreite”, sagt Henking. Um sich gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen, findet regelmäßig im Semester ein Kolloquium statt. Es ist primär als Austausch-Plattform für IFAS-Mitglieder gedacht, steht aber auch externen Interessierten offen.

Eine gesellschaftliche Aufgabe

Gesellschaftlich relevante Forschungsprojekte voranzutreiben – das betrachtet Prof. Dr. Henking als eines der wesentlichen Ziele und Aufgaben des Instituts. „Unser Hauptanliegen ist es, dass wir an gesellschaftlich relevanten Fragestellungen aus der Perspektive der Sozialwissenschaften forschen und diese auch in die Breite tragen.” Daneben liegt ihr der wissenschaftliche Nachwuchs am Herzen: „Das IFAS bietet jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, eigene Ideen und Projekte zu entwickeln.” So entstehen beispielsweise derzeit zehn Promotionen am IFAS.

Zitat von Prof. Dr. Tanja Henking: „Das IFAS bietet auch jungen Wissenschaftler:innen die Möglichkeit, eigene Ideen und Projekte einzubringen und zu entwickeln.”

Um gesellschaftlich relevante Forschung zu betreiben, muss diese aber natürlich auch in die Gesellschaft hineingetragen werden. „Wir legen Wert darauf, bei wissenschaftlichen Kongressen vertreten zu sein, zu publizieren und sich der wissenschaftlichen Community zu stellen”, sagt Prof. Dr. Henking. Denn die eigene Forschung zu diskutieren und kritisieren zu lassen, um sie am Ende weiterzuentwickeln – das ist es, was das wissenschaftliche Arbeiten ausmacht.

Portrait Lea Holzamer

Ein Artikel von 
Lea Holzamer