Seit Juli 2023 ziert den Schweinfurter Marktplatz eine außergewöhnliche Einrichtung. Sie lädt ein zum Kaffee trinken und Verweilen, ist aber kein Café. Man sieht dort Menschen jeden Alters an Laptops arbeiten, sie ist jedoch kein Büro. Was verbirgt sich also hinter den großen Schaufenstern?
Veröffentlicht am 13.05.2024
Ist es ein Geschäft? Ein Büro? Ein Café? Nein, es ist die StudyFAB der THWS und der Stadt Schweinfurt! Auf den ersten Blick wissen die meisten Passanten wenig mit dem stilvoll eingerichteten Raum anzufangen. Es hat auch ein wenig gedauert, bis die ersten sich getraut haben, die StudyFAB zu betreten. Aus den anfangs neugierigen Besucherinnen und Besuchern wurden inzwischen viele Nutzende - von Studierenden über Unternehmerinnen und Unternehmer bis hin zu Angestellten oder einfach Schweinfurterinnen und Schweinfurtern, die in ihrer Mittagspause ein bequemes Plätzchen suchen. So findet sich in der StudyFAB ein buntes Publikum zusammen.
Diese Vielfalt ist pure Absicht: Die StudyFAB ist eine innerstädtische Begegnungsstätte für Studierende, Gründende, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie alle innovationsbegeisterten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Schweinfurt. Sie umfasst Projekt- und Kreativräume, Begegnungs- sowie Veranstaltungsflächen. Durch das Projekt soll eine Verschmelzung der Studierenden und der Hochschule mit der Stadtgesellschaft gefördert und studentisches Leben in der Schweinfurter Innenstadt sichtbar gemacht werden. Dies soll die Innenstadt nachhaltig beleben und neue Formen der Nutzung aufzeigen.
Vor allem Hürden und Berührungsängste, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, sollen durch die Begegnungsstätte wieder abgebaut werden. Die StudyFAB ist ein Ort zum Menschsein. Zum Zusammenarbeiten, sozial involvieren oder einfach zum zur Ruhe kommen. „Wir geben einfach einen Raum für Begegnung und Austausch“, fasst Prof. Dr. Volker Bräutigam, der das Projekt von Seiten der THWS betreut, zusammen.
Teil des Projekts „Schweinfurt Fabulous“
Die StudyFAB gehört zum Förderprojekt „Schweinfurt Fabulous“, das das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit knapp einer Million Euro an Bundesmitteln unterstützt. Die Stadt Schweinfurt steht für „Industrie und Kunst“. So ist es auch kein Wunder, dass zu „Schweinfurt Fabulous“ außerdem die KunstFABrik, die RetailFAB und die StadtFABrik zählen. In der KunstFABrik arbeiten Kunstschaffende offen an ihren Projekten. Passanten können also live dabei zusehen, wie Kunst entsteht und mit den Schaffenden ins Gespräch kommen. Die „RetailFAB“ ist die kreative Neugestaltung eines Schaufensters in der Innenstadt und eine Vision für die Zukunft. Mit ihr soll eine positive Atmosphäre und Neugier auf die Innenstadt und ihren Einzelhandel geweckt werden. Mit der StadtFABrik soll eine Machbarkeitsstudie zur Eignung der Schweinfurter Innenstadt für die Ansiedlung urbaner Produktion der Industrie 4.0 durchgeführt werden. Im Fokus stehen innovative und emissionsarme Technologien wie künstliche Intelligenz und Robotik.
Die bequeme Atmosphäre in der StudyFAB entsteht unter anderem durch die Zusammenarbeit mit der KunstFABrik. Diese hat bereits einige Bilder für die Begegnungsstätte in der Schweinfurter Innenstadt zur Verfügung gestellt. Doch auch mit anderen Initiativen arbeitet die StudyFAB unter Federführung der THWS zusammen. Darunter die Start-up-Organisationen Startbahn-27 und der 97-Club sowie die Wirtschaftsjunioren Schweinfurt, um nur einige zu nennen. Zusammenarbeit und Netzwerken wird in der StudyFAB großgeschrieben.
Durch eine Zusammenarbeit mit der Stadt Schweinfurt wurde die StudyFAB jüngst auch zum Standort für eine große Lampentauschaktion. Hierbei konnten Privatpersonen alte, funktionsfähige Glühlampen oder Halogenstrahler gegen die gleiche Anzahl an sparsamen LED-Lampen eines Markenherstellers eintauschen. Unterstützt wurde die Aktion von den Schweinfurter Baumärkten Globus und Bauhaus.
„Business, Beats & Beer“
Einmal im Monat wird die Beleuchtung in der StudyFAB gedimmt und die Türen bleiben über die regulären Öffnungszeiten hinaus geöffnet: Bei der After-Work-Party „Business, Beats & Beer“ sind Studierende, Gründende, Innovationsbegeisterte und jeder, der vorbeikommen mag, eingeladen, um zu netzwerken, auszuspannen und Spaß zu haben. Die After-Work-Partys werden in Zusammenarbeit mit lokalen Bars und Kneipen aus Schweinfurt organisiert. Auch bei den Getränken setzt die StudyFAB auf Lokales: Softdrinks werden von der Brauerei Ullrich Martin aus Hausen (Lkr. Schweinfurt) geliefert, der Kaffee von einer Rösterei aus Schweinfurt.
Nachdem die ersten neugierigen Passanten die StudyFAB zunächst für ein Einzelhandelsgeschäft oder ein Café gehalten hatten, hat sich der Begegnungsraum in der Schweinfurter Innenstadt inzwischen etabliert. „Pro Tag kommen um die 40 Besucherinnen und Besucher“, erzählt Bräutigam. Im Jahr 2023 haben so an 73 Öffnungstagen beinahe 2.700 Menschen das Angebot von Stadt und Hochschule in Anspruch genommen. Und die Zahlen steigen weiter. Dies ist auch eine Folge der ausgeweiteten Öffnungszeiten: Seit Ende November öffnet die StudyFAB auch montags und dienstags ihre Türen. Ohne dass die erweiterten Öffnungszeiten beworben wurden, kamen 30 Leute an beiden Tagen.
Doch ganz ohne Werbemaßnahmen geht es nicht. Deshalb wurde unter anderem ein Telekommunikations-Roboter angeschafft. Ausgestattet mit einem Tablet ist dieser auf dem Marktplatz vor der StudyFAB frei bewegbar und bietet die Möglichkeit, per Videocall mit Passanten in Kontakt zu treten. „Ich bin dann auch selbst raus und habe den Leuten gesagt, kommen Sie doch rein, schauen Sie sich es mal an, es ist offen für jeden“, berichtet Prof. Dr. Bräutigam. Auch mit Plakaten wird für die StudyFAB geworben und künftig sollen die Werbemaßnahmen an der Fassade der StudyFAB selbst noch ausgeweitet werden.
Und wie geht es weiter mit der StudyFAB?
Für Prof. Dr. Bräutigam ist nun erstmal Zeit, „den Erfolg zu genießen“. Die Basisfinanzierung des Projekts ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt und Folgeprojekte haben in der Regel einen gewissen Vorlauf. Ziel ist die Verstetigung der StudyFAB mithilfe der Stadt und der THWS. Ein zweites Ziel ist, mit den Vermietern zu sprechen, um am aktuellen Standort bleiben zu können. Die gute Lage mitten in der Innenstadt am Marktplatz hat ihren Preis. Entweder wäre eine Finanzierung der Personalkosten oder der Miete durch eine moderate Bepreisung der Flächennutzung in der StudyFAB denkbar. Beides zusammen wäre ohne eine Förderung jedoch nicht möglich.
Wer also einen ruhigen Platz zum Arbeiten benötigt, genug vom Homeoffice hat oder einfach nur mal zur Ruhe kommen möchte, ist in der StudyFAB in Schweinfurt bestens aufgehoben. Und wer bisher noch nicht überzeugt ist, für den hat Prof. Dr. Volker Bräutigam noch zwei Totschlagargumente, „Das Wifi ist mega, und der Kaffee auch.“