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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Masterstudium? Oder ab ins Berufsleben?

Entscheidungshilfen und Perspektiven für Studierende: Was ist der optimale Karriereweg nach dem Bachelorabschluss?

 © Adobe Stock/studio v-zwoelf

Bachelor abgeschlossen, und jetzt? Master oder Berufseinstieg? Beides hat Vor- und Nachteile. Welche das sind, wie der Career Service der THWS bei der Entscheidung unterstützen kann, was ein Unternehmensvertreter sagt und wie eine ehemalige THWS-Studierende beides kombiniert hat.

Veröffentlicht am 30.08.2024

Wenn das Bachelorstudium zu Ende geht, stellt sich die Frage: Mache ich noch einen Master? Oder starte ich direkt ins Berufsleben? Wer sich auf den Weg macht, eine Entscheidung zu treffen, sollte sich mit den eigenen Wünschen und Möglichkeiten auseinandersetzen. Denn die Entscheidung ist sehr individuell - und sie hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem Fach, der angestrebten Branche und den Lebensumständen. Ein guter Anfang zur Entscheidungsfindung kann die Frage sein, ob im angestrebten Berufsfeld ein Masterabschluss grundsätzlich erwartet wird.

Wird in meinem Bereich ein Masterabschluss erwartet?

In Fächern wie Chemie, Biologie, Physik, Mathematik, Informatik, Lehramt, Medizin oder Psychologie wird oft ein Master vorausgesetzt. Auch in den Bereichen Lehre, Forschung und Entwicklung ist häufig ein Masterabschluss notwendig, weil ein hoher Wissensstand und Spezialisierung in einem Feld erforderlich sind. In anderen Branchen wie IT, Marketing oder kreativen Berufen wie etwa Design oder Journalismus sind praktische Erfahrungen und Fähigkeiten oft wichtiger als der akademische Grad. Hier kann ein schneller Berufseinstieg nach dem Bachelor sinnvoller sein.

Kathrin Fiedler vom Career Service der THWS rät: „Es kann sinnvoll sein, auch mal direkt bei einem Unternehmen anzurufen und nach den Einstiegsvoraussetzungen zu fragen. Dabei baut man gleich nützliche Kontakte auf.“ Der Career Service unterstützt Studierende beim Berufseinstieg - durch individuelle Beratungen, Workshops oder auch die Organisation von Karrieremessen, die regelmäßig in Würzburg und Schweinfurt stattfinden. Der Besuch einer Messe ist ein guter Weg, um mit Unternehmen in Kontakt zu treten und potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen. 

Aileen Heid (links) und Kathrin Fiedler (rechts) vom Career Service der THWS unterstützen Studierende bei der Karriereplanung (© Daniela Hütter)

Direkt beim Unternehmen nachgefragt kann eine Antwort so aussehen: „Grundsätzlich sind die Karrierechancen bei Rexroth die gleichen, unabhängig davon, ob die Kandidaten einen Bachelor- oder einen Masterabschluss mitbringen. Was zählt, ist die Performance: Leistung und Engagement.“ Die Bosch Rexroth AG ist ein Unternehmen, dass Antriebs- und Steuerungstechnologien produziert. Die Antwort zeigt, dass in vielen Branchen praktische Erfahrung und Leistung wichtiger sind als der konkrete Abschluss.

Für Traineeprogramme, die zum Beispiel auf Führungspositionen vorbereiten, kann ein Master wiederum eine Voraussetzung sein. Hier ist es ebenso wichtig, sich auf den Webseiten der Unternehmen zu informieren und zu überlegen, ob man in eine Führungsposition will oder ein Traineeprogramm interessant findet.

Beim Karrieretag study&stay im Juni 2024 in Schweinfurt konnten Studierende interessante Unternehmen aus der Region treffen und alles über potenzielle Einstiegs- und Karrierechancen erfahren. Die Messe findet zweimal im Jahr statt - in Würzburg im Herbst und in Schweinfurt im Sommer (© THWS/Kathrin Fiedler)

Wann möchte ich anfangen, Geld zu verdienen?

Ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung für oder gegen ein Masterstudium ist der Zeitpunkt, an dem man mit dem Verdienen seines eigenen Einkommens beginnen möchte. Ein Masterstudium bedeutet in der Regel weitere zwei bis drei Jahre Studium, in denen Studierende entweder gar nicht oder nur eingeschränkt berufstätig sein können. Die persönliche finanzielle Situation spielt hier eine wichtige Rolle.

Der Vorteil eines früheren Berufseinstiegs nach dem Bachelor besteht darin, dass man schneller ein regelmäßiges Einkommen hat. Außerdem kann man Berufserfahrung sammeln, die in vielen Branchen genauso wertvoll ist wie ein zusätzlicher akademischer Grad. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens weiterzubilden und beruflich aufzusteigen, ohne den Umweg über ein weiteres Studium zu gehen. 

Auch während des Masterstudiums kann praktische Erfahrung gesammelt werden, etwa durch Praktika oder Werkstudentenjobs. Dies kann zusammen mit Stipendien die finanzielle Belastung verringern.
Unabhängig vom gewählten Weg ist der Praxisbezug wichtig. Jan Saeger, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Bosch Rexroth, betont: „Praxisbezug hat für mich einen hohen Stellenwert. Wenn ich jemanden einstelle, wäge ich immer ab zwischen Erfahrung und Persönlichkeit des Bewerbers oder der Bewerberin, statt nur zu sagen, der Master gewinnt.“

Bezüglich Karriereoptionen und Gehaltshöhe gilt: Je weiter man vom Studium entfernt ist und je mehr Berufserfahrung man hat, desto unwichtiger ist, ob man einen Bachelor- oder Masterabschluss hat. Zwei bis drei Jahre früheres Gehalt kann sich langfristig gegen ein höheres Einstiegsgehalt mit dem Master aufwiegen.

„Praxisbezug hat für mich einen hohen Stellenwert.“ – Jan Saeger

Andere Wege zum Ziel: Kombinationen aus Praxis und Master

Ein Masterstudium kann helfen, sich gezielt zu spezialisieren und die notwendigen Fachkenntnisse sowie Netzwerke aufzubauen, die für die Karriere entscheidend sind. Auch während des Masters können durch Praktika und Werkstudentenjobs Erfahrungen gesammelt werden. Jan Saeger von Bosch Rexroth sagt dazu: „Masterabsolventen haben oft schon mehr Praxis gesammelt, bringen mehr Erfahrung und gegebenenfalls auch schon eine gefestigtere Persönlichkeit mit.“

Ein Masterstudium bietet die Gelegenheit, Interessen zu vertiefen. Es gibt jedoch auch eine Kehrseite: „Vor allem, wenn man den Bachelor und den Master im selben Bereich durchzieht und dann in der Praxis merkt, ‚Es passt doch nicht‘ - dann ist ziemlich viel investiert“, erzählt Nina Kammleiter. Sie studierte im Bachelor BWL mit dem Fokus Marketing und erhielt durch Zufall eine Stelle als Marketingmanagerin bei dem Unternehmen, bei dem sie ihre Bachelorarbeit geschrieben hatte. Sie arbeitete dort zwei Jahre, merkte dann aber, dass sie noch etwas Anderes ausprobieren wollte und entschied sich für den Masterstudiengang Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation an der THWS. An ihren Master hat sie nun ein Volontariat angeschlossen, das sie inzwischen fast abgeschlossen hat. Dieses Volontariat hätte sie auch mit einem Bachelor machen können. Doch damals wusste sie noch nicht, dass sie in diese Richtung wollte.

Dennoch bereut Nina Kammleiter die zwei Jahre im Berufsleben nicht, da sie so die Unternehmenssicht kennengelernt und Geld zurückgelegt hat, was das Masterstudium entspannter gemacht hat. Sie rät jedem mit schon etwas Praxiserfahrung in einen Master zu starten, um sich gezielter auf den Beruf vorzubereiten. Eine weitere Alternative ist, einen Master berufsbegleitend in Teilzeit zu machen. „Viele Unternehmen unterstützen so eine Weiterbildung und -qualifizierung“, weist Kathrin Fiedler vom Career Service auf eine weitere Möglichkeit hin Praxis und Studium zu verbinden.

Fazit: Es gibt nicht die eine Antwort und viele Wege zum Ziel

Letztlich hängt die Entscheidung davon ab, welche Karriereziele verfolgt werden, wie schnell man ins Berufsleben einsteigen möchte und wie wichtig eine spezialisierte Ausbildung im gewünschten Berufsfeld ist. Wenn man nach dem Bachelor weiter studieren will, aber näher an die Praxis heran möchte, lohnt sich vielleicht auch ein Blick in den Katalog der Masterstudiengänge der THWS. Ein Wechsel zwischen Uni und Fachhochschule ist einfach möglich, in den meisten Fällen ist die Fachhochschule praxisorientierter.

Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile und bieten unterschiedliche Chancen und Herausforderungen auf dem Weg in den Beruf. Bei der Entscheidung steht der Career Service gerne beratend zur Seite. Die THWS-Alumna Nina Kammleiter betont: „Es gibt sehr viele Wege zum Traumjob.“

„Es gibt sehr viele Wege zum Traumjob.“ – Nina Kammleiter

Ein Artikel von 
Natascha Hürtgen