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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Gründung: Vom Studium ins eigene Start-up

THWS-Alumni mit Eye-Able und Main-SteckerSolar erfolgreich beim „Würzburger Startup-Preis“ vertreten

 © AdobeStock / Nuthawut

Gründen@Würzburg und die Wirtschaftsjunioren Würzburg kürten auch 2023 die innovativsten Start-ups Würzburgs. Die Gewinner der beiden Kategorien „Global Hero“ und „Local Hero“ setzen sich für Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit ein - beide Teams bestehen zum Teil aus ehemaligen THWS-Studierenden.

Veröffentlicht am 16.07.2024

Eine Hochschule ist nicht nur ein Ort, an dem gelernt und geforscht wird - sie ist auch ein Ort der Innovationen. Laut dem Deutschen Startup Monitor 2023 gelten Hochschulen als elementarer Faktor für innovative Gründungen. So wurden 49,2 Prozent der in der Studie befragten Start-ups vor oder während der Gründung von Hochschulen unterstützt. Neben der Vermittlung von Kontakten zählt der Studie zufolge die Unterstützung durch einzelne Personen wie Professorinnen und Professoren zu den wichtigsten Hilfestellungen. Auch Entrepreneurship-Programme machten die Absolventinnen und Absolventen fit für die eigene Gründung. 

Das spiegelt sich auch an der THWS und in der Würzburger Gründungslandschaft wider. In Studiengängen wie Betriebswirtschaftslehre, E-Commerce oder Medienmanagement werden bereits ganze Vorlesungen mit Gründungsschwerpunkt und Workshops zur Ideenfindung abgehalten. Darüber hinaus bietet das Hochschulprojekt EntrepreneurSHIP Beratungen und Veranstaltungen für interessierte Studierende aus Würzburg und Schweinfurt an. Das verbessert die Gründungskultur der Hochschule und baut das Netzwerk zu Würzburgs Gründerinnen und Gründern weiter aus.

Die Gewinner des „Würzburger Startup-Preises 2023“

Die Förderung der Gründung und des Innovationsgeists unter den Absolventinnen und Absolventen der THWS schlägt sich auch in der Start-up-Szene der Stadt nieder. Die innovativsten Start-ups aus Stadt und Region Würzburgs wurden auch im vergangenen Jahr wieder mit dem „Würzburger Startup-Preis“ ausgezeichnet. Vier der insgesamt sechs teilnehmenden Start-ups haben Verbindungen zur THWS - darunter auch die beiden Gewinnerteams.

Zum achten Mal verlieh das Gründungsnetzwerk „Gründen@Würzburg“ den Startup-Preis in der Kategorie „Global Hero 2023“ für Geschäftsmodelle, die das Potenzial zu überregionalem Erfolg mit sich bringen. Gleichzeitig verliehen die Wirtschaftsjunioren zum fünften Mal den Startup-Preis „Local Hero“, bei dem regionale Gründungsideen ausgezeichnet werden. Den Preis des „Global Heros 2023“ sicherte sich das Software-Start-up Eye-Able, welches sich seit über drei Jahren für mehr Barrierefreiheit im Internet einsetzt. Mit Balkonkraftwerken und der Vision eines nachhaltigeren Würzburgs konnten die Gründer von Main-SteckerSolar den Preis für den „Local Hero 2023“ gewinnen. 

„Global Hero“ Eye-Able für Barrierefreiheit im Internet

Das Gründerteam des „Global Heros 2023“ setzt sich aus Oliver Greiner, Chris Schmidt, Tobias Greiner und Eric Braun zusammen. Im Team gelang es den Gründern, eine Software zu entwickeln, die Website-Betreiberinnen und -Betreiber dabei unterstützt, das eigene Online-Angebot barrierefrei zu gestalten. „Ausschlaggebend für die Gründung war die Vision, das Internet für alle zugänglich zu machen. Vorher habe ich gar nicht darüber nachgedacht mich selbstständig zu machen“, erinnert sich Oliver Greiner. Erkannt habe er den Bedarf durch einen Freund, der aufgrund einer Sehbehinderung sein Studium abbrechen musste. Denn bis heute seien die meisten Webangebote für Menschen mit Behinderung nur schwer zugänglich.

Das Team des Software-Start-ups Eye-Able als Gruppenfoto. Es sind ca. 40 Personen, die gemeinsam in die Kamera lächeln.
Das Team des Software-Start-ups Eye-Able (© Eye-Able)

Nachdem Greiner auf das Problem aufmerksam wurde, arbeitete er während seiner verbleibenden Studienzeit an der weiteren Ausarbeitung des Konzepts -immer mit dem Antrieb im Hinterkopf, Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigten Zugang zu Informationen im Netz zu ermöglichen. „Prof. Dr. Michael Müßig hat mich gepusht, an meiner Gründungsidee zu arbeiten. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen zu gründen“, stellt Greiner klar. Der persönliche Antrieb sowie die Unterstützung durch die Hochschule seien für das Gründerteam schlussendlich entscheidend gewesen, die eigene Idee in die Tat umzusetzen.

Zitat von Oliver Greiner: „Prof. Dr. Michael Müßig hat mich gepusht an meiner Gründungsidee zu arbeiten. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen zu gründen“

Nun, gut drei Jahre nach dem Marktstart im April 2021 haben die Co-Founder den Würzburger Startup-Preis „Global Hero“ gewonnen - eine Art Geschenk der Stadt für das eigene Engagement, wie Oliver Greiner findet. Denn trotz der aktuellen Ziele, europaweite Standorte zu eröffnen, verliert das Würzburger Start-up nicht den Bezug zur Heimat. „Aufgrund der guten Infrastruktur und zentralen Lage eignet sich Würzburg für Gründungen. Deshalb haben wir auch nach wie vor unseren Hauptsitz in Margetshöchheim bei Würzburg“, erklärt Greiner.

Main-SteckerSolar: Mit Balkonkraftwerken zum „Local Hero“

Von den Vorteilen der Würzburger Gründungslandschaft profitiert auch das Team hinter Main-SteckerSolar, Gewinner des „Local Hero 2023“. Maximilian Braun, ehemaliger THWS-Student und Co-Founder Julian Entner, Alumni der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, arbeiten seit über zwei Jahren daran, Würzburg nachhaltiger zu gestalten.

Unter Hauseigentümerinnen und -eigentümern sind Photovoltaikanlagen bereits eine weitverbreitete Lösung, um selbstständig und nachhaltig Strom zu erzeugen. In seiner Bachelorarbeit 2020 wurde Braun allerdings darauf aufmerksam, dass die kleine Schwester der PV-Anlage, das Balkonkraftwerk, noch vergleichsweise unbekannt war. Mit der Geschäftsidee, für jeden die individuell abgestimmte Energieerzeugungsmethode anzubieten und auf Wunsch zu montieren, starteten Braun und Entner 2021 in die Selbstständigkeit. „Die Lösung im Kampf gegen den Klimawandel ist aus unserer Sicht das Balkonkraftwerk“, betont Braun. Main-SteckerSolar wolle aufzeigen, wie einfach die Installation eines Balkonkraftwerks sein kann und welche Beträge Haushalte dadurch jährlich an Energiekosten einsparen können. 

Portraitbild der beiden Gründer
Die Gründer von Main-SteckerSolar: (v. li) Maximilian Braun und Julian Entner (© Maximilian Braun)

Da Braun erst gegen Ende seines Studiums zu der späteren Geschäftsidee von Main-SteckerSolar kam, kannte er zum Zeitpunkt der Gründung die dahingehenden Förderungen der THWS noch nicht. Daher waren Entner und er vom ersten Businessplan bis hin zur Gewerbeanmeldung vorerst auf sich allein gestellt. „Nach meiner eigenen Gründung weiß ich, wie hilfreich finanzielle Unterstützung und ein gutes Netzwerk zu Beginn der Selbstständigkeit sein können“, resümiert Braun. Um finanzielle Risiken zu minimieren und leichter in das Gründernetzwerk einzusteigen, empfehle er Studierenden die mit dem Gedanken der Selbstständigkeit spielen, sich über die Unterstützungsangebote der Hochschule zu informieren.

Zitat von Maximilian Braun: „Nach meiner eigenen Gründung weiß ich, wie hilfreich finanzielle Unterstützung und ein gutes Netzwerk zu Beginn der Selbstständigkeit sein können“

EntrepreneurSHIP an der THWS

Um auch weiterhin das Netzwerk zur Würzburger Gründerszene aufrecht zu erhalten und Studierende zur Gründung zu ermutigen wurde an der THWS das Projekt EntrepreneurSHIP ins Leben gerufen. „EntrepreneurSHIP steht nicht nur für Unternehmertum, das SHIP steht außerdem für Sensibilisierung und Hebung Innovativer Potentiale“, erklärt Dr. Felix Liedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter von EntrepreneurSHIP. Vor diesem Hintergrund wolle das Team auf die eigenen Angebote rund um Gründung hinweisen und Studierende der Hochschule auch zur Gründung qualifizieren.

Eine gute Gründungskultur sei aus Sicht der Hochschule vor allem als Teil des Wissenstransfers wichtig. So können Ideen, die innerhalb der Hochschule entwickelt werden - wie die von Eye-Able und Main-SteckerSolar - im nächsten Schritt ihr Potenzial in der Wirtschaft entfalten.

Ein Artikel von 
Julia Pscheidl