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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Campus Weiterbildung: Digitale Transformation und praxisnahe Weiterbildung in der „Changemaker Journey“

Wie die THWS bayerische Unternehmen dabei unterstützt hat, digitale Produkte menschzentriert, agil und datenbasiert auszurichten

 © THWS/Sandra Achten

Die Digitalisierung beeinflusst kontinuierlich unsere Arbeitswelt. Unternehmen müssen sich anpassen und ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen. Deshalb bietet der Campus Weiterbildung der THWS mit der sogenannten „Changemaker Journey“ eine kostenlose berufsbegleitende Weiterbildung an.

Veröffentlicht am 03.04.2024

Die Digitalisierung ist in aller Munde. Der Wandel der Arbeitswelt fordert Unternehmen jeder Größe: Sie müssen sich und ihre Arbeitsprozesse anpassen und ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen. Mit der „Changemaker Journey“ hat der Campus Weiterbildung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) dafür ein besonderes, insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen in Bayern gerichtetes Angebot entwickelt. „Kleineren Unternehmen fehlen oft die Ressourcen, die digitale Transformation in dem Maße voranzutreiben wie größeren Unternehmen mit eigenen Abteilungen dafür“, erklärt Dr. Sandra Achten vom Projektteam am Campus Weiterbildung. Aufgrund der Förderung des Europäischen Sozialfonds (ESF) war das Angebot für bayerische Unternehmen kostenfrei.

Die Mischung macht's

Das Projekt „Changemaker Journey“ startete Anfang 2022 und ist Ende 2023 ausgelaufen. Insgesamt haben 29 Unternehmen erfolgreich an der Weiterbildung teilgenommen. Dazu gehören unter anderem die Wölfle GmbH, FLYERALARM Digital sowie zahlreiche Selbstständige und IT-Unternehmen aus Würzburg. Die dreimonatige Weiterbildung bestand aus drei Modulen: „Customer Experience“ geleitet von Prof. Dr. Tobias Aubele, „Agiles Projektmanagement“ unter der Leitung von Prof. Dr. Isabel John und „Datenmanagement“ betreut von Prof. Dr. Rolf Schillinger. Anhand der drei Module konnten die Mitarbeitenden der teilnehmenden Unternehmen lernen, digitale Produkte menschzentriert, agil und datenbasiert auszurichten. Jedes Modul umfasste dabei zwei Präsenztage sowie drei Online-Übungen. Eine akademische Vorbildung war nicht zwingend notwendig, was den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen Teilnehmenden mit vielfältigem Wissenshintergrund begünstigte.

Whiteboard mit der Beschriftung Federweißer und saisonal.
Im Modul „Customer Experience“ wurde ein Wireframe für eine Webseite erstellt, auf welcher Federweißer verkauft wird (© THWS/Sandra Achten)
Drei Personen erstellen ein Wireframe an einem Tisch.
Teilnehmende erstellen ein Wireframe unter Anleitung von Prof. Dr. Tobias Aubele (li.) (© THWS/Sandra Achten)

Zu Beginn erwies es sich als herausfordernd, den Teilnehmenden die Verbindung zwischen den Modulen zu verdeutlichen und anfängliche Unsicherheiten zu überwinden. Dies konnte jedoch durch eine einführende Veranstaltung zu den jeweiligen Modulen schnell behoben werden. „Natürlich hat man anhand des Formats die Schwierigkeit, manche zu unterfordern und manche zu überfordern“, sagt Prof. Dr. Schillinger, Leiter des Datenmanagement-Moduls. Doch die Weiterbildung lebe davon, dass Menschen mit verschiedenen Erfahrungsständen gemeinsam teilnehmen und sich gegenseitig unterstützen würden, betont Dr. Achten vom Projektteam und Prof. Dr. Schillinger ergänzt: „Die Mischung macht den Unterschied. Unser Ziel ist nicht nur die gezielte Vermittlung von Bildung gemäß unserem üblichen Lehrauftrag, sondern vielmehr die Unterstützung von Unternehmen bei der erfolgreichen Weiterführung ihres Geschäfts.“

Zitat von Dr. Sandra Achten: 1)	Dr. Sandra Achten „Unsere Weiterbildung lebt davon, dass Menschen mit verschiedenen Erfahrungsständen gemeinsam teilnehmen und sich gegenseitig unterstützen.“

Agile Prozesse spielerisch erleben

Im Modul „Agiles Projektmanagement“ lernten die Teilnehmenden die Grundlagen des agilen Projektmanagements und die flexiblen Herangehensweisen mithilfe der Scrum-Methode. Diese soll dem Projektmanagement-Team helfen, in kurzen, intensiven Sprints beziehungsweise Phasen zu arbeiten, um Produkte schnell zu entwickeln und kontinuierlich zu verbessern. Besonderen Wert legt Prof. Dr. Isabel John auf praxisnahe Anwendungen wie etwa das sogenannte Schneeflockenspiel oder das Kanban Pizza Game, um agiles Arbeiten zu verinnerlichen. Durch das Schneeflockenspiel lernen die Teilnehmenden mit Papier, Schere und Stift wie iteratives Arbeiten funktioniert, indem sie Schneeflocken basteln und an einen Modell-Kunden verkaufen. Marie-Louise Kaiser, die gemeinsam mit Prof. Dr. John die Spiele durchführt, erklärt, das Ziel bestehe darin, die Schneeflocken in jeder Runde stärker an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Abschließend würden Schneeflocken aus der ersten und letzten Runde verglichen, um die Entwicklung zu erfahren. „Durch die Spiele werden die Teilnehmenden dazu animiert, zu überlegen, wie sie agiles Arbeiten in ihren eigenen Arbeitsalltag integrieren können", so Dr. Achten.

Drei Personen schauen auf ein Kanban-Board.
Prof. Dr. Isabel John (li.) erläutert das Kanban-Board (© THWS/Sandra Achten)
Teilnehmende bemalen Pappteller mit roter Farbe, damit sie wie Pizzen aussehen. Es handelt sich um das Kanban-Pizza-Game.
Teilnehmende erstellen eine Pizza-Fertigungsstraße beim Kanban Pizza Game (© THWS/Sandra Achten)
Zitat von Sissi Baudach: „Mithilfe der erworbenen Tools führen wir alle acht Wochen eine Retrospektive durch, identifizieren aktuelle, relevante Themen, diskutieren ihre Dringlichkeit und erarbeiten konkrete Lösungen.“

Sissi Baudach nahm mit ihrem Unternehmen Business Data Solutions GmbH & Co. KG an der Changemaker Journey teil. Gerade das Modul „Agiles Projektmanagement“ habe großen Einfluss auf den aktuellen Arbeitsalltag im Unternehmen gehabt, sagt sie. „Mit Hilfe der erworbenen Tools führen wir alle acht Wochen eine Retrospektive durch, identifizieren aktuelle relevante Themen, diskutieren ihre Dringlichkeit und erarbeiten konkrete Lösungen.“

Usability-Herausforderungen mithilfe von Eye Tracking erkennen

Auch eine nutzerorientierte Website ist im Zuge der digitalen Transformation für Unternehmen unerlässlich. Im Modul „Customer Experience“ konnten die Teilnehmenden lernen, wie eine nutzerorientierte Webseite gestaltet werden sollte, um grundlegende Verhaltensmuster von Menschen konsequent in Prozessen und im Webdesign abzubilden. Im Eye-Tracking-Labor der THWS wurden dann Usability-Tests durchgeführt. Hierbei wird analysiert, wohin Benutzer schauen und wie lange und in welcher Reihenfolge Elemente betrachtet werden. „Dabei werden oft erste Usability-Herausforderungen identifiziert, da Benutzer nicht immer wie erwartet vorgehen“, erläutert Dr. Achten. Die Teilnehmerin Sissi Baudach, die zu diesem Zeitpunkt die Unternehmenswebsite ihres Unternehmens überarbeitet hatte, schätzte auch dieses Modul sehr: „Die erworbenen Kenntnisse flossen direkt in die Umsetzung ein. Ich wünschte, ich hätte die Weiterbildung ein halbes Jahr früher gemacht. Das hätte mir viel Arbeit erspart.“

Denken schärfen und Daten managen

Im Rahmen der Digitalisierung spielen Daten eine immer zentralere Rolle in Strategien und Entscheidungsprozessen. Deshalb vermittelte Prof. Dr. Schillinger im Modul „Datenmanagement“ das erforderliche Know-how für Datengewinnung, Datenmanagement und Datenanalyse. Ihm war es dabei besonders wichtig zu zeigen, dass Data Science nicht nur aus künstlicher Intelligenz besteht, sondern auch Machine Learning umfasst. Er betont: „Bei dem Modul geht es nicht darum zu behaupten, dass man eine bestimmte Kompetenz erworben hat. Vielmehr möchte ich das Denken schärfen, sodass Unternehmen nach draußen gehen und sagen: Von Datenmanagement habe ich schon einmal was gehört, vor einigen Jahren beim Schillinger.“

Praxisnahe Wissensvermittlung am Puls der Zeit

Die praxisnahe und zeitgemäße Vermittlung von Wissen wurde von den Teilnehmenden besonders positiv wahrgenommen. Sie schätzten vor allem die Diskussionen über aktuelle Herausforderungen in ihrem Geschäftsumfeld, die prompten und hilfreichen Antworten bei auftretenden Problemen sowie den intensiven Austausch mit den Dozierenden im Nachgang. Sissi Baudach empfiehlt die Weiterbildung für alle, die modernes Wissen in ihr Unternehmen integrieren möchten. „Ich war begeistert davon, wie nah die Professoren am Puls der Zeit waren“, betont Baudach und Prof. Dr. Schillinger ergänzt: „Als THWS zeichnen wir uns durch qualifizierte Professoren mit industrieller Expertise aus, was eine umfassende Kompetenz in der Weiterbildung ermöglicht, da sowohl das akademische Umfeld als auch die industriellen Arbeitsweisen bekannt sind.“

Zitat von Prof. Dr. Schillinger: „Als THWS zeichnen wir uns durch qualifizierte Professoren mit industrieller Expertise aus, was eine umfassende Kompetenz in der Weiterbildung ermöglicht, da sowohl das akademische Umfeld als auch die industrielle Arbeitsweise bekannt sind.“
Teilnehmende des ersten Durchgangs mit Prof.  Dr. Rolf Schillinger (hinten links) und den ehemaligen Projektmitarbeiterinnen Karina Koberstein (hinten links) und Christiane Herbst (hinten rechts)
Teilnehmende des ersten Durchgangs mit Prof. Dr. Rolf Schillinger (hinten links) und den ehemaligen Projektmitarbeiterinnen Karina Koberstein (hinten links) und Christiane Herbst (hinten rechts) (© THWS/Sandra Achten)

Campus Weiterbildung und Sprache

An der THWS kann man nicht nur studieren, sondern sich auch berufsbegleitend weiterbilden. Der Campus Weiterbildung an der THWS bietet seit über 15 Jahren praxisnahe berufsbegleitende Weiterbildung in der Region Mainfranken an. Das breite Spektrum der Bildungsangebote richtet sich an Einzelpersonen, THWS-Mitarbeitende, Unternehmen und Studierende aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Das Angebot umfasst unter anderem Masterstudiengänge für Fach- und Führungskräfte, Zertifikatslehrgänge z. B. im Bereich Data Science oder Web-Commerce sowie Workshops und Sprachkurse mit dem Ziel der Kompetenzerweiterung und akademischen Weiterbildung.

Zum Campus Weiterbildung der THWS

Fokus Grün, Nachhaltigkeit an der THWS

Ein Artikel von 
Lea Streckfuß