Startups sind mit ihren Geschäftsmodellen und innovativen Ideen ein elementarer Wirtschaftsfaktor. Doch eine Gründung birgt häufig einige Hürden – umso wichtiger ist es der FHWS, angehende Gründerinnen und Gründer aus ihren Reihen zu unterstützen.
„In unserem Mittelstand und damit auch in jeder einzelnen Unternehmensgründung liegt die Zukunft unserer Wirtschaft“, ist Ulrike Machalett-Gehring, Gründungsberaterin an der FHWS, überzeugt. Den Gründerinnen und Gründern kommt so eine große Verantwortung zu – mit vielen Herausforderungen. Schließlich braucht es mehr als nur eine gute Idee: Ein funktionierendes regionales Ökosystem sowie ein gründerfreundliches Klima sind entscheidend für den Erfolg der Startups. Darunter versteht man ein wirksames Zusammenspiel von Gründenden, Unternehmen, Investorinnen und Investoren, Kundinnen und Kunden und regionaler Förderung sowie Bildungseinrichtungen. Laut Deutschem Startup Monitor (DSM) 2019 wurden 81 Prozent der untersuchten Startups von Akademikerinnen und Akademikern gegründet. Das macht Hochschulen zu zentralen Akteuren der Startup-Szene.
Die Relevanz von Hochschulen
„Natürlich ist es immer ein wichtiger Bildungsauftrag, dafür Sorge zu tragen, dass das Thema Existenzgründung oder Startup auch bei Menschen, die vor der eigenen Berufsentscheidung stehen, eine Art Gleichwertigkeit hat“, sagt Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leitung Vorstandsbereich Firmen und Region bei der IHK Würzburg-Schweinfurt. Das bedeutet, dass Studierenden vermittelt werden sollte, dass das Gründenden- und Angestelltendasein gleichwertig ist. Außerdem bieten Hochschulen ein breites Spektrum an vielseitigen Kompetenzen sowie Expertinnen- und Expertenwissen. „Der Zugang zu diesem Wissen ist außerhalb einer Hochschule kaum in diesem Umfang möglich“, sagt Machalett-Gehring. So verwundert es nicht, dass laut DMS 54,6 Prozent der Startups mit wissenschaftlichen Einrichtungen kooperieren. Denn neben den fachlichen Kompetenzen genießen Studierende auch eine Art Welpenschutz. „Diese Unterstützung, die das finanzielle und unternehmerische Risiko minimiert und regelmäßig Feedback gibt, hilft einigen Startups bei den ersten Schritten, die im realen Markt nicht so geschützt hätten durchlaufen werden können“, sagt Monika Waschik vom Gründernetzwerk PIONIER an der FHWS. Demnach scheitern viele angehende Gründerinnen und Gründer an Risikoscheue oder bürokratischen Hürden. Genau sie gilt es zu unterstützen. Denn am Ende zähle für die Hochschule und die Region jedes Startup.
Individuelle und umfassende Förderung
Die Kompetenzen der FHWS sind breit gefächert. Hier haben Studierende mehrere Anlaufstellen. Gründungsinteressierte, die bislang über wenig Basiswissen verfügen, können Grundlagen und erste Kontakte im Rahmen des Allgemeinwissenschaftlichen Wahlpflichtfach (AWPF) Gründen@FHWS erlangen. So hat sich das Thema Gründen als fester Bestandteil des Studiums an der FHWS etabliert – ein Meilenstein, wenn es um die Vermittlung unternehmerischen Denkens geht. Studierende und Absolvierende mit bereits eigenen Geschäftsideen werden am Campus für Angewandte Forschung (CAF) beraten. So bietet die FHWS mit ihren verschiedenen Institutionen ein Rundumpaket für angehende Gründungsaffine. „Die Gründungsunterstützenden der FHWS geben den FHWS-Angehörigen Starthilfe, lesen und kritisieren Businesspläne und stehen mit einem großen Netzwerk für annähernd alle Anliegen potenzieller Gründerinnen und Gründer zur Verfügung“, erklärt Machalett-Gehring. Dabei ist das offene Feedback besonders wertvoll. „Weiterentwickelt haben wir uns hauptsächlich durch das teils auch kritische Feedback, das wir in der FHWS bekommen haben“, sagt Simon Kühnl, der mit Florian Zaschka im fünfköpfigen Team die Onlinelernplattform Intelliqo entwickelt hat. So fördert und fordert die FHWS. Denn: Das Team sei mehrfach ins kalte Wasser geschmissen worden. „Heute sind wir dadurch mutiger und selbstbewusster, und vor allem haben wir keine Angst mehr davor, potenzielle Kunden anzusprechen“, so Kühnl.
Neben Beratungsgesprächen hält Waschik den praktischen Bezug zum Thema Gründen für sehr wichtig. Sie ist sich sicher, „dass der spielerische Einstieg in Ideenfindung, eine erste Ausarbeitung eines Businessmodells und der Prototypenbau die ersten Impulse für eine Gründung geben können“. Wie auch die Campus Startup Night – sie bescherte dem einen oder anderen Studierenden den „Da steckt ja wirklich was dahinter“-Moment, erinnert sich auch Fabian Espach. Er gewann mit seinem Team die 2. Campus Startup Night 2019 mit „Breaking Good“, einem Dämm-Material auf Pilz-Basis. „Die Campus Startup Night war für uns eine große Hilfe. Ja, im Endeffekt der Trigger, der das alles ins Rollen gebracht hat“, so Espach. Bei der Campus Startup Night durchlaufen gründungsaffine Studierende neben Workshops die Phasen einer Gründung von der Idee bis hin zum Pitch vor einer Jury. Auch Zaschka bestätigt: „Das hat sich angefühlt wie 3 Monate Unternehmensgründung.“
Stärkung der Gründungskultur an der FHWS
Durch Fördermittel aus dem Programm EXIST-Potentiale, eine Fördermaßnahme im Rahmen der EXIST-Gründungskultur vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), kann die Hochschule künftig mit dem Projekt EntrepreneurSHIP@FHWS bestehende Strukturen noch weiter ausbauen. „Die praxisorientierte Gründungskultur an der FHWS wird damit wesentlich gestärkt“, betont Machalett-Gehring. Der Fokus liegt auf der Vernetzung von internen und externen Partnern, insbesondere Alumni, der Vermittlung von Leadership-Kompetenzen in der Lehre durch das Modul PIONIER sowie die Beratung und Begleitung von Gründerinnen und Gründern am CAF. Im Modul PIONIER erwerben Studierende zunächst Kenntnisse zum Thema Unternehmertum und Intra/Entrepreneurship, um danach ihre Gründungsideen zu entwickeln und umzusetzen. Im neueröffneten Ideenlabor/MakerSpaces wird dann ein jeweiliges Gründerportfolio erarbeitet.
Mit dem Projekt will die FHWS künftig auch Wettbewerbe und Events noch standortübergreifender gestalten und sich zusätzlich auf Themen wie FEMpreneurship, regionale Aspekte und digitale Herausforderungen konzentrieren. Ebenso soll mit dem Thema FEMpreneurship vor allem jungen Frauen das Thema Gründen mit Know-how und konkreten Tipps nähergebracht werden.
Würzburg und Schweinfurt – Standorte mit Vorteilen
Bayern spielt für das Startup-Ökosystem in Deutschland eine wichtige Rolle. Laut DSM 2019 kommen - nach Berlin und NRW - mit knapp 13 Prozent die meisten Startups aus Bayern. Besonders die Region Unterfranken lebt von ihrer wirtschaftlichen Vielfalt – der hohe Stellenwert von Forschung, Wissenschaft sowie die qualifizierten Fachkräfte schaffen ein gründerfreundliches Umfeld. „Die Voraussetzungen sind eigentlich alle da. Und auch das institutionelle Umfeld hat sich in den letzten Jahren für Gründende massiv verbessert“, sagt IHK-Vize Genders. Laut Gründeratlas Mainfranken 2019 steht die Stadt Würzburg mit durchschnittlich 1.201 Gründungen im Jahr an erster Stelle. Würzburg und Schweinfurt sind zwar noch nicht vergleichbar mit Startup-Hotspots wie Berlin oder der Metropolregion Rhein-Ruhr, aus denen laut DSM 2019 gut 30 Prozent der deutschen Startups kommen. Aber davon können angehende Gründungswillige sogar profitieren: „Weil du relativ wenig Konkurrenzdruck hast, weil sich die Szene hier einfach noch nicht so etabliert hat und weil du dich dadurch langsamer, aber gezielter entfalten kannst“, erläutert Espach.
Potenziale ausschöpfen
„Mit Blick auf die Hochschulen sind wir da auf einem guten Weg“, sagt Genders. Anders sei es im Bereich Finanzierung, der neben der Hochschulnähe zu den Erfolgsgaranten für Startups zähle. „Da ist sicherlich mit Blick auf das Stichwort Venture Capital hier in der Region noch Luft nach oben“, sagt Genders. Und: „Ein hohes Potenzial steckt unserer Meinung nach bei weiblichen Ideengeberinnen, die jedoch, wie überall in der Republik, leider auch in der FHWS bei Ausgründungen noch stark unterrepräsentiert sind“, so Waschik. Hier arbeite die FHWS an Lösungen – mehr Werbung für das Gründernetzwerk und seine Initiativen könnten der Schlüssel zu noch mehr Aufmerksamkeit von Studierenden, insbesondere von Studentinnen, sein. „Ich glaube schon, wenn man das alles stärker bewerben würde, offensiver angehen würde, vor allem in den Studiengängen progressiv Werbung macht, dann geht da schon noch mehr“, sagt Espach. „Dann könnte das zu einem coolen Standort werden.“
Dafür sprechen auch die zahlreichen Kontakte, welche die FHWS mit regionalen Gründungszentren pflegt. In Schweinfurt arbeitet die Hochschule z.B. mit dem Gründerzentrum GRIBS erfolgreich zusammen. Bereits seit 2009 zählen zu dieser Partnerschaft regelmäßige Intensivseminare (AWPF) und praxisnahe Veranstaltungen zum Thema Gründen. Darüber hinaus setzt GRIBS gemeinsam mit dem Zentrum für digitale Innovationen Mainfranken (ZDI) die Digitalisierungs-Initiative Bayerns um. Deshalb finden auch beim ZDI vor allem digitale Startups Unterstützung. Studierende, die sich mit High-Tech-Themen befassen, wenden sich außerdem oft an das Technologie- und Gründerzentrum Würzburg (TGZ). Seit 1987 werden hier Existenzgründerinnen und -gründer bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Geschäftsidee unterstützt. Würzburger Startups, Jungunternehmerinnen und -unternehmer finden sich nach ihrer erfolgreichen Ausgründung im STARTHUB wieder. Das STARTHUB ist eine von der Initiative Gründen@Würzburg geförderte Bürogemeinschaft, die vor allem zum Erfahrungsaustausch und zur Unterstützung untereinander dient.
So bildet die FHWS gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern der IHK, den Gründungszentren in Würzburg und Schweinfurt ein mainfrankenweites Gründerökosystem an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.