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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

ERP-Labor: Echte Daten und reale Fragen

Schnittstelle zwischen Lehre, Forschung und Unternehmen.

 © Adobe Stock / ZinetroN

Im ERP-Labor an der FHWS in Schweinfurt können Studierende lernen, wie Aufgaben im Unternehmen digital geplant, gesteuert und verwaltet werden. Und sie dürfen auch selbst experimentieren und forschen.

Künstliche Intelligenz (KI), Digitalisierung und Industrie 4.0 — das sind drei wichtige Zukunftsthemen. Das sehen die FHWS und Prof. Dr. Alexander Dobhan auch so und haben sie deshalb ins ERP-Labor in Schweinfurt integriert. ERP – Enterprise Resource Planning – steht für die Ressourcen eines Unternehmens, die geplant, gesteuert und überwacht werden. Mittlerweile werden Studierenden der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen hier aber nicht nur ERP-Systeme nähergebracht, sondern sie können auch selbst experimentieren und forschen. „Die ursprüngliche Idee war, Prozesse anschaulich zu gestalten, aber wir haben diese durch einen stärkeren Forschungsanspruch erweitert”, erzählt Laborleiter Dobhan. Es interessiert ihn auch, wie die Zukunft aussieht und gestaltet werden kann. Denn KI, Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern ERP-Systeme stark. Und ERP sei die wichtigste Geschäftsapplikation in Unternehmen — „jedes größere Unternehmen steuert die Geschäftsprozesse damit”, erzählt der Professor. Wie SAP, eines der wertvollsten Börsenunternehmen Deutschlands. Deswegen sei es laut Dobhan so wichtig, die Relevanz und Mechanismen von Systemen deutlich zu machen: „Oft ist das Problem, dass man am Anfang des Studiums die Bedeutung der Systeme nicht versteht — klar, SAP kennt man, aber viele wissen gar nicht, was die genau machen — und da hilft es enorm, wenn man entsprechende Praxispartner hat, die entsprechend präsent sind.”

Zitat von Christian Lang: „Hier in der Region sind wir wirklich der größte Anbieter für SAP-Lösungen und dann ist der Weg hoffentlich ein kurzer, wenn man FIS schon kennt oder in Projektseminaren zusammengearbeitet hat.”

An dieser Stelle kommt der Laborsponsor FIS ins Spiel. Denn über ihn kommen Studierende mit SAP in Kontakt. Die FIS Informationssysteme und Consulting GmbH ist ein IT-Beratungshaus und Gold Partner von SAP. Das heißt, sie bietet SAP-Software und FIS-eigene Software-Lösungen an. Christian Lang, Mitglied der Geschäftsleitung von FIS, erzählt, dass „der Kontakt zur FHWS schon relativ lange durch eine Mitarbeiterin der FIS, die als nebenberufliche Dozentin gearbeitet hat, besteht.” Mit der Zeit habe sich die Kooperation immer weiter vertieft bis hin zum Sponsoring des ERP-Labors. Offiziell wurde 2020 eine langfristige Partnerschaft vereinbart. „Einerseits leistet FIS eine finanzielle Förderung und andererseits freuen wir uns über den fachlichen Austausch”, erklärt Lang weiter. So können neueste Erkenntnisse aus der Forschung direkt in die Praxisanwendungen bei FIS fließen und die Studierenden haben spannende Projektseminare sowie einen potenziellen Partner für Abschlussarbeiten – und natürlich Karrieremöglichkeiten. Jessica Obert, Organisatorin der Kooperation, listet auf: „Angefangen bei Praktika und Abschlussarbeiten bis hin zu unserem Trainee-Programm und Junior-Stellen.” Bewerbungen von Studierenden der FHWS seien immer willkommen: „Wir wachsen stetig und sind immer auf der Suche nach Talenten, die Interesse an SAP haben.” Denn der Sprung zur FIS sei dann nicht mehr weit — gerade wenn man in Mainfranken bleiben möchte. „Hier in der Region sind wir wirklich der größte Anbieter für SAP-Lösungen und dann ist der Weg hoffentlich ein kurzer, wenn man FIS schon kennt oder in Projektseminaren zusammengearbeitet hat”, sagt Lang.

Projekte und Visionen

Im letzten Semester gab es im ERP-Labor ein Projektseminar zum Thema Chatbots. Das sind Systemanwendungen, die künstliche Intelligenz verwenden, um mit Menschen in natürlicher Sprache zu kommunizieren. Die Aufgabenstellung: Reservierungen von Räumen sollen bei FIS zukünftig von einem Chatbot vorgenommen und nicht mehr manuell gebucht werden, beispielsweise über das Sekretariat. „Das ist bei uns im Unternehmen gerade relevant und soll angegangen werden”, erklärt Jessica Obert. Fünf Studierende der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen durften also einen Prototyp entwickeln, der in der Lage ist, Sitzungsräume in der FIS zu buchen. Für das Kick-off haben sich alle Beteiligten bei FIS getroffen. „Es war sehr schön, die Studierenden auch mal vor Ort begrüßen zu können”, erzählt die Organisatorin. Und auch den Studierenden hat das Projekt gefallen, wie Studentin Shilpa Sharma erzählt: „Unsere Partner bei FIS, insbesondere der für dieses Projekt zuständige Betreuer, waren in allen Phasen des Projekts sehr hilfreich und wir konnten dadurch viel lernen.” Vor allem geht es Prof. Dr. Dobhan um praxisnahe Anwendungen und realistische Fallbeispiele. Das schätzt Student Thorsten Weber: „Ich finde Labore oder praktische Herangehensweisen generell viel besser und wenn ich an die Projekte denke, die ich in der Vertiefung Digital Business machen durfte, kann ich nur sagen, dass ich dort sehr viel lernen konnte.” Studentin Lara Albert findet gut, „dass den Studierenden dadurch die Möglichkeit geboten wird, die Welt des Enterprise Resource Plannings anhand unterschiedlicher Software-Systeme kennenzulernen.” Außerdem sei es toll, dass die Türen des ERP-Labors zu jeder Zeit für die Studierenden offenstehen.

Neben FIS bestehen mit anderen Partnern ebenfalls immer mal wieder Projekte, aber die Kooperation mit dem Labor-Sponsor ist stärker auf Langfristigkeit angelegt: „Sowohl in der Forschung, als auch in der Lehre ist es mir wichtig, möglichst langfristige Partnerschaften zu schließen”, sagt Dobhan. Und FIS biete sich dafür an, da das Unternehmen praktisch vor der Haustür sitze und ein relevanter Player in der Region sei.

Mit dem ERP-Labor soll eine Umgebung voller Möglichkeiten geschaffen werden. Zum einen durch die gute Schnittstelle zwischen Lehre, Forschung und Transfer ins Unternehmen. „Zum anderen dient es der Veranschaulichung von Prozessen, zukünftigen Technologien und Einflüssen auf ERP-Systeme”, wie Dobhan erläutert. Für die Studierenden sei es wichtig, ihre Gedanken und theoretischen Konzepte mit realen Daten testen zu können, sagt Student Dominik Goletz: „Gerade während meiner Masterprojekte, in denen ich die Optimierung der Stammdatenqualität in ERP-Systemen mittels künstlicher Intelligenz untersucht habe, konnte ich stark von der vorhandenen Infrastruktur profitieren und meine Programme direkt testen.” Die Vision hinter dem Labor ist zweiteilig: „Einerseits die Weiterentwicklung von Geschäftsapplikationen sowie die Integration neuer Möglichkeiten — andererseits die Schaffung kleiner Use Cases innerhalb einer großen Idee, an denen wir Dinge für die Forschung und Lehre ausprobieren können”, erklärt der Laborleiter. Vor allem soll die Vision für die Studierenden und den Laborpartner nützlich und interessant sein. Davon ist auch Dominik Goletz überzeugt: „Theoretisches Wissen ist definitiv wichtig, aber praktische Erfahrung ist für den Berufseinstieg noch wichtiger!”. 

Schaugrafik Lehre, Praxis und Systeme
Das ERP-Labor verbindet Lehre und Praxis in einer lebendigen Art und Weise und greift dabei auf eine Vielzahl an verschiedenen Systemen zurück.
Prof. Dr. Alexander Dobhan mit Studierenden im Labor.
Prof. Dr. Alexander Dobhan mit Studierenden im Labor. (© Stefan Bausewein)
Zitat von Jessica Obert: „Das Ziel für Projekte ist, den Studenten zu zeigen, wie es wirklich im Unternehmen läuft, wenn man Projekte durchführt — und ich finde es sehr schön, sowas vermitteln zu können.”

Eine harmonische Zusammenarbeit

Glücklich und zufrieden — das ist die Quintessenz, wenn man mit Jessica Obert, Christian Lang und Prof. Dr. Alexander Dobhan über die Kooperation zwischen FIS und FHWS spricht. „Am meisten Spaß macht mir, dass die wissenschaftliche Lehrtätigkeit durch eine Hands-on-Mentalität ergänzt wird, was im Hochschulbereich nicht immer selbstverständlich ist”, sagt Dobhan. Zwischen den Partnern herrscht permanenter Austausch und Absprache. Christian Lang findet die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dobhan erfrischend, „weil er dynamisch und begeisternd ist — und das nicht nur in Richtung der Studierenden, sondern auch der FIS — von daher finde ich es immer spannend, mich mit ihm auszutauschen, was wir in Zukunft so machen.” Und es solle ja um die Zukunft und um die Studierenden gehen, sagt auch Jessica Obert: „Das Ziel für Projekte ist, den Studenten zu zeigen, wie es wirklich im Unternehmen läuft, wenn man Projekte durchführt — und ich finde es sehr schön, sowas vermitteln zu können.”

ERP-Systeme, künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Industrie 4.0 werden auch in den kommenden Jahren hochaktuelle Themenkomplexe bleiben. Und FHWS und FIS sind mit dem ERP-Labor mittendrin. 

Portrait Lea Holzamer

Ein Artikel von 
Lea Holzamer