×
Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

FIT4Germany: Willkommen in Mainfranken

Wie die THWS internationale Studierende und die Region zusammenbringt

 © THWS/Anca Aicha

Das Projekt FIT4Germany unterstützt internationale Studierende beim Weg durchs Studium und ins Berufsleben. Mit innovativen Ansätzen fördert die THWS die Integration und stärkt gleichzeitig den regionalen Arbeitsmarkt.

Veröffentlicht am 26.05.2025

An der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) studieren rund 2.700 internationale Studierende aus über 80 Ländern. Um diesen bei ihrem Studium in Deutschland so gut wie möglich zur Seite zu stehen, wurde im vergangenen Jahr das Projekt FIT4Germany ins Leben gerufen. Dieses wird bis einschließlich 2028 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. An der THWS wird das abteilungs- und fakultätsübergreifende Projekt vom Hochschulservice Internationales, dem Campus Weiterbildung und Sprache sowie der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften organisiert.

Links steht eine Frau mit grünem Kleid und Hijab, rechts steht ein Mann mit schwarzem Anzug. Beide Blicken lächelnd in die Kamera.
Anca Aicha und Martin Gleißner vom Projekt FIT4Germany bei der DAAD-Auftaktveranstaltung (© DAAD)

FIT4Germany verfolgt das Ziel, internationale Talente in der Region zu halten und damit den Fachkräftemangel abzumildern. „Der Gedanke ist: Wenn sich jemand schon während des Studiums ein Leben hier in der Region Mainfranken aufgebaut hat, dann fällt es ihm leichter, später Arbeit bei uns zu finden – was wiederum die Region stärkt“, erklärt Martin Gleißner vom Hochschulservice Internationales und Koordinator des Projekts. Damit das gelingen kann, kümmert sich die THWS schon frühzeitig darum, geeignete junge Leute anzuwerben, damit sie sich für ein Studium hier entscheiden. FIT4Germany fördert verschiedene Maßnahmen mit dem Ziel, die Zahl der internationalen Studierenden zu erhöhen, deren Studienerfolg und damit die Zahl der Absolventinnen und Absolventen zu verbessern und schließlich den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern. Das wiederum stärkt den deutschen und den mainfränkischen Arbeitsmarkt.

Ausreichende Vorbereitung

Entscheidend für ein erfolgreiches Studium ist eine gute Vorbereitung. „Im Projekt bemühen wir uns um den Aufbau sogenannter Vorbereitungsklassen, die internationale Studieninteressierte in ihren Ländern auf ein Studium an der THWS vorbereiten, indem sie ihnen die notwendigen Sprachkenntnisse und Fachkenntnisse vermitteln, die mit einem deutschen Abitur vergleichbar sind“, erzählt Gleißner. Zu Studienbeginn gibt es für die Erstsemester dann die Orientierungstage, wo sie viele Informationen über das Leben und Studieren an der THWS erhalten. Sie bekommen beispielsweise Unterstützung bei Behördengängen, beim Eröffnen eines Bankkontos oder dem Abschluss einer Krankenversicherung sowie bei studienrelevanten Themen wie Prüfungsanmeldung oder Semesterrückmeldung. Ein interkulturelles Training zu Studienbeginn verdeutlicht den Erstsemestern, was mit einem Studium in Deutschland verbunden ist. „Dass sich nämlich Verhalten und Reaktionen kulturbedingt unterscheiden können“, so Gleißner. Außerdem wird jedes Semester die Veranstaltung „Willkommen in Mainfranken“ organisiert, die die Erstsemester untereinander vernetzen soll.

Soziales Engagement während des Studiums

Auch während des Studiums bekommen die internationalen Studierenden jede Menge Unterstützung. Der Campus Weiterbildung und Sprache beispielsweise bietet im Rahmen des Projekts kostenlose Deutschkurse auf den Niveaus B2 und C1, Fachsprachkurse und ab dem Sommersemester 2025 auch duale Sprachkurse kombiniert mit Führungen durch Unternehmen an.

Auch die Koordinationsstelle für Service Learning ist am Campus Weiterbildung und Sprache angesiedelt. Hier haben internationale Studierende die Gelegenheit, aktiv an gemeinnützigen Projekten teilzunehmen. Anca Aicha, wissenschaftliche Mitarbeiterin der THWS und verantwortlich für die Koordinationsstelle, hebt hervor: „Die Kooperation mit lokalen Organisationen, Vereinen und sozialen Einrichtungen ermöglicht unseren internationalen Studierenden, wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln und sich engagiert in die Gemeinschaft einzubringen.“

Die Bedeutung dieser Erfahrungen und die Beweggründe der Studierenden, sich für das allgemeine Wahlpflichtfach „Service Learning: Connect-Reflect“ zu entscheiden, werden jedes Semester offensichtlich. „Viele Studierende sind motiviert, neue Kontakte zu knüpfen, außerhalb des regulären Curriculums neue Erfahrungen zu sammeln, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, neue Arbeitsweisen kennenzulernen oder sich ehrenamtlich zu engagieren, wie sie es bereits in ihrer Heimat getan haben“, erklärt Aicha. So organisierten die Studierenden mit der Caritas eine Game Night für Seniorinnen und Senioren oder mit dem Kinderschutzbund eine Schnitzeljagd zum Thema Kinderrechte. „Der Campus Weiterbildung unterstützt die Integration in den Unternehmen und die Vernetzung während des Studiums“, so Aicha. „Gleichzeitig fördert Service Learning die soziale Integration, indem es den Studierenden ermöglicht, Kontakte zur Gesellschaft zu knüpfen. Es ist nicht nur wichtig, welchen Job man später hat, sondern auch, dass man sich in der Gemeinschaft wohlfühlt, denn dann bleibt man gerne dort."

Ein weiteres Angebot im Rahmen des FIT4Germany-Projekts ist der Workshop „Visual Thinking trifft KI: Kreative Ideen in 3D gestalten“. Hierbei können Studierende und Mitarbeitende aus regionalen Unternehmen an einem Teamwork-Modell teilnehmen. In Tandems tauchen sie in die Welt der 3D-Modellierung ein, schaffen Visualisierungen und präsentieren ihre Ergebnisse vor einem Publikum.

„Es ist nicht nur wichtig, welchen Job man später hat, sondern auch, dass man sich in der Gemeinschaft wohlfühlt, denn dann bleibt man gerne dort.". Anca Aicha
Fünf Studierende stehen im Kreis und sind vertieft in ihre Arbeit.
Internationale Studierende beim allgemeinen Wahlpflichtfach „Service Learning: Connect-Reflect“ (© THWS/Anca Aicha)

Von Studierenden für Studierende

Die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften wiederum belebt FIT4Germany mit den sogenannten Peer-to-Peer-Projekten. Diese werden von Bachelor-Studierenden der Sozialen Arbeit mit dem Vertiefungsbereich „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“, im sechsten und siebten Semester organisiert. Zu den Projekten gehören ein hochschulübergreifendes Buddy-Programm und ein Online-Sprachcafé, in dem Studierende auch außerhalb der Kurse ihre Sprachkenntnisse verbessern können. „Im Rahmen des Projekts Peer-to-Peer-Information haben wir im Sommersemester 2024 eine Infoveranstaltung zum Thema ,Studium und Ausbildung in Deutschland' für unbegleitete, minderjährige Geflüchtete organisiert“, berichtet Anca Aicha. Im Wintersemester folgte eine weitere Veranstaltung mit Informationen über das Studium an der THWS und das Leben in Deutschland für die internationalen Studierenden. Zudem gibt es die Peer-to-Peer-Media-Gruppe. Diese hat in Zusammenarbeit mit dem Hochschulservice Internationales verschiedene Erklärvideos für internationale Studierende erstellt, zum Beispiel zum Thema Hochschulzugangsberechtigung oder über die Krankenversicherung. Außerdem verantwortet die Gruppe den Instagram-Kanal des Projekts.

Studierende sitzen an Tischen und blicken auf eine Präsentation, die auf eine Leinwand geworfen wird. Zu sehen ist die Überschrift "Housing". Thema der Präsentationsfolie ist Mülltrennung.
Internationale Studierende bei einer Peer-to-Peer-Informationsveranstaltung in Schweinfurt (© THWS/Anca Aicha)

Lokale Unternehmen werden ebenfalls bei FIT4Germany eingebunden. „Es gibt verschiedene Kooperationen mit Firmen, bei denen wir Firmenbesichtigungen veranstalten, oder wir laden Personalmanager ein, um ein Bewerbungstraining zu halten“, erzählt Martin Gleißner. Zudem werden Karrieremessen wie die Study & Stay oder die Veranstaltung Career Meet-up organisiert. „Dort haben Studierende die Möglichkeit, Personalmanager zu treffen und sich direkt zu bewerben“, sagt Gleißner. Der Career Service der THWS hilft Studierenden zudem mit Workshops zu Themen wie Vorstellungsgesprächen, Gehaltsverhandlungen, Business Etiquette oder Assessment Center.

Um den Erfolg von FIT4Germany zu messen, wollen die Verantwortlichen eine Studienverlaufsanalyse erstellen. Weil nur beschränkt Informationen verwendet werden dürfen, sieht Martin Gleißner darin die größte Herausforderung. „Wichtig ist bei unseren Angeboten Beständigkeit.“ Ein Projekt sei nach ein paar Jahren beendet, wenn die Förderdauer abgelaufen sei, aber die Aufgabe bleibe weiterhin bestehen. „Unsere Herausforderung ist es, diese Aufgaben auch nach Ablauf des Projekts weiterzuführen.“

„Wichtig ist bei unseren Angeboten Beständigkeit“. Martin Gleißner

Ein Artikel von
Lina Demmel