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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Australien: Zum Forschen einmal um die Welt

Zwei Masterstudierende der THWS erzählen von ihrem Forschungssemester in Australien

 © AdobeStock / totajla

Adrian Müller und Usama Ali haben den Masterstudiengang Elektro- und Informationstechnik an der Fakultät Elektrotechnik der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) studiert. Nach dem dritten Semester bekamen Sie die Möglichkeit, gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Kaupp, Institutsleiter des Centers für Robotik, ein Forschungssemester in Sydney zu absolvieren.

Veröffentlicht am 05.09.2024

Ein Roboterarm, ausgestattet mit Sensoren und Kameras, um die Zusammenarbeit mit Menschen effizient und sicher zu gestalten: Diese Entwicklung stand im Zentrum eines Forschungssemesters, das Adrian Müller und Usama Ali im Rahmen ihres THWS-Masterstudiums der Elektro- und Informationstechnik in Australien absolviert haben. Häufig wird ein Auslandssemester vor allem im Bachelorstudium verortet. Auch im Masterstudium mit einer Regelstudienzeit von nur drei Semestern ist ein solcher Aufenthalt möglich, beispielsweise durch die Verlängerung auf ein viertes Semester. Doch neben dem klassischen Auslandssemester, in dem Studierende vor Ort Kurse besuchen und Prüfungen ablegen, die im Anschluss von der THWS anerkannt werden, gibt es auch die Möglichkeit, ein sogenanntes Forschungssemester im Ausland zu absolvieren. Dabei liegt der Fokus neben der persönlichen Weiterbildung auf dem Projekt für die Bachelor- oder Masterarbeit sowie der Unterstützung der jeweiligen Partneruniversität.

Adrian Müller begegnet einem sehr neugierigen Känguru in Australien (© Adrian Müller)
Robotergruppe im UTS-Labor (© Adrian Müller)

Im Fall von Adrian und Usama entstand der Kontakt über Prof. Dr. Tobias Kaupp, Institutsleiter des Centers für Robotik (CERI) an der THWS, der selbst in Sydney studiert hat. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wegweisend ein Auslandsaufenthalt sein kann - für die fachliche, berufliche und vor allem die persönliche Entwicklung. In meinem Fall ging es mit einem Praktikum in Neuseeland los. Man muss es sich nur zutrauen, die Horizonterweiterung passiert dann automatisch.“, so Prof. Dr. Kaupp. Demnach wollten die beiden die Gelegenheit, in Australien an der University of Technology Sydney (UTS) in Robotik zu forschen, nicht verpassen. So hatten sie die Möglichkeit, ihr Projekt für die Masterarbeit in einem internationalen Umfeld zu vertiefen und zugleich wertvolle Einblicke in eine Forschungskooperation zu gewinnen.

Zitat von Prof. Dr. Tobias Kaupp: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wegweisend ein Auslandsaufenthalt sein kann - für die fachliche, berufliche und vor allem die persönliche Entwicklung. In meinem Fall ging es mit einem Praktikum in Neuseeland los. Man muss es sich nur zutrauen, die Horizonterweiterung passiert dann automatisch.“
Das australische Forschungsteam präsentiert seinen Roboterarm: Prof. Dr. Tobias Kaupp (2. v. li.), Adrian Müller (re.), Usama Ali (2. v. re.) und zwei Personen des australischen Forschungsteams (© Adrian Müller)

Forschungsschwerpunkt: Kollaborative Robotik

Der Roboterarm, den Adrian und Usama entwickelt haben, soll direkt mit dem Menschen agieren. Der Roboter kümmert sich um die präzisen, immer wiederkehrenden Aufgaben, während der Mensch die variablen Dinge übernimmt und Materialien wie Gummi verarbeitet, die der Arm nicht greifen kann. Der Fokus liegt dabei auf der Erkennung und Vermeidung von Hindernissen. Diese Technologie soll den Robotern ermöglichen, ihre Umgebung präziser wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren. „Damit hatten wir ein Thema, konnten uns gemeinsam damit auseinandersetzen und unser Wissen vertiefen“, erzählt Adrian. Während des Aufenthalts in Australien haben sie dazu ein wissenschaftliches Paper veröffentlicht, auf einer Konferenz vorgestellt und inzwischen in einem renommierten Journal eingereicht.

Roboterhund im UTS-Forschungslabor (© Adrian Müller)
Zitat von Adrian Müller: „In diesem Team zu arbeiten war ganz anders als in Deutschland, insbesondere wegen der offeneren Mentalität“

Die Studierenden haben in einem Großraumlabor geforscht, was den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Australierinnen und Australiern erleichterte. Diese haben parallel auch mit anderen Robotern gearbeitet, zum Beispiel einem Roboterhund oder kleinen, menschenähnlichen Robotern. Die gemeinsame Arbeit im internationalen Team hat eine offene und kommunikative Atmosphäre geschaffen, die sich von der eher formellen Arbeitsweise in Deutschland deutlich abhebt. „In diesem Team zu arbeiten war ganz anders als in Deutschland, insbesondere wegen der offeneren Mentalität“, berichtet Adrian weiter. Zusätzlich zur Arbeit im Labor nahmen Adrian und Usama an verschiedenen Vorträgen und Gruppentreffen teil.

Herausforderungen und persönliche Erfahrungen

Das Auslandssemester wurde mittels Stipendien finanziert: Einer erhielt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der zweite wurde durch das Promos-Programm unterstützt. Diese Förderung ermöglichte es, sich vollumfänglich auf die Forschungsarbeit vor Ort zu konzentrieren. Die Organisation des Aufenthalts, einschließlich Flüge und Visa, übernahmen die Studierenden selbst, mit Unterstützung von Seiten der Universität vor Ort.

Neben den fachlichen Vorteilen brachte der Aufenthalt in Australien auch viele persönliche Eindrücke mit sich. Die Studierenden konnten ihr Englisch verbessern und Kontakte knüpfen. Abgesehen von den Kolleginnen und Kollegen im Labor lernten sie zum Beispiel auch Leute bei der Wohnungssuche kennen. „Natürlich ist es schwer, über die weite Entfernung den Kontakt zu halten aber mit der Arbeitsgruppe aus Australien haben wir noch regelmäßig Kontakt, um unser Projektthema auch hier an der Hochschule weiterzuführen“, erzählt Usama.

Daneben gab es auch ausreichend Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen: An den Wochenenden waren die beiden am Ozean spazieren, in Nationalparks wandern oder in Museen unterwegs. In den Weihnachtsferien hatten die Studierenden insgesamt knapp drei Wochen Zeit zum Reisen. Adrian fuhr mit dem Auto die Südküste entlang, während Usama Neuseeland erkundete. Neben der hervorragenden Flora und Fauna hat sich bei den beiden Masteranden vor allem die multikulturelle Vielfalt eingeprägt. „Australien ist uns als eine Mischung aus europäisch, asiatisch und amerikanisch geprägtes Land in Erinnerung geblieben. Ich glaube jedoch, es gab keine Kultur, die dort nicht vertreten war“, so Usama weiter.

Ein längerer Aufenthalt im Ausland bringt natürlich auch immer einige Herausforderungen mit sich. Dazu zählen die schwierige Wohnungssuche in Sydney wegen der hohen Mieten und die Vielzahl an gefährlichen Tieren oder Insekten in Australien. Rückblickend sind diese Probleme jedoch eher nebensächlich. Die Zeit in Australien hat die Studierenden offener für zukünftige Auslandsaufenthalte oder auch Jobs außerhalb von Deutschland gemacht. Adrian hatte sich vorgenommen, „flexibel und offen zu sein und sich nicht vorher schon von möglichen Gefahren abschrecken zu lassen“- und damit ist er super zurechtgekommen.

„Unglaublich viel gelernt“

Insgesamt war das Forschungssemester ein voller Erfolg. Adrian und Usama sind dankbar für die Möglichkeit und froh, dass sie diese Erfahrung machen durften. Solche Projekte zeigen, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist und wie inspirierend und nützlich Forschungskooperationen sein können. „Die sechs Monate waren wirklich unglaublich schön und vor allem haben wir unglaublich viel gelernt, fachlich als auch persönlich. Wir können es wirklich jedem empfehlen, diese Chance zu nutzen“, zieht Adrian Bilanz. Usamas Tipp für einen längeren Auslandsaufenthalt: „Es ist entscheidend, locker an die Dinge ranzugehen und sich nicht zu sehr darauf zu fixieren. Man muss nicht im Voraus wissen, wie alles ablaufen wird. Man sollte lieber offen und neugierig in die Situation gehen und schauen, was sich ergibt. Selbst wenn der erste Monat vielleicht nicht optimal läuft, findet man schon in seinen Rhythmus.“

Zitat von Usama Ali: „Es ist entscheidend, locker an die Dinge ranzugehen und sich nicht zu sehr darauf zu fixieren. Selbst wenn der erste Monat vielleicht nicht optimal läuft, findet man schon in seinen Rhythmus.“

Ein Artikel von
Janina Lutz