Viele Studierende zieht es während ihres Studiums ins Ausland. Doch können sie es auch bezahlen? Wir verraten, wie ein Auslandssemester finanzierbar wird, und erklären, warum Studierende unbedingt andere Länder bereisen sollten.
In unserer schnelllebigen und vernetzten Welt erscheint kaum etwas unmöglich. Über soziale Netzwerke können wir mit Menschen aus allen Ländern dieser Welt kommunizieren. Mit Hilfe von Virtual-Reality-Brillen kann jeder erdenkliche Ort bereist werden, ohne die Wohnung zu verlassen. Doch das reicht vielen nicht aus. Daher bietet die THWS Studierenden aus allen Studiengängen die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Ein Auslandsstudium ist mit gewissen Herausforderungen vor allem finanzieller Natur verbunden. Doch die Vorteile überwiegen bei weitem.
Die persönliche und sprachliche Entwicklung ist unvergleichlich
„Mit Menschen zu sprechen, eine neue Sprache zu lernen, andere Mentalitäten und Kulturen zu entdecken und die Natur zu erleben, ist eine unvergessliche Erfahrung“, schwärmt Luna Heuler, Bachelorstudentin in Wirtschaftsingenieurwesen an der THWS. Luna hat im Frühjahr 2022 ein Semester an der LAB University of Applied Science in Lappeenranta, Finnland, verbracht. Neben der Verbesserung der sprachlichen Kenntnisse, lernen die Studierenden Selbstständigkeit, entwickeln sich persönlich weiter und bauen ihr privates Netzwerk aus. „Ich habe Freunde fürs Leben gefunden. Erst diesen Sommer hatte ich mit meinen Freunden aus Finnland eine Reunion“, berichtet Jonas Sauer, Student im Bachelorstudiengang Medienmanagement an der THWS, aus seinem Auslandssemester in Finnland im Frühjahr 2021. Und damit ist Jonas nicht der Einzige. Neben ihren Freundinnen und Freunden vermisst Luna am meisten die finnischen Studierenden-Traditionen. „Jede Fakultät hat ihren eigenen Overall, meiner ist schwarz“, erzählt Luna, „bei jeder Party wurden sie getragen und für jedes absolvierte Spiel wurde ein neuer Sticker auf den Overall geklebt.“
Trotz Online-Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie konnten Luna und Jonas ihr Studierendenleben im Auslandssemester in vollen Zügen genießen. „Das Schlimmste, was mir passiert ist, war, dass ich am Ankunftstag fast an der falschen Bushaltestelle ausgestiegen wäre, weil ich die finnischen Schilder nicht lesen konnte. Der Busfahrer hat mich dann drauf hingewiesen, dass ich noch eine Station weiter muss“, sagt Jonas über seine Anfangszeit in Finnland und lacht. Um heute solche Anekdoten erzählen zu können, mussten beide Studierenden über ihren Schatten springen, doch laut eigenen Aussagen hat es sich eindeutig gelohnt. „Es sind unvergleichliche Erfahrungen, die jeder machen sollte“, resümiert Luna. „Und macht euch keine Sorgen! Ihr findet schneller Anschluss als ihr denkt“, fügt Jonas hinzu.
So können Studierende ihr Auslandssemester finanzieren
Doch ein Auslandsstudium geht auch ins Geld: Ob Miete, Lebenshaltungskosten, Studiengebühren, Auslandsversicherungen, Reisekosten, Handyverträge oder das tägliche Leben: Auf Austauschstudierende kommen vielfältige Kosten zu. „Doch damit lassen wir unsere Studierenden nicht allein“, verspricht Thomas Schmitt vom Hochschulservice International (HSIN) der THWS. „Wir beraten die Studierenden, gehen an die Fakultäten, veranstalten Informationstage und klären über die Förderprogramme auf“, so Schmitt. Die THWS bietet verschiedene Förderprogramme für unterschiedliche Länder an.
Erasmus-Förderprogramme der EU-Kommission
Um sich ihr Auslandssemester leisten zu können, haben sich beide Studierenden für das Programm Erasmus+ beworben und wurden angenommen. Die Erasmus+-Förderung für Programmländer gilt für alle Länder innerhalb der EU. Erasmus+ für Partnerländer schließt zusätzlich Länder, mit einem Assoziierungsabkommen, wie China oder die USA, mit ein. Die Erasmus-Förderprogramme, bestehen bereits sehr lange und sind etabliert. Das Netzwerk an Hochschulen, die Erasmus-Förderungen anbieten, ist daher sehr breit aufgestellt und der Bewerbungsprozess unkompliziert. Die Studierenden müssen sich lediglich bei ihrer Fakultät um ein Auslandssemester in einem Land der Erasmus-Programme bewerben und wenn sie dort eine Zusage erhalten, sind sie automatisch im entsprechenden Erasmus-Programm angenommen.
Für Studierende ist außerdem von Vorteil, dass sie bereits vor der Ausreise aus Deutschland wissen, wie hoch ihre finanzielle Unterstützung sein wird. Damit können sie genauer planen. Zudem erhalten alle Studierenden, die in das gleiche Land gehen, auch die gleiche Förderung. Unterschiede gibt es lediglich zwischen den Ländern. Auslandsstudierende in Finnland bekommen aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten bspw. den Erasmus+-Höchstsatz von 450 Euro im Monat, während Auslandsstudierende in Polen einen geringeren Monatssatz erhalten.
Zusätzlich zu dieser Grundrate bieten die Erasmus-Förderungen zwei sogenannte Top-ups an: Einmal für „Green Travel“ – so können Studierende, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wie Zug, Bus, Schiff oder Fahrgemeinschaften in das Zielland reisen, können einen einmaligen 50-Euro-Bonus zusätzlich zur Grundrate erhalten. Zudem bekommen Studierende mit „Fewer Opportunities“ einen Bonus von bis zu 250 Euro. Dieser Zuschuss richtet sich an Erstakademiker, Studierende mit Kind, Studierende, die einer Nebentätigkeit nachgehen, oder Studierende mit einem körperlichen oder geistigen Einschränkungsgrad von mindestens 20 Prozent.
Die Erasmus-Programme fördern Studierende maximal vier Monate am Stück. Wer länger im Ausland bleiben möchte, muss einen neuen Antrag für weitere vier Monate stellen. Insgesamt können Studierende pro Studienzyklus für maximal zwölf Monate finanziell unterstützt werden. Wichtig für Studierende ist außerdem, dass die Förderung nicht monatlich ausgezahlt wird, sondern dass vor Antritt des Auslandssemester 80 Prozent der gesamten Fördersumme überwiesen werden und nach der Rückkehr die restlichen 20 Prozent auf dem Konto eingehen.
Wo die Erasmus-Programme nicht gelten, gibt es alternative Fördermöglichkeiten wie etwa das Promos-Stipendium des DAAD oder Auslands-BAföG. Das Promos-Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) richtet sich gezielt an Studierende im Nicht-EU-Ausland. „Hier beantragen wir jedes Jahr finanzielle Mittel, die eins zu eins an die Studierenden weitergegeben werden“, erklärt Thomas Schmitt. Je nach Partnerland erhalten Studierende insgesamt zwischen 1.200 und 2.500 Euro. Grund dafür ist, dass diese Förderung Länder etwa in Südamerika oder Afrika miteinbezieht, die schwerer zu bereisen sind und wo die Flüge bereits teurer sind. Dementsprechend erhalten Auslandsstudierende je nach Land eine monatliche Förderung von 350 bis 450 Euro. Die Bewerbung um eine Promos-Förderung erfolgt ausschließlich über die Plattform Stipsys.
Auslands-BAföG wiederum bietet den großen Vorteil, dass es auch Studiengebühren miteinschließt. Das ist vor allem für Länder wie die USA und Australien interessant, da diese häufig recht hohe Studiengebühren erheben. Mit Hilfe des Auslands-BAföG werden bis zu 3.400 Euro an Studiengebühren pro Jahr übernommen. Allerdings erhalten Studierende nur eine finanzielle Gesamtunterstützung in Höhe der Studiengebühren. Das Auslands-BAföG setzt sich zu einer Hälfte aus einem Zuschuss und zur anderen Hälfte aus einem unverzinsten Darlehen zusammen. Insgesamt müssen nach dem Studium 50 Prozent der erhaltenen Summe zurückgezahlt werden.
Studierende, die in Deutschland kein BAföG bekommen, sollten sich nicht abschrecken lassen: das Auslands-BAföG wird auch Studierenden bewilligt, die kein reguläres BAföG erhalten. Bei der Beantragung hilft der Hochschulservice International.
Aus all diesen Fördermöglichkeiten der THWS müssen Studierende sich jetzt nur noch das für ihren Auslandsaufenthalt passendste Programm aussuchen und sich bewerben. Denn die Erfahrungen zeigen: „Es ist eine Investition in die eigene Person, in die eigene Zukunft“, so Thomas Schmitt. „Langfristig gesehen lohnt sich ein Auslandssemester immer, weil man sich persönlich weiterentwickelt und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat.“