Während der Pandemie war nicht nur das Reisen stark eingeschränkt. Auch Auslandssemester konnten nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden. Trotzdem geht der Trend der Internationalisierung der THWS weiter.
Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zeichnet schon immer eine internationale Ausrichtung aus. Diese Internationalisierung hat sich durch die Einführung der so genannten TWIN-Studiengänge (Studiengänge, die sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch absolviert werden können) zusätzlich verstärkt. Aktuell arbeitet die Hochschule mit 201 Partnerhochschulen weltweit zusammen. Für Studierende ist die Kooperation mit den Partnerhochschulen eine große Chance, ein Auslandssemester zu absolvieren und dort viele wertvolle persönliche Erlebnisse zu sammeln. Doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie waren studentische Auslandsaufenthalte nur noch erschwert möglich. Hat dies der Internationalisierung der Hochschule einen Abbruch getan?
Die Auswirkungen der Pandemie auf Auslandssemester
Laut Dr. Daniel Wimmer, dem Leiter des Hochschulservice Internationales (HSIN), ist die Anzahl der Partnerhochschulen während Corona konstant geblieben. Die von Studierenden absolvierten Auslandssemester sind jedoch deutlich zurückgegangen: von 225 in 2019/20 auf 117 in 2020/21. Dies hat mehrere Gründe: Vor allem im Jahr 2021 hatten viele Länder, in denen Partnerhochschulen liegen, ihre Grenzen für ausländische Personen geschlossen. Ein Auslandssemester in diesen Regionen war also nicht möglich. Darüber hinaus wurden auch die Studierenden vorsichtiger. Viele haben sich nicht getraut, ein Auslandssemester in Pandemiezeiten zu absolvieren. „Wir schieben aktuell einen Antragsberg vor uns her. Studierende haben sich auf mehrere Auslandsplätze in verschiedenen Jahren beworben, ihre Anträge teilweise wieder zurückgezogen oder ihren Auslandsaufenthalt in die Zukunft verlegt“, erklärt Dr. Wimmer. Dies zeuge von der vorherrschenden Unsicherheit der Studierenden in Bezug auf ein Auslandssemester während Corona.
Der Rückgang von etwa 50 % im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten ist im deutschlandweiten Vergleich nicht allzu viel. An anderen Hochschulen sind die Zahlen laut Dr. Wimmer um bis zu 90 % eingebrochen. Obwohl Covid immer noch ein sehr aktuelles Thema ist, erholen sich die Zahlen an der Hochschule erfreulicherweise sehr gut. 2021/22 waren mit 281 Studierenden bereits mehr THWS-Studierende im Ausland als in den Jahren vor der Pandemie. „Ich gehe stark davon aus, dass sich die Internationalisierung der Hochschule nach Corona ungebremst fortsetzen wird“, so Dr. Wimmer.
Akademisches Jahr | 2018/19 | 2019/20 | 2020/21 | 2021/22 |
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Auslandsaufenthalte | 261 | 225 | 117 | 281 |
Entwicklung der Auslandsaufenthalte Studierender der THWS in den akademischen Jahren 2018/2019 bis 2021/2022. Es ist ein deutlicher Einbruch im Jahr 2020/21 zu sehen, also dem Zeitraum, in dem Corona in vollem Gange war.
Auslandssemester trotz Corona: Adam Alrammahi in den USA
Zu den Studierenden, die es trotz globaler Pandemie und den damit einhergehenden Schwierigkeiten geschafft haben, einen Auslandsaufenthalt erfolgreich abzuschließen, gehört Adam Alrammahi. Er studiert BWL im vierten Semester und war von August bis Dezember 2021 an der Anderson University in South Carolina (USA). Alrammahi ist vor allem dankbar, die Möglichkeit des Auslandaufenthaltes bekommen zu haben. „Das Auslandssemester war der Hammer. Während in Deutschland noch Online-Vorlesungen stattgefunden haben, gab es in den USA beinahe keine Beschränkungen mehr. Ich hatte das erste Mal in meinem Studium so etwas wie ein Studentenleben“, erzählt der Studierende.
In den USA war laut Alrammahi nicht viel von einer globalen Pandemie zu bemerken. An der Austausch-Universität seien viele Studierende aus verschiedenen Ländern der ganzen Welt gewesen und die Vorlesungen hätten in Präsenz und zum großen Teil ohne Maske stattgefunden. Zudem hätten sich die Studierenden frei in den USA bewegen und so Land, Kultur und Menschen kennenlernen können. Einen angenehmen Faktor habe die Pandemie sogar gehabt, wie Alrammahi erzählt: Es habe so gut wie keine Touristen in den USA gegeben, wodurch er das Land noch authentischer habe kennenlernen können.
Corona schafft Perspektiven der Internationalisierung
Dass sich Auslandssemester trotz Pandemie lohnen, gelohnt haben und lohnen werden, zeigt nicht nur Alrammahis Erfahrung in den USA. Denn Corona brachte neben den Einschränkungen auch ein paar Vorteile, beziehungsweise Perspektiven für die Zukunft der Internationalisierung der Hochschule mit sich. So hätten die Studierenden höhere Chancen auf einen Studienplatz an ihrer Wunsch-Universität gehabt, sagt Dr. Wimmer. Außerdem seien sie in der Gestaltung ihres Auslandssemesters freier gewesen. Mitunter hielten auch einige der Partnerhochschulen ihre Vorlesungen online ab, so dass es sich die Studierenden aussuchen konnten, ob sie die Veranstaltungen von Deutschland oder aus dem Ausland verfolgen wollten.
„Über die Pandemiejahre sind wesentlich mehr Studierende ins europäische Ausland gegangen, als es davor der Fall gewesen ist“, erklärt Dr. Wimmer einen Trend, der durch Corona erkennbar ist. Dies könne vor allem mit der einfacheren An- und Abreise innerhalb Europas erklärt werden. Eine weitere Chance, die Corona gebracht hat: Durch die vielen Angebote von Online-Lehre sind hier die Berührungsängste der Studierenden und der Dozierenden weniger geworden. Neue, spannende Angebote wie virtuelle Mobilität oder auch Blended Mobilität (ein Modul, das zusammen mit einem Kurs einer Partnerhochschule hauptsächlich online und teilweise vor Ort abgehalten wird) sind populärer geworden. Dr. Wimmer ist überzeugt: „Hätten wir Corona nicht gehabt, wäre die Nachfrage nach diesen Elementen definitiv wesentlich geringer.“
Die Corona-Pandemie hat für Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt Auslandsaufenthalte demnach zwar durchaus erschwert, weshalb viele von ihnen ihr Auslandssemester lieber vertagt haben. Es ist allerdings zu erkennen, dass bereits jetzt wieder ein Aufschwung der Zahlen zu sehen ist. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Pandemie die Internationalisierung der THWS nicht behindert hat. Sie hat ihr lediglich eine kleine Delle verpasst.