Der FHWS-Student Markus Marschhäuser hatte ein sportliches Ziel: Ganz Deutschland einmal zu durchqueren – und das per Fuß und in nur einem Monat. Von der Grenze zu Dänemark bis nach Österreich nur laufen. Das hatte einen wohltätigen Grund.
Tag ein, Tag aus nur Laufen: Das hört sich vielleicht auf den ersten Blick für manchen nicht so spannend an. Aber für Markus Marschhäuser, Student der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, ist es alles andere als langweilig, denn er verfolgt ein Ziel: Geflüchteten und schwerkranken Kindern zu helfen. Innerhalb eines Monats ist er deshalb von Flensburg bis zur Zugspitze gelaufen, also einmal komplett durch Deutschland durch.
Gestartet ist der 27-Jährige FHWS-Student am 30. August 2020 in Flensburg an der Grenze zu Dänemark. Die Tour, namens „RATC – Run Across The Country“, hat der Student selbst als Benefiz-Deutschlandlauf konzipiert und organisiert. So hat er innerhalb von 28 Lauftagen drei Etappen mit zusätzlich zwei Ruhetagen absolviert. Ein ziemlicher Kraftakt, wie Markus Marschhäuser sich eingestehen muss. Aber er hatte eine Mission: „Menschen helfen, nur durch die natürlichste aller Bewegungen – dem Laufen“.
Start an der Grenze zu Dänemark
Insgesamt hat Marschhäuser rund 1.250 Kilometer zurückgelegt, mal alleine oder zusammen mit anderen Läufern. Ganz alleine war er aber eigentlich nie. Denn: Er hatte ein Begleitfahrzeug, das als Transportmittel und Schlafplatz diente. Am Steuer saßen sein Bruder, Bekannte und Freunde.
Dabei lief es nicht immer ganz rund, wie der Student berichtet: „Nach einem guten Drittel der Laufstrecke hatte ich plötzlich Erkältungssymptome. Da dachte ich mir, wenn das das Corona-Virus wäre, dann wäre mein Projekt gestorben.“ Letztlich stellte sich aber heraus, dass er und sein Bruder nur eine normale Erkältung hatten, weil es nachts im Auto oft etwas frisch wurde. „Als ich in Würzburg angekommen bin, war die Erkältung dann zum Glück auch wieder weg“, erinnert sich der 27-Jährige. Aber in diesem Zeitraum sei er auch nicht so schnell gelaufen, nur gegangen eben. Insgesamt kam er durchschnittlich auf 45 km pro Tag. Seine längste Etappe war sogar nochmal fast 20 km weiter.
Pfiffige Idee gehabt
Auf die Idee für den Lauf kam Marschhäuser bereits ein Jahr vorher. Dort hat er mit Freundinnen und Freunden bei einem Benefizlauf eines in Mainfranken ansässigen Unternehmens teilgenommen. Pro Runde und Teilnehmer hat der Veranstalter einen Euro für einen guten Zweck gespendet. Markus Marschhäuser dachte sich dort schon, dass jeder etwas von dieser Veranstaltung hätte. „Das Unternehmen bekommt eine gute PR, die Menschen machen Sport und gemeinnützige Organisationen werden unterstützt.“ Ab da war die Idee geboren, einen eigenen Lauf zu konzipieren. Er selbst wollte, als engagierter Marathonläufer, auch mal weitere Strecken absolvieren. Warum also nicht komplett durch Deutschland laufen?
Die Planungen für die Route starteten schließlich im September 2019. Durch sein Wirtschaftsingenieur-Studium hatte er für die Konzeption einige Methoden kennengelernt, die er hier gut anwenden konnte. Er orientierte sich am Fernwanderweg E6, den er schlussendlich in 28 Etappen gliederte. Anfang des Jahres 2020 ging er dann auf Spendensuche. Er erstellte eine Präsentation und ging auf Unternehmen zu. Aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie geriet dies allerdings ins Stocken. Marschhäuser war sich selbst nicht mehr richtig sicher, ob er das noch durchziehen konnte. Doch im Juni 2020 startete er einen neuen Versuch und bekam schnell positive Rückmeldungen von einigen Unternehmen. Rund 10.000 Euro kamen insgesamt an Spendengeldern zusammen plus einige materielle Förderungen, wie beispielsweise Laufschuhe und Sportbekleidung
Guter Zweck im Vordergrund
Mit den Spendengeldern möchte der 27-jährige Obereisenheimer zwei Sozialprojekte in Unterfranken fördern: Zum einen das Projekt "HERMINE" für Geflüchtete und zum anderen das Projekt "Kinderhospiz Sternenzelt" für schwerkranke Kinder. Die Menschen hätten sich ihr Schicksal nicht ausgesucht: Sie seien unverschuldet in ihre Situation geraten und benötigten Hilfe, um ein würdiges Leben zu leben.
Unterstützung bekam Marschhäuser während des Laufens zur Genüge. Ab und an begleiteten ihn ein paar Läuferinnen und Läufer. Dazu hatte er im Vorfeld auf sozialen Kanälen aufgerufen. Meist war er dabei täglich um die fünf Stunden am Laufen. Kein Wunder, dass Marschhäuser deshalb auch drei paar Laufschuhe benötigte.
Einen Tag Pause machte er u.a. auch in Würzburg. Dort hatte er sich einen seiner zwei Ruhetage gelegt. Er wusste, er hatte jetzt nur noch ein Drittel der Strecke vor sich. „Das war schon ein richtiger Teilerfolg für mich“, erinnert sich der Student zurück. Kurz vorher ist er noch an seiner Heimatstadt Obereisenheim vorbeigelaufen. „Einer meiner schönsten Momente war, als ich in meiner Heimat angekommen bin. Da haben mich meine Familie und Freunde durch die Weinberge begleitet.“
Überquerung der Grenze
Einige Tage später, also am 27. September, war es dann endlich soweit: Ankunft in Garmisch-Patenkirchen. Eigentlich wollte Marschhäuser die Zugspitze per Fuß erklimmen, so wie er es den ganzen September eben gemacht hatte. Allerdings machte ihm das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Es schneite und schneite und hörte nicht mehr auf. „Wir haben dann die Seilbahn genommen und sind auf die Zugspitze hochgefahren. Da hat man schon gesehen, dass auf den Klettersteigen mindestens ein Meter Schnee lag. Das wäre viel zu gefährlich gewesen.“ Traurig war er deshalb trotzdem ein wenig.
Aber er hatte ja noch ein Ziel: Von Grenze zu Grenze zu laufen. Daran konnte ihn keine Naturgewalt hindern. Am nächsten Tag war es schließlich so weit. Er überquerte die Grenze zu Österreich. Ein feierlicher Moment, was ihm das eine oder andere Grinsen entlockte. Und nun, nachdem er einmal Deutschland per Fuß durchquert hat, ist er sich sicher: das war wohl nicht sein letzter Benefizlauf!