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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Maria Grünewald: Engagiert aus Überzeugung

Die Gesamtpersonalratsvorsitzende der THWS im Porträt 

 © Stefan Bausewein

Veröffentlicht am 28.05.2025

„Die Arbeit im Personalrat ist nicht nur meine aktuelle Aufgabe, sie ist meine Leidenschaft.“ Seit 2021 ist Maria Grünewald Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Dabei war sie anfangs eher zufällig mit dem Personalrat in Berührung gekommen. Nachdem sie 2015 an der Hochschule zu arbeiten begonnen hatte, schlug ein Kollege sie bereits ein Jahr später zur Wahl vor. Mit einem neugierigen „Warum nicht?“ ließ sich Grünewald aufstellen und wurde als Ersatzvertreterin in das Gremium gewählt. Bereits zu Schulzeiten hatte sie sich als Klassen- und Schülersprecherin engagiert und war nun schnell von dieser neuen Aufgabe fasziniert. Als 2017 eine Kollegin ausschied, rückte sie als Vollmitglied nach. Im Jahr 2021 wagte sie den nächsten großen Schritt: die Wahl zur Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats.

Maria Grünewald steht im Türrahmen der Personalvertretung und spricht mit einer Person, die mit dem Rücken zur Kamera steht.
Wer ein Anliegen hat, trifft Maria Grünewald im Zimmer der Personalvertretung an (© THWS/Eva Kaupp)

„Es gibt keinen typischen Arbeitsalltag“, beschreibt Maria Grünewald ihre abwechslungsreiche Tätigkeit. Sie begegnet auch heute immer wieder Überraschungen, denn ihr Aufgabenbereich ist weit gesteckt und umfasst fast alle Angelegenheiten der Hochschule, von denen die Beschäftigten direkt oder indirekt betroffen sind. Der Arbeitsrhythmus der 48-Jährigen bestimmt sich grob nach den Sitzungsterminen des Gesamtpersonalrats, in denen der einzige Standard die sogenannten Personalangelegenheiten, also Einstellungs- oder Weiterbeschäftigungsanträge, Eingruppierungen, Stufenzuordnungen, Verbeamtungen oder Beförderungen sind. „Das sind alles Themen, die viel Potenzial für Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bergen und daher entsprechend wichtig sind.“ Montags trudeln die Anträge ein und alle zwei Wochen ist donnerstags die Sitzung des Gesamtpersonalrats.

Unabhängig davon, was auf ihren Tisch kommt, muss sie alle Informationen einholen und zusammenstellen, die für die Meinungsbildung und eine begründete Entscheidung des Personalrats notwendig sind. Dazu gehört auch, die betreffenden Gesetzestexte, ihre Kommentierung, Verordnungen und Durchführungshinweise zu lesen und aufzubereiten. Insgesamt verbringt sie etwa ein Drittel ihrer Zeit mit Recherche und der Vorbereitung von Sitzungen.

"Es gibt keinen typischen Arbeitsalltag." Zitat von Maria Grünewald
"Das sind alles Themen, die viel Potenzial für Zufriedenheit oder Unzufriedenheit bergen und daher entsprechend wichtig sind." Zitat von Maria Grünewald

„Ich arbeite mich da gerne hinein, um dafür Sorge zu tragen, dass unsere Beschlüsse fundiert und auch rechtssicher sind“, betont sie. Dazu kommt, dass sie als einziges Mitglied des Personalrats der Hochschule vollständig von ihrer bisherigen Arbeit freigestellt ist. Denn eigentlich ist Maria Grünewald als Mitglied der Hochschulkommunikation für Übersetzungen ins Englische zuständig – egal ob englischsprachige Prüfungsordnungen, Webseitentexte oder Marketingmaterial. Vermisst sie als studierte Anglistin ihre alte Arbeit? „Manchmal schon“, sagt sie lachend. „Bei den Übersetzungen gab es eine klare To-Do-Liste und am Ende eines Arbeitstages wusste ich genau, was ich gemacht und geschafft habe. Das ist bei der Personalratsarbeit wie bei jeder im weitesten Sinne politischen Arbeit anders.“

„Man muss immer ein Ohr bei den Beschäftigten haben“, sagt Grünewald. Zwar fragen viele Beschäftigte direkt bei ihr nach, wenn es um Fragen zum Arbeitsverhältnis oder zu Arbeitsbedingungen geht. Dennoch sei es auch wichtig, einfach durch die Gänge zu laufen und mit den Leuten zu reden, erklärt sie. Alle Themen werden anschließend in den Personalratssitzungen diskutiert, um gemeinsam einzuschätzen, wo Handlungsbedarf besteht. Außerdem ist Grünewald Teil von weiteren Arbeitsgruppen und Gremien, wie beispielsweise zur Beurteilung von psychischen Gefährdungen am Arbeitsplatz, dem Arbeitssicherheitsausschuss, dem Lenkungsausschuss zur E-Akte und weiteren. Der Personalrat müsse und dürfe bei vielen Themen mit am Tisch sitzen, betont die Personalrätin. Eine weitere, längerfristige Aufgabe ist das Initiieren und Aushandeln von Dienstvereinbarungen, die bestimmte Aspekte des Arbeitsumfelds Hochschule regeln – zum Beispiel das mobile Arbeiten. Diese Diskussion ist inhaltlich und zeitlich sehr umfangreich und findet deshalb mit weiteren Personalratsmitgliedern sowie der Hochschulleitung statt.

Zitat von Maria Grünewald: „Man muss immer ein Ohr bei den Beschäftigten haben“

Bei der Fülle der Aufgaben möglichst effizient und effektiv im Sinne der Beschäftigten zu agieren, ist der Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats sehr wichtig. Doch die besondere Struktur der Personalratsarbeit an der THWS macht dies nicht ganz einfach. Seit der Gründung der Hochschule im Jahr 1971, damals noch unter dem Namen Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, gibt es insgesamt drei Personalratsgremien: jeweils einen örtlichen Personalrat in Würzburg und in Schweinfurt sowie als drittes, gleichsam verbindendes Gremium, den Gesamtpersonalrat. Das sei einzigartig in der bayerischen Hochschullandschaft, aber leider sehr ineffizient, so Grünewald. Denn die drei Gremien müssten sich in hohem Maß miteinander abstimmen und entwickelten jeweils eigene Arbeitskulturen, was die Arbeit sehr zeitaufwendig mache. Zusätzlich steigt durch die komplizierte Aufteilung der Zuständigkeiten das Risiko, dass Beschlüsse rechtlich unsicher sind. Maria Grünewald bringt es auf den Punkt: „Das mindert unsere Schlagkraft, da wir nicht mit einer Stimme sprechen können. Dies ist nicht im Sinne der Beschäftigten.“ Deshalb liegt ihr das Projekt „Aus 3 mach 1“ am Herzen: Unter diesem Namen verfolgen die drei Personalratsgremien das Ziel, zu einem einzigen Gremium zu fusionieren – dies soll die bisher notwendige Abstimmung zwischen den einzelnen Gremien unnötig machen und damit mehr Zeit fürs Wesentliche schaffen: Das große Ganze im Blick zu behalten, ohne den Einzelnen dabei aus den Augen zu verlieren. 

Zu ihren Erfolgen zählt Maria Grünewald, dass der Personalrat gut zusammenarbeitet und dank des Engagements aller Mitglieder sichtbarer geworden ist. Die hohen Teilnehmerzahlen bei den Personalversammlungen, auch während der Corona-Pandemie, seien ein deutlicher Beweis für diesen Erfolg. So hatte sich die Präsenzteilnahme erfolgreich wiederbeleben lassen. Zuletzt waren rund 150 Kolleginnen und Kollegen im Hörsaal und etwa 80 online dabei.

Fünf Personen klatschen ein.
Unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und zu verbinden, das gehört zu den wesentlichen Aufgaben des Personalrats (© AdobeStock/Wesley J - peopleimages.com)

Im Bestreben, den Beschäftigten Gehör zu verschaffen, sieht Maria Grünewald die größte Herausforderung darin, die Vielfalt der Hochschule und des Personals widerzuspiegeln. Eine weitere Herausforderung ist es laut Grünewald, dass Professorinnen und Professoren oftmals Personalverantwortung hätten, aber keinen klassischen Verwaltungshintergrund oder Führungserfahrung im durchaus besonderen Kosmos einer Hochschule. „Daher ist es auch meine Aufgabe, ein Bewusstsein für gute Personalarbeit zu schärfen. Das gelingt durch gute Kommunikation. Mir macht es Freude, die unterschiedlichen Bereiche, Expertisen und Perspektiven kennenzulernen und zu verbinden.“

Maria Grünewald beschreibt alle ihre bisherigen Führungskräfte als Inspirationen auf ihrem Weg. Zwar war ihr Arbeitsverhältnis zu Anfang noch befristet, dennoch fühlte sie sich an der THWS von Anfang an wohl. Diese Erfahrungen motivieren sie, die Menschen, die für das Erreichen der Ziele der THWS arbeiten, sichtbar zu machen, aber auch immer wieder Brücken zu bauen zwischen der Hochschulleitung als Arbeitgeberin und den Beschäftigten. Das Ziel, ein gemeinsames Personalratsgremium für alle THWS-Standorte zu ermöglichen, hat sie klar vor Augen. Mit dem Wunsch weiterhin ihre Aufgaben mit Leib und Seele erfüllen zu dürfen, blickt Maria Grünewald auf die Zukunft: „Es ist viel Verantwortung, aber auch eine Aufgabe, die mir richtig Freude macht.“

Zitat von Maria Grünewald "Es ist viel Verantwortung, aber auch eine Aufgabe, die mir richtig Freude macht."

Ein Artikel von 
Natascha Hürtgen