In einer Bibliothek zu arbeiten bedeutet nicht, dass man ein Buch-Nerd sein muss. Kaum zu glauben? Bibliothekar Lukas Burkhardt erzählt im Interview, wie vielfältig sein Job in der THWS-Bibliothek ist und warum man dafür nicht unbedingt gerne lesen muss. Außerdem verrät er, wie sich seine private Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit auch in seinem Berufsleben in der Bibliothek widerspiegelt und wofür er sich neben seiner Arbeit begeistert.
Veröffentlicht am 07.03.2025
Wie kamst du dazu, in der THWS als Bibliothekar zu arbeiten?
Ich habe in München Bibliotheks- und Informationsmanagement studiert und hatte auch schon ein Praktikum in einer Bibliothek gemacht. Als ich 2020 dann auf Jobsuche war, hat mich die offene Stelle an der THWS sehr angesprochen. Ich wusste, dass ich lieber an eine Hochschule für angewandte Wissenschaften wollte als an eine große Universität, weil man hier durch die etwas kleinere Größe einfach in mehr Bereichen mitarbeiten kann. Außerdem komme ich ursprünglich aus Mittelfranken, da fiel die Entscheidung nicht sehr schwer. Ich bin auch bis heute noch sehr glücklich mit dieser Entscheidung.
In welchen Bereichen arbeitest du denn - was zählt zu deinen Aufgaben?
Meine Aufgaben sind mittlerweile sehr vielfältig. Hauptsächlich arbeite ich im Bereich der forschungsnahen Dienste, das bedeutet vor allem Publikationsberatung und auch Forschungsdatenmanagement. An der THWS bin ich zudem für die Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek zuständig und kümmere mich unter anderem um Poster, Instagram-Posts oder die Inhalte auf den Infoscreens. Ich mache aber auch IT-Support und gebe Schulungen zu unseren Angeboten. Wer die Bibliothek in Würzburg besucht, kann mir auch ganz klassisch an der Ausleihtheke begegnen.

Das klingt wirklich vielfältig. Was begeistert dich denn an dem Job? War das dein Traumberuf?
Ich wollte tatsächlich nicht immer Bibliothekar werden. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich nach dem Abi nicht wirklich, was ich machen möchte. Deshalb habe ich einfach mal den Beamtentest gemacht, um zu schauen, in welche Richtung es denn gehen könnte – dort gab es dann einige Optionen, von denen mich die Bibliothek definitiv am meisten angesprochen hat, deswegen habe ich das ausprobiert. Meine Begeisterung kam dann während des Studiums und umso interessanter finde ich den Job jetzt! Mich begeistert das grundlegende Konzept Bibliothek – Wissen zu bewahren und zu vermitteln. Außerdem unterstützen wir mit unserer Arbeit die Forschung, die Lehre und das Studium an sich und konzipieren Services, die alle Menschen an der Hochschule weiterbringen sollen. Das überzeugt mich einfach an meinem Job.
Wie ist die Atmosphäre im Team?
Wir verstehen uns alle richtig gut, es ist eine sehr entspannte Atmosphäre. Ich habe das Gefühl die Menschen, die hier arbeiten, sind alle sehr herzlich. Wir sind auf einer Wellenlänge, obwohl wir teilweise sehr unterschiedliche Interessen haben. Ich lese z. B. nicht so gerne, obwohl das wahrscheinlich ein ziemliches Klischee ist für den Bibliothekar-Job. Aber damit räume ich gerne immer wieder auf, das ist nämlich gar kein Muss. Hinter dem Beruf steckt viel mehr! Außerdem schätze ich es sehr, dass wir alle voneinander lernen können – so habe ich mir durch meinen Kollegen aus der Bibliotheks-IT schon viel aneignen können, das mir bei der täglichen Arbeit sehr hilft.
Du klingst wirklich begeistert von deinem Job. Was sind deine persönlichen Highlights an der THWS?
Was mir hier an der THWS so gut gefällt, ist der Anspruch an sich selbst, immer zu den besten Hochschulen zu gehören. Mit diesem Motto kann ich mich auch selbst gut identifizieren und das motiviert mich. Ich finde es wichtig, dass wir sehr innovativ sind, vor allem auch hier in der Bibliothek. Obwohl wir eine kleinere Bibliothek mit 20 Beschäftigten sind, nutzen wir als Pilotbibliothek in Bayern die Open-Source-Bibliothekssoftware Folio und versuchen immer voranzugehen, was auch von der Bibliotheksleitung gefördert und gefordert wird. Mit dieser Einstellung macht das Arbeiten einfach Spaß!
Nachhaltigkeit ist an der THWS ein großes Thema. Siehst du diesen Aspekt auch im Bereich der Bibliothek?
Ich finde, das kommt allein schon mit der Grundidee von Bibliotheken. Als zentraler Dienstleister für die gesamte Hochschule kümmern wir uns um die Verfügbarkeit der Bücher und Fachartikel und kaufen diese dann ökonomisch nachhaltig für alle ein. Außerdem bieten wir einen Lernraum, in dem Menschen lernen und lesen können – nicht jeder verbraucht also Ressourcen und kauft z. B. ein Buch, was wiederum ökologisch nachhaltig ist. Aber auch im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit spielt das Konzept Bibliothek eine entscheidende Rolle. Hier an der THWS haben wir nun beispielsweise Open Access als Bibliotheksservice etabliert, was den Zugang zu Fachliteratur für alle Menschen weltweit fördert.

Was genau ist Open Access und was sind die Vorteile davon?
Die Grundidee gibt es schon seit den 90-er Jahren, aber Fahrt aufgenommen hat das Konzept eigentlich erst in den letzten Jahren. Vereinfacht gesagt dreht Open Access den klassischen Geldfluss um: Man zahlt nicht mehr, um als Konsument z. B. einen Fachartikel zu lesen, sondern man zahlt, um zu publizieren. Wenn also eine Autorin der THWS etwas über einen Verlag Open Access veröffentlichen möchte, zahlen wir als Bibliothek mit dem Publikationsfonds der THWS für die Veröffentlichung. So wird der Artikel für jede interessierte Person zugänglich und die Barriere für die Konsumierenden wird niedriger.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich und wie versuchst du, das privat umzusetzen?
Ich finde es ganz wichtig zu sagen, dass Nachhaltigkeit nicht bedeuten muss, sein eigenes Leben radikal zu verändern. Viele Menschen sträuben sich, weil sie Angst vor Verzicht haben, es ist aber oft gar nicht so ein Schwarz-Weiß-Denken. Meistens geht es darum, in kleinen Details nachhaltiger zu leben.
Ich bin seit zwei Jahren Vegetarier – das hätte ich selbst zu Beginn nie gedacht, dass ich das durchziehe. Generell beim Thema Konsum versuche ich zu reduzieren und im Bereich Technik auch auf gebrauchte Geräte zurückzugreifen. Ich versuche auch sehr stark, mehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen. Das klappt tatsächlich sehr gut – so haben wir letztes Jahr eine komplette Italien-Reise gemacht. Ich komme auch zu Fuß zur Arbeit.
Wie weit hast du es denn?
Es sind nur sechs Minuten (lacht).
Wie findest du einen Ausgleich zur Arbeit?
Der Bibliothekar-Job ist schon ein etwas ruhigerer Job, auch wenn es immer mal wieder stressige Phasen gibt, z. B. beim Folio-Umstieg. Da tut es auch mal ganz gut, dass ich nebenbei noch in der THWS-Fußballmannschaft spiele – da geht es manchmal etwas lauter zu, mit viel Action. Das ist auch für die Arbeit total cool, weil man so echt ein gutes Netzwerk aufbaut und viele unterschiedliche Leute kennenlernt – vom HMZ bis hin zu den Hausmeistern. Einmal im Jahr findet auch das Hochschulturnier statt, das ist eine echte Gaudi!
Ich bin außerdem leidenschaftlicher Gamer und gehe gerne wandern oder bergsteigen – letztes Jahr habe ich meinen ersten 3.000-er geschafft.
Hast du einen Studi-Hack für Studierende an der THWS?
Nutzt unsere Datenbanken, z. B. die Wiso-Plattform. Da sind ganz viele Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften zugänglich, die eigentlich hinter einer Paywall sind und auf die man dann kostenlos Zugriff hat. Man findet dort frei zugänglich Fachartikel aus Fachmagazinen, aber auch häufig Volltexte aus den klassischen Tages- oder Wochenzeitungen – es lohnt sich also wirklich.

Weiterführende Links
Mehr zur Entwicklung und den Möglichkeiten der Open-Source-Software Folio erfahrt ihr im Artikel auf Fokus Orange: Bibliotheks-Software FOLIO: Die THWS als Pilot-Bibliothek