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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Stefan Hartmann: Der Kümmerer im Kanzleramt

Der Kanzler der THWS im Porträt

 © Stefan Bausewein

Hochschulkanzler – ein Beruf, der erfüllt und viel Austausch ermöglicht. So fasst Stefan Hartmann seinen Job an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt zusammen. Wie tickt der Mensch, der hinter diesem wichtigen Amt steht?

„Kanzler ist so ein Titel, bei dem man zuerst an den Bundeskanzler denkt, aber man gewöhnt sich daran“, sagt Stefan Hartmann und lächelt. Mit Schal und grauem Mantel sitzt der Kanzler der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in seinem Büro im ersten Stock des Hauptgebäudes. Das Jahr 2022 ist fast zu Ende, und es ist recht kalt in den Räumen der Hochschule, als der 51-Jährige über sein Amt spricht – und über seine Meilensteine und Ziele im Rahmen seiner Zuständigkeiten: den Finanzhaushalt, die Verwaltung und das gesamte nichtwissenschaftliche Personal – also etwa 400 Menschen.

Verantwortung für Finanzen, Personal und Verwaltung

Als BWL-Absolvent mag Stefan Hartmann es, über Finanztabellen des Haushalts zu brüten. Aber im Fokus stehen beim Hochschulkanzler die Menschen: „Spaß machen die persönlichen Gespräche und wenn man für die einzelnen Personen etwas tun kann“, sagt Hartmann. Dafür löst er anfallende Probleme der Abteilungen, beglückwünscht Jubilare, spricht Beförderungen aus und führt Personalgespräche. Und am Ende will der Mann mit den braunen Augen in seiner Rolle vor allem den Hauptzielen der Hochschule dienen: Lehre und Forschung.

Durch die Verantwortung für die Verwaltung ist Kanzler Hartmann auch für alles, was in der Wissenschaft passiert oder nicht rund läuft der letzte Ansprechpartner. Unstrukturierte Probleme ohne leichte Lösungen bestimmen den Tagesablauf, sagt der ruhige Mann. Dabei müssten oft Entscheidungen und Ausnahmeregelungen getroffen werden. Das brauche viel Zeit und am Ende gingen Dinge, die eigentlich nicht gehen, häufig eben doch – denn: „Dann hat es der Kanzler so entschieden.“

Zitat von Stefan Hartmann: „Spaß machen die persönlichen Gespräche und wenn man für die einzelnen Personen etwas tun kann.“

Der Arbeitsalltag eines Kanzlers umfasst viele Sitzungen mit der Hochschulleitung. Dazu gehört der Vorgesetzte des Kanzlers, Hochschulpräsident Prof. Dr. Robert Grebner, zu dem ein enges Vertrauensverhältnis besteht. Und ein enges Vertrauensverhältnis muss auch bestehen – denn schließlich leitet man die Hochschule gemeinsam. Grebner sagte über den neuen Kanzler im November 2018 laut Medienberichten: „Ich mag seine ruhige und souveräne Art und bin mir sicher, dass er der THWS ein guter Kanzler sein wird.“

Mit der Bewerbung als Kanzler gegen die teils externe Konkurrenz anzutreten, bezeichnet Hartmann rückblickend als „heißen Ritt“. Aber er habe sich das zugetraut, durch die Erfahrung, die er in seiner vorherigen Stelle als Leiter der Hochschulkommunikation und des Qualitätsmanagements der THWS seit 2013 gesammelt hatte. Als der berufene Kanzler davon erzählt, wie er damals den Zuschlag bekommen hat, klingt er stolz.

Porträtbild von THWS-Kanzler Stefan Hartmann
THWS-Kanzler Stefan Hartmann (© Stefan Bausewein)

Alltag zwischen strategischen Aufgaben und alltäglichen Problemen

Am Anfang dachte Hartmann, er könne viel mehr, viel schneller verändern: Verbesserungen bewirken und Prozesse beschleunigen. Doch bei strategischen Aufgaben sei der Faktor Zeit immer kritisch. Schon vor den Krisen war der Job des graumelierten Mannes ein Balanceakt zwischen langfristigen, strategischen Aufgaben und den vermittelnden, persönlichen Themen des Alltags in der Verwaltung. Dabei liegt sein primäres Ziel darin, Personalmaßnahmen voranzutreiben, insbesondere im Bereich der Personalentwicklung und der Gesundheitsvorsorge. Als Beispiel seiner bisherigen Erfolge führt Hartmann an, einen großen Schritt im Bereich der modularen Qualifizierung gemacht zu haben: Mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde inzwischen ein beruflicher Aufstieg in höhere Qualifizierungsstufen ermöglicht.

Er arbeite für die Menschen um ihn herum und wolle etwas bewirken, bestätigt die Sekretärin des Kanzlers, Gabriele Schraub: „Er kümmert sich um andere und um die Probleme, die an ihn herangetragen werden.“ Auch privat bezeichnet sich der Kanzler als „Kümmerer“ – als die Person, die die Organisation in die Hand nimmt, wenn mal ein Ausflug mit der Familie oder mit Freunden ansteht. Daher nimmt man dem zweifachen Familienvater die intrinsische Motivation und den Idealismus ab – auch in seiner beruflichen Rolle.

Mit Berufserfahrung in der Wirtschaft zum Hochschul-Kanzler

Für das Jonglieren mit den zahlreichen Aufgaben eines Hochschulkanzlers ist es wichtig, das richtige Rüstzeug mitzubringen. Dazu gehören eine abgeschlossene Hochschulausbildung sowie eine mehrjährige einschlägige Tätigkeit in Verwaltung oder Wirtschaft. Bei Stefan Hartmann war die Grundlage das BWL-Studium an der Würzburger Universität und zusätzlich ein in den USA absolvierter MBA.

Als Consultant, Prokurist und Geschäftsführer einer IT-Beratung hat der jetzige Kanzler berufliche Erfahrungen sammeln können, die er selbst als „trocken“ bezeichnet. Doch sie haben ihm den Einstieg in die Hochschule erleichtert und die Möglichkeit eröffnet, an der THWS ebenfalls Personal zu leiten – auch wenn es sich zuvor um ein mittelständisches Unternehmen handelte und es jetzt um eine erheblich größere Institution geht.

Persönliche Erfüllung des Würzburgers

Anders als im Wirtschaftsunternehmen kann Hartmann sich jetzt mit Studierenden austauschen und gemeinsame Projekte durchführen. „Hier im Bildungsbereich stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit einfach nicht.“ Vor dem Wechsel, mit 40 Jahren, hatte er sich schon die Sinnfrage gestellt und sich verhaftet gefühlt, bis zum Ruhestand. „Die tägliche Herausforderung, sich zu motivieren, fällt hier leicht, weil ich weiß, wofür ich mich motiviere“, bekräftigt der geborene Würzburger.

Nach dem Studium dachte er, dass er aus Würzburg weggehen und irgendwo in einer großen Stadt bei einem großen Unternehmen landen würde. Doch nach Zwischenstationen in New York für den MBA, sowie Köln, München und Wien als beruflichen Stationen, ist er wieder in seiner Heimatstadt gelandet. Und das Leben in der jungen Studierendenstadt gefällt ihm gut.

Zitat von Stefan Hartmann: „Die tägliche Herausforderung, sich zu motivieren, fällt hier leicht, weil ich weiß, wofür ich mich motiviere."

Neben dem Job bedeutet dies für den Vater und Ehemann vor allem Zusammensein mit seiner Familie: Seiner Frau, einer Professorin an der THWS, und den elf- und 15-jährigen Töchtern. Wenn einmal ein freier Tag oder Urlaub winkt, dann verbringt die Familie die Zeit gerne ganz privat. Kleine Auszeiten gönne er sich nur beim Standardtanz mit seiner Frau oder seiner Leidenschaft, sich gute Filme anzuschauen, so Hartmann. Schließlich sei der Alltag schon genug gefüllt, mit Haushalt und Kindern, die viel Aufmerksamkeit bekommen sollen – und eben den Vollzeit-Arbeitsstellen von ihm und seiner Frau.

Trotz Krisen soll wieder Fahrt aufgenommen werden

Gerade in jüngster Zeit waren die beruflichen Aufgaben noch herausfordernder, denn sie waren geprägt von Krisenmanagement durch Corona und Energieknappheit. Vieles musste auf das nächste Jahr verschoben werden. Also müsse man verzichten und der Mann, der sich so um sein Umfeld kümmern möchte, gibt zu, dass in Sachen Haushalt und Personalverantwortung ein Abwägen notwendig ist: „Nicht alle Wünsche können erfüllt werden.“

In den vergangenen zwei Jahren sei man froh gewesen, wenn der Betrieb weitgehend reibungslos weiterlaufen konnte. Jetzt will der Kanzler vor allem die ursprünglichen Ziele wieder aufgreifen und die Veränderungsgeschwindigkeit erhöhen. „Aber halt so, dass die Leute auch mitgehen können“, sagt Hartmann – denn die Menschen stehen für ihn schließlich im Mittelpunkt.

Ein Artikel von 
Sandra Kunkel