Von Hilfstransporten nach Tschernobyl bis hin zu einer japanischen Modenschau – langweilig wird es Roland Weigand als persönlichem Referenten des Präsidenten nicht. Ein Porträt über den Mann, der die Hochschule seit 45 Jahren begleitet.
Roland Weigand sieht man nicht an, dass er bald in Ruhestand geht. Sein Gang ist schwungvoll, von seiner Arbeit spricht er mit einer Begeisterung, die nur wenige nach 45 Jahren im selben Job noch aufbringen können. In ihm schlagen zwei Herzen: Das eine freut sich auf ein ausgedehntes Frühstück am Morgen, auf Radtouren, wann es ihm beliebt. Das andere wird der täglichen Arbeit als persönlichem Referenten des FHWS-Präsidenten nachweinen. Was ist es, dass dem 65-Jährigen so sehr an seinem Job gefällt? „Die Abwechslung“, kommt es da wie aus der Pistole geschossen. Weigand hat Hilfslieferungen nach Tschernobyl organisiert, eine japanische Modenschau, einen Schäferhund als Geschenk zum 65. Geburtstag eines Ehrensenators, der seine beiden Schäferhunde auf tragische Weise verloren hatte. Für anstehende Veranstaltungen erstellt er die Gästeliste und die Sitzordnung, organisiert die musikalische Begleitung und das Catering. Sein Büro ist der Ort, wo jeder aufschlägt, der an anderer Stelle nicht weiterkommt.
Drei Präsidenten hat er an der FHWS begleitet
Weigand hat an der Beamtenfachhochschule in Hof allgemeine innere Verwaltung studiert. Mit 20 Jahren fing er im Prüfungsamt der FHWS an, zwei Jahre später wurde er der persönliche Referent des damaligen Präsidenten Prof. Dr. Wolfgang Fechner. Wenn er sich auf dem monatlichen Stammtisch mit ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen trifft, ist Weigand stets dankbar, wie abwechslungsreich sein Beruf ist: „Wenn ich mich mit meinem damaligen Studienkollegium vergleichen darf, muss ich sagen, habe ich es toll erwischt. Ich habe einen Job, der nie langweilig ist.“ Gibt es denn an seinem Job etwas, was ihm keinen Spaß macht? „Protokolle schreiben“, folgt prompt die Antwort.
Als Weigand 1978 als persönlicher Referent anfing, zählte die Hochschule rund 2.600 Studierende, mittlerweile sind es über 9.000. „Wir waren ein kleiner, familiärer Betrieb, jeder kannte jeden", erinnert er sich. Drei Präsidenten hat er begleitet, was unüblich ist, da viele Präsidentinnen und Präsidenten ihr eigenes Personal mitbringen. „Ich habe über 20 Jahre für Prof. Dr. Fechner gearbeitet, dann kam Prof. Dr. Heribert Weber, der meinte ‚Probieren wir`s miteinander‘. Wir haben es probiert und es hat geklappt.“ In kürzester Zeit habe sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das weit über das Dienstliche hinausging. Genauso sei es bei Prof. Dr. Robert Grebner gewesen, sagt Weigand. Mit dem ehemaligen Kanzler der FHWS, Prof. Dr. Jürgen Herzog, verbinden Weigand noch heute freundschaftliche Beziehungen. So scheint es ihm recht häufig zu gehen, bei Menschen – und genauso bei Tieren.
Engagiert in Röntgen-Kuratorium und Tierschutzverein
Die Wände seines Arbeitszimmers am Sanderring 8 verraten, was Weigand privat beschäftigt: Ein Plakat vom Röntgen-Kuratorium hängt neben einer Vielzahl an Bildern von zwei Hunden und drei Burmesenkatern. „Das sind meine tierischen Freunde“, sagt er und seine braunen Augen werden wehmütig, als er von den Hunden Butch und Nele erzählt, die beide aus dem Würzburger Tierheim kamen. Der Rottweiler Butch galt als unvermittelbar und man überlegte, den bissigen Hund einzuschläfern. „Es gibt Dinge, die man nicht erklären kann“, sagt Weigand. „Wir haben uns gesehen und es hat funktioniert. Das war der tollste Hund, den man sich vorstellen kann.“ Butch ist der Grund, warum er sich für mehrere Jahre als Vorstandsmitglied im Tierschutzverein engagierte. Ähnlich lief es mit der Herdenschutzhündin Nele, sie sollte wegen Epilepsie eingeschläfert werden, doch der Tierarzt weigerte sich und sie wurde in die Vermittlung gegeben: „Wir haben uns gesehen, sie hat den Kopf bei mir hingelegt und ist nicht mehr weggegangen.“ Mittlerweile lebt nur noch einer seiner Burmesenkater.
An den Wochenenden gibt er Führungen in der Röntgen-Gedächtnisstätte
Privat spielt Weigand mindestens zwei Mal die Woche Tennis, außerdem geht er gerne Schwimmen und Fahrradfahren. Dass er viel Zeit draußen verbringt, sieht man dem Mann mit den graumelierten Haaren und dem gebräunten Gesicht an. An den Wochenenden ist er aber auch oft in der Röntgen-Gedächtnisstätte. Er ist Mitglied im Vorstand des Röntgen-Kuratoriums und gibt pro Jahr bis zu 80 Führungen. Seit 1986 wird die Gedächtnisstätte betrieben, um an Wilhelm Conrad Röntgen zu erinnern. Die Führungen gibt Weigand mit derselben Begeisterung, mit der er auch seinen Job angeht. Er präsentiert den Besuchern Röntgenversuche, lässt sie das einzige Interview, das der introvertierte Physiker jemals gegeben hat, anhören und weiß dabei unheimlich viele Details über den Forscher zu erzählen. Seine Vorträge beginnt er mit der Frage: Wer kam mit Röntgenstrahlung noch nie in Kontakt? Das kommt bei den Besuchern gut an, weiß Dietbert Hahn, Vorsitzender des Röntgen-Kuratoriums und ehemaliger Radiologe: „Wir bekommen immer wieder Rückmeldung von Leuten, die sagen, wir möchten unbedingt eine Führung bei Herrn Weigand haben, weil er das so gut kann.“ Weigand sei die gute Seele des Kuratoriums und habe sich ein ungeheures Wissen über Röntgen angeeignet.
Enormes Wissen, langjährige Erfahrung
Auf dieses Wissen greifen die Menschen in Weigands Umfeld gern zurück. Auch Miriam Knorr-Kerler, Sekretärin des Präsidenten, findet: „Sein enormes Wissen und seine langjährige Erfahrung machen die Arbeit im Präsidialbüro um vieles einfacher. Das langjährige kollegiale Verhältnis erleichtert die Zusammenarbeit, es gibt wenige Kollegen, mit denen ich schon so lange zusammenarbeite.“ Als der damals 20-Jährige am 1. November 1976 an der FHWS anfing, gab es keine Hochschulkommunikation, keinen Hochschulservice Internationales. Ausländische Gäste betreute Weigand persönlich: „Die FHWS war die erste Hochschule, die über den eisernen Vorhang hinweg Partnerschaften betrieben hat. Wir hatten eine Partnerschaft in Pécs, in Ungarn. Den Kontakt gibt es heute noch. Wir haben dort eine Kunstausstellung organisiert und sind mit dem Bus hingefahren. Das war schon ein mulmiges Gefühl, an der Grenze zu stehen, die mit Maschinengewehren bewacht war.“.
Sogar Wahlkampf hat er für die Hochschule schon betrieben: Als der Neubau am Sanderheinrichsleitenweg von der Bürgerinitiative „Alandsgrund“ verhindert werden sollte, warb er wochenlang mit einem Infostand auf dem Marktplatz für das Gebäude. Mit Erfolg: Über 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger stimmten für den Neubau. Zur Feier des Spatenstichs stellte die Hochschule am Bauplatz ein Festzelt auf, Anfeindungen seitens mancher Bürger gab es jedoch noch immer. „Das Zelt musste einen Tag vorher aufgebaut werden und da hatten wir Angst, dass uns nachts irgendwelche ‚Gegner’ das Zelt abbauen. Dann habe ich dort in dem Zelt die Nacht mit meinem Hund verbracht und das Zelt bewacht“, erzählt Weigand. Es sind Geschichten, die ein typischer Verwaltungsbeamter nicht erlebt, das weiß er. Daher sagt er über sich selbst: „Persönlicher Referent ist eine schöne Bezeichnung – aber eigentlich ist man Mädchen für alles.“