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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Heribert Weber: (K)Einer wie alle anderen

Ein Porträt des ehemaligen Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Heribert Weber

 © Nils Braunöhler

Heute ist er Sportler, Hobbyfunker und Gourmet. In seiner Zeit als Präsident der FHWS und Professor für Elektrotechnik setzte sich Prof. Dr. Heribert Weber für die Hochschule ein. Über einen unprätentiösen wie engagierten Mann, dem Gerechtigkeit wichtig ist – und der keinem Konflikt aus dem Weg geht.

Sport ist sein Leben. Neben der Elektrotechnik und ein paar anderen Dingen. Prof. Dr. Heribert Weber erscheint in schwarz-grüner Trainingsjacke zum Gespräch. Der 68-Jährige ist drahtig gebaut und hat volles weißes Haar. Mit zügigen Schritten geht es einen Weinberg im Würzburger Umland hinauf. Weber erzählt viel während des Laufens, doch das bringt ihn nicht aus der Puste. Schließlich war er mal Marathonläufer und Handballer. Sport, das merkt man schnell, ist eines seiner Lieblingsthemen. Und vielleicht ist das auch der Grund dafür, weshalb Weber mit einer gewissen Leichtigkeit durchs Leben geht.

Über seine Schulzeit sagt er: „Die Schule fiel mir immer leicht.“ Und über seine berufliche Zeit an der Hochschule redet er von den „Ämtchen“. So nennt er all die Ämter, die er in seiner langen, erfolgreichen Karriere innehatte, bevor er 2017 in den „normalen Ruhestand eines Professors“ gegangen sei. Es klingt, als wäre das alles einfach so geschehen, fast nebenbei, sozusagen per Zufall. Weber gibt zu: „Man muss schon dafür geschaffen sein. Aber manchmal war ich auch nur Lückenfüller und es hat sich durch die Umstände so ergeben.“ Wie beispielsweise die Position als Landesvorsitzender des Verbands der Hochschullehrer in Bayern, als Prodekan des Fachbereichs Elektrotechnik oder als Leiter des zentralen Rechenzentrums am Standort Schweinfurt. Diese „Ämtchen“ bereiteten ihn gut vor für die Zeit des Hochschulvorsitzes: zunächst als Vizepräsident von 1996 bis 1999, und dann, nach dem Tod seines Vorgängers Prof. Dr. Wolfgang Fechner, als Präsident. Dieses Amt hatte er bis 2012 inne.

Zwei Amtszeiten voller Engagement

Unprätentiös, demütig, ja manchmal fast bescheiden klingt es, wenn Weber von seiner Amtszeit erzählt: „Manche haben sich am Anfang gewundert, wie jemand wie ich Präsident werden kann. Ich trete einfach nicht so raumfüllend auf wie andere.“ Sein Verständnis sei eher „primus inter pares“ gewesen, also einer wie alle anderen, nur eben mit dem Abzeichen Präsident. Was Weber während seiner zwei Amtsperioden auszeichnete, war sein unangefochtener Einsatz für die Hochschule und seine fortwährende Angriffslustigkeit. Ob während der beiden Bürgerbegehren 1997 und 2008, bei denen es um die Hochschulerweiterung ging, oder das lange Festhalten am Diplom –Weber wusste zu kämpfen und oft zu siegen.

Das bestätigt auch sein langjähriger Wegbegleiter Prof. Dr. Friedrich Vilsmeier, ein Kollege aus der Fakultät Elektrotechnik der FHWS: „Weber hat sich enorm eingesetzt für die Hochschule.“ Vilsmeier denkt dabei vor allem an die Demokratisierung der Gremien, die Weber mit der Gründung der erweiterten Hochschulleitung vorantrieb. Oder Webers spontane Forderung an die bayerische Politik, die restlichen Fördergelder des glücklosen Transrapid-Projekts lieber in die Erforschung der Hochspannungstechnik zu stecken. Ob für die Hochschule im Allgemeinen oder für die Forschung im Besonderen, Weber sei sehr aktiv gewesen, so Vilsmeier. „Er scheute sich nicht, auch mal einen Professor mitten aus der Vorlesung rauszunehmen und ein Konzept ausarbeiten zu lassen, das am nächsten Tag vom bayerischen Kabinett gebilligt wurde.“

Heribert Weber sitzt auf einer Parkbank
Der ehemalige Hochschulpräsident hält sich gerne draußen in der Natur auf. (© Nils Braunöhler )

Einstecken und Austeilen

Weber selbst begründet seine pragmatische Art mit dem Sport: „Allen war klar: Ich scheue keine Auseinandersetzung. Das kommt vom Handball.“ Zu Webers aktiven Handballer-Zeiten war er Kreisläufer. Eine Position wie geschaffen für den nicht ganz so groß gewachsenen, aber flinken jungen Heribert. Der Kreisläufer täuscht an, stupst den Gegner beiseite, schnappt sich den Ball und kämpft sich irgendwie durch. „Einstecken und austeilen – das gehört dazu“, meint Weber und schmunzelt. „Ich bin kein Mensch, der drei Airbags braucht.“

Wobei sein kleines Elektro-Auto sogar mit sechs Airbags daher kommt. Es ist ein babyblauer VW e-up! (Weber spricht das Wort „up“ deutsch aus), der den passionierten Elektrotechniker ins Schwärmen bringt. Es sei ein super Auto und sehr günstig, sagt Weber und erzählt, dass er damit auch öfter nach München fahre. „Mit einem Zwischenstopp zum Laden und Kaffeetrinken klappt das sehr gut.“ München ist in den vergangenen Jahren zu Webers Lebensmittelpunkt geworden. Seine beiden Töchter wohnen in der bayerischen Hauptstadt und auch ein Großteil seiner Freunde lebt dort. In seinem Haus in Gochsheim bei Schweinfurt sei er nur noch selten, verrät er.

Zitat von Prof. Dr. Heribert Weber:  „Allen war klar: Ich scheue keine Auseinandersetzung.“
Heribert Weber vor seinem E-Auto VW e-Up
Als passionierter Elektrotechniker hat Weber ein Faible für E-Autos. Hier lehnt er an seinem VW e-Up! (© Nils Braunöhler)

Von Würzburg aus in die Welt und wieder zurück

Blickt man auf die verschiedenen Stationen in Webers Leben zurück, wird klar, dass die räumliche Veränderung ein ständiger Begleiter für ihn war. 1953 wird er in Würzburg in einfache Verhältnisse geboren und geht nach der Grundschule auf ein humanistisches Gymnasium. Nach seinem Studium der Physik und Mathematik an der Uni Würzburg geht Weber für ein Jahr an die Ruhr-Universität nach Bochum, um seiner eigentlichen Berufung zu folgen: der Elektrotechnik. Dann arbeitet er für ein Jahr am Hochfeld-Magnetlabor in Grenoble, bevor er für zwei Jahre an das Max-Planck-Institut nach Stuttgart wechselt und 1981 promoviert. Danach beginnt für Weber die „interessanteste und fachlich wie menschlich angenehmste Zeit“, in der er, wie er sagt, „all mein Wissen einfließen lassen konnte“: In Ottobrunn bei München arbeitet er an einem Luftkampfsimulator und verantwortet dort die Sichterzeugung und Steuerung der Systeme. 1985 wird er dann als Professor für angewandte Informatik an die FHWS berufen und ist dort zunächst an der heutigen Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften tätig, bis zu seiner Pensionierung dann an der Fakultät Elektrotechnik.

Webers Drähte reichen weit

Und heute? Womit beschäftigt sich ein ehemaliger Hochschulpräsident und Elektrotechniker in seiner Freizeit? Mit Amateurfunk zum Beispiel. Dafür hat Weber – zum Leidwesen seiner Frau – ein paar Drähte im Garten gespannt, die seine Funkwellen in die Welt übertragen. „Ich versuche mit möglichst geringem Aufwand möglichst weit zu kommen“, erzählt Weber über sein Hobby. „Ich bin auf der ganzen Welt zu hören, in China, in Süd-Uruguay oder in Island.“ Mit 3,5 bis 29,7 Megahertz und 20 Watt Leistung sendet er Signale aus und schaut dann, welche Stationen sein Signal empfangen. Für Weber ist es „spannend, was alles möglich ist.“

Zitat von Prof. Dr. Heribert Weber:  „Ich bin heute ein glücklicher Mensch.“

Wenn er nicht gerade funkt, dann macht er mit seiner Frau Camping-Urlaub auf der iberischen Halbinsel oder holt sich den Urlaub nach Hause, indem er kocht. Weber ist ein Gourmet, der leidenschaftlich von frischen Lammkoteletts erzählt, die er bei seinem arabischen Lieblingsmetzger in der Würzburger Semmelstraße kauft: „Der Geschmack ist wunderbar!“ Oder er geht zum persischen Bäcker nebenan, um Baklava zu kaufen. Ebenso schwärmt er von fangfrischen Sardellen, die er in München erwirbt: „Wenn ich die dann frittiere, riecht es in der Wohnung, als ob man in Portugal wäre.“

Zurück in Würzburg vermittelt Weber den Eindruck, mit sich im Reinen zu sein. „Ich bin heute ein glücklicher Mensch“, sagt er. Auf die Frage, ob er etwas bereut in seinem Leben, überlegt er einen Moment. Er bereue es, falls er jemanden ungerecht behandelt haben sollte in der Vergangenheit. Gerechtigkeit sei nämlich sehr wichtig für ihn. Das kommt auch durch den Sport, schließlich ist Weber auch noch Schiedsrichter in der Sportart Korbball. Da wären wir wieder bei seinem Lieblingsthema. Sport ist eben sein Leben.

Portrait Nils Braunöhler

Ein Artikel von 
Nils Braunöhler