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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Gordana Krüger: Mit Leidenschaft für Technik

Berufung gefunden: Die Maschinenbau-Professorin im Porträt

 © Felix Spies

Mit Leidenschaft und Hingabe kümmert sich Prof. Dr. Gordana Krüger um ihre Studierenden. Die Maschinenbau-Professorin hat ihren Weg über Belgrad und Erlangen nach Schweinfurt genommen. Ihr Ziel: Jungen Menschen eine Richtung vorzugeben.

Ein paar Autos stehen trotz Online-Lehre auf dem Parkplatz vor dem großen Rundgebäude am Schweinfurter Standort der FHWS. Doch im großen Eingangsbereich der Hochschule herrscht gähnende Leere, nur der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kontrolliert gewissenhaft alle Eintretenden. „Alles ist leer. Bis auf einzelne Praktika, die in Präsenz stattfinden, ist hier nichts los – traurig“, erzählt Prof. Dr. Gordana Krüger. Sie ist Leiterin des Forschungslabors für Werkzeugmaschinen und außerdem an der Fakultät Maschinenbau an der FHWS am Standort Schweinfurt tätig. In ihrem Labor seien aktuell zwei Masterstudenten, die nur Zugang haben, wenn gerade Personal da ist.

Gruppenfoto Scheckübergabe des FH-Förderpreis
Prof. Dr. Gordana Krüger bei der Scheckübergabe des FH-Förderpreis der IHK im Jahr 2017. Das Projekt trug den Titel „PROFIBUS-Schnittstelle für ein Messdatenerfassungssystem“. (© FHWS/Katja Bolza-Schünemann)

Das alte Klischee, dass es Frauen in den von Männern dominierten Studiengängen generell schwerer haben, trägt sie nicht mit: „Es ist immer abhängig von der Person, der man gegenübersteht. Die neue Generation ist da viel offener, das kann man nicht so einfach pauschalisieren.“ Anders als in Deutschland sei es in Serbien schon lange nichts Ungewöhnliches mehr, dass Frauen die technischen Studiengänge belegen. Als Kind serbischer Eltern liegt es nah, dass Krüger ausgerechnet das Land ihrer Eltern als Beispiel nennt. Zwar wuchs sie größtenteils im Großraum Nürnberg auf, während ihrer Kindheit zog die Familie aber immer wieder zwischen den beiden Ländern hin und her.

Die MINT-Schnuppertage sind beliebt

Nichtsdestotrotz ist ihr die Unterstützung von jungen Frauen in technischen Berufsgruppen eine Herzensangelegenheit. Seit sechs Jahren hat Krüger das Amt der stellvertretenden Frauenbeauftragten an der FHWS inne. Mit den MINT-Schnuppertagen für Mädchen und junge Frauen von der 8. bis zur 12. Jahrgangsstufe hat die FHWS schon seit Jahren einen festen Tag, um das Interesse dieser Zielgruppe an technischen Studiengängen zu steigern. Im vergangenen Jahr sei die Zeit für eine Umstellung ins Digitale zu knapp gewesen, deswegen werde man dieses Jahr auf alles vorbereitet sein und die Veranstaltung nach den Corona-Regeln durchführen, erzählt Krüger.

Laut Statistischem Bundesamt haben 2019 insgesamt 21.457 Menschen in Deutschland ihr Maschinenbau-Studium abgeschlossen, 2.577 von ihnen waren Frauen. Die Zahl sei immer noch zu niedrig und es müsse noch viel passieren, meint Krüger. Inzwischen ist das Thema auch in der Wirtschaft angekommen: „Der Schaeffler-Standort in Schweinfurt nimmt immer mehr duale Studentinnen auf, die dann an die FHWS gehen. Das freut mich sehr“, betont Krüger. Beim Thema Schaeffler schwingt bei ihr auch ein wenig Nostalgie in der Stimme mit. Denn das Unternehmen mit Hauptsitz im mittelfränkischen Herzogenaurach ist auch ihr ehemaliger Arbeitgeber und war das Sprungbrett zur späteren Professur an der FHWS.

Auf die Reife kommt es an

Ihr Alter merkt man der 52-Jährigen, die eine weite Lederjacke über einer hellen Bluse trägt, nicht wirklich an. Auf Fragen antwortet sie zu Anfang kurz und wirkt deswegen unter ihrer Schutzmaske beinahe ein wenig distanziert und vorsichtig. Fragen nach ihrer Selbsteinschätzung winkt sie lachend ab: „Das ist ja fast wie in einem Bewerbungsgespräch, das ist bei mir schon 15 bis 20 Jahre her. Das sollen andere übernehmen, man kennt seine Fremdwirkung nicht so genau.“ Beim Thema Autos ist von dieser Zurückhaltung dann nichts mehr zu spüren. „Ich mag schöne und schnelle Autos. Ich kannte früher auch jedes Modell!“ Sie selbst fahre einen 200-PS starken, weißen VW-Beatle, der sei spritzig. Doch inzwischen habe sie bei den neuen Modellen ein bisschen den Überblick und das Interesse verloren. „Mit 30 Jahren war meine Motivation noch größer, mich mit den Neuentwicklungen zu beschäftigen, das ist aber vielleicht auch einfach eine Frage des Alters.“

Zitat von Prof. Dr. Gordana Krüger: „Man ist einfach reifer nach einer Ausbildung.“

Ihr Sohn ist gerade volljährig geworden und damit vielleicht genau in dem Alter, als bei ihr die Autofaszination am größten war. Beruflich bewegt sich der 18-Jährige mit seiner Ausbildung zum Werkstoffprüfer dennoch in die gleiche Richtung wie seine Mutter: „Ein schlauer Junge, aber eher gelassen. Wenn er seine Ausbildung beendet hat, wird er selbst merken, ob er sich noch mit einem Studium weiterbilden will oder nicht.“ Der falsche Weg sei das ihrer Ansicht nach nicht, denn dann habe er schon etwas abgeschlossen und in der Hand. Das Gleiche würde sie auch vielen Studierenden sagen, die gleich nach der Schule unbedingt mit dem Studium beginnen wollen: „Die, die mit einer Ausbildung an die FH kommen, wissen, worauf es ankommt, und die wollen auch. Man ist einfach reifer nach einer Ausbildung.“ 

Jungen Menschen eine Richtung vorgeben

Ihre Studierenden liegen Krüger sehr am Herzen. Stolz erzählt sie von einer Nachricht, die sie vor kurzem von dem Betreuer einer ihrer Studenten erhalten habe. Der junge Mann füge sich hervorragend in das Unternehmen ein, er brauche mehr solcher Leute für sein Unternehmen. „Das beflügelt und diese Erfolge treiben einen dann auch weiter“, erzählt sie mit überzeugter Stimme. Ihr sei es wichtig, den jungen Leuten ein bisschen die Richtung vorzugeben und sie an „die Hand zu nehmen“. Ob diese es aber annehmen würden, bleibe jedem selbst überlassen.

Zitat von Prof. Dr. Gordana Krüger: „Das beflügelt und diese Erfolge treiben einen dann auch weiter.“

Wenn sie an die Zeit nach der Corona-Pandemie denkt, freue sie sich am meisten wieder auf die Präsenzvorlesungen. Vor allem der direkte Austausch und die Reaktionen der Studierenden vermisst sie: „Zoom funktioniert gut, aber man hat keinen Augenkontakt. Anhand von Gesichtern kann man viel ablesen, ob die Studierenden etwas verstanden haben oder nicht.“ Anders als zu ihren Studierenden sei der Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen schon immer überwiegend digital gewesen. Man sei schon eher allein auf weiter Front unterwegs und nicht wie in der Industrie in einem festen Team. An diese Umstellung musste sich Krüger am Anfang erst einmal gewöhnen, doch glücklicherweise hatte sie mit Prof. Dr. Christiane Walter, ehemals Professorin an der Fakultät Maschinenbau, eine gute Unterstützerin. „Wir haben uns häufiger zufällig im Fitness-Studio getroffen und uns ausgetauscht. Es waren immer sehr angenehme und freundliche Gespräche. Wir haben uns gut verstanden“, erzählt Walter, die mittlerweile emeritiert und Schweinfurt treu geblieben ist.

Nach nunmehr zehn Jahren findet sich Krüger auch alleine in den Strukturen und Prozessen an der FHWS zurecht. Ginge es nach ihr, würden einige davon nach Corona vereinfacht werden. Besonders die Dienstfahrten seien teilweise sehr zeitaufwändig. „Corona hat gezeigt, dass auch Online-Konferenzen effektiv sein können. Dort, wo es möglich ist, wird das hoffentlich auch beibehalten“, sagt sie. Dann verabschiedet sie sich, steigt in ihren weißen Beatle, drückt aufs Gas und flitzt davon.  

Portrait Felix Spies

Ein Artikel von 
Felix Spies