„Eigentlich habe ich nach einem Studium zu erneuerbaren Energien gesucht und bin dann durch Zufall auf den neuen Studiengang Wasserstofftechnik gestoßen”, sagt Student Lars Rauen. Zukunftsthemen wie Mobilitätswende, Dekarbonisierung und erneuerbare Energien rücken immer stärker in den gesellschaftlichen Fokus und beschäftigen vor allem jüngere Menschen. Hier setzt der neue Bachelorstudiengang Wasserstofftechnik an. Seit dem Wintersemester 2020/21 bietet die FHWS den Studiengang an, der in Deutschland bisher einzigartig ist.
„Fridays for Future hat völlig recht”, sagt Prof. Dr. Winfried Wilke, Studiengangleiter für Wasserstofftechnik an der Fakultät Maschinenbau der FHWS. „Doch es reicht nicht, sich freitags mit Plakaten auf den Marktplatz zu stellen, sondern wir müssen etwas tun. Und wir tun jetzt.” Wasserstofftechnik habe Zukunftspotenzial, das finden sowohl er, als auch die Studierenden: „Sie sehen die Dekarbonisierung – also die Wende zu CO2-frei erzeugter Energie – unserer Gesellschaft als ihre Zukunftsaufgabe”, erzählt Wilke. „Das sind alles umweltbewusste Leute, denen sehr wohl klar ist, dass wir echt gegen die Wand laufen, wenn wir so weitermachen.” Und der Professor sieht das genauso. Deswegen haben er und seine Fakultät kein geringeres Ziel als die weltbesten Ingenieurinnen und Ingenieure in Wasserstofftechnik ausbilden. „Ich will keine Forscher und Wissenschaftler produzieren, sondern Industrieingenieure, die erfolgreich im Job sind.”, so Wilke. Auch die Studierenden haben ein Ziel, wie Student Lars Rauen erzählt: „Wasserstoff wird wohl einer der wichtigsten Energieträger der Zukunft sein – und da möchte ich gerne zur Entwicklung beitragen.”
Praxisorientiert studieren
Ein Jahr und vier Menschen hat es gebraucht, um den neuen Studiengang in der Fakultät Maschinenbau „aus dem Boden zu stampfen”, wie Wilke sagt. Er selbst war dabei Koordinator und ist nun auch Studiengangleiter des Bachelors Wasserstofftechnik. Insgesamt 20 Studierende haben sich immatrikuliert. „Dieses Jahr war das Interesse noch gedämpft”, erzählt der Professor, der an der FHWS auch den Vorsitz des Senats innehat. „Doch für nächstes Jahr rühren wir die Werbetrommel stärker.” Die kleine Gruppenanzahl habe aber auch ihre Vorteile: So könne jeder Studierende individuell betreut werden. Und das sei besonders wichtig, denn es gehe vor allem um praxisorientierte Anwendung. Deswegen sind auch Projekte wie eine Brennstoffzellenanlage für eine neue Waldorfschule in Haßfurt oder ein Brennstoffzellenantrieb für ein Leichtflugzeug geplant. Der Leitgedanke: „Damit sie praxisorientiert sehen: Was heißt es überhaupt, so eine Wasserstoffanlage um eine Brennstoffzelle zu bauen”, erklärt Wilke.
Vor allem zwei Dinge erhoffe sich die Fakultät Maschinenbau vom Studiengang Wasserstofftechnik: Zum einen die sinnhafte Ergänzung des Studien-Portfolios – und damit einhergehend auch erhöhte Studierendenzahlen – und zum anderen einen gesellschaftlichen Nutzen. Auch der Druck aus der Industrie werde größer, erzählt der Studiengangleiter: „Die Technologie rund um Wasserstoff wird im Zuge der Energiewende immer nötiger.” Deswegen werde er schon jetzt von Anfragen für Absolventinnen und Absolventen überschwemmt – doch die brauchen noch drei Jahre bis zum Abschluss. Auch nach Weiterbildungsangeboten werde er ständig gefragt. „Wir bauen den Studiengang gerade erst en passant auf und haben nicht mal alle Professoren berufen, die für diesen Studiengang notwendig sind.” Qualifizierte Leute zu bekommen, die sich mit Wasserstofftechnik auskennen, sei eben schwer – bisher sind das mit ihm erst drei Personen in der Fakultät. Ein paar ausgewiesene Expertinnen und Experten fehlen für die nächsten Semester noch – doch Wilke ist zuversichtlich. Ein weiterbildender Masterstudiengang sei selbstverständlich auch geplant.
Der Erste in Deutschland
Der neue Studiengang Wasserstofftechnik an der FHWS in Schweinfurt ist der erste seiner Art in Deutschland. Die Fakultät und die vier Verantwortlichen mussten alles von Grund auf neu konzipieren und erarbeiten. „Wir konnten keine Blaupause malen, wir hatten kein Vorbild – allerdings sind wir jetzt eins.” Prof. Dr. Winfried Wilke, der seit 1991 mit Brennstoffzellen arbeitet, bekommt viel positives Feedback von anderen Hochschulen. „Die finden das klasse, was wir machen und wollen uns jetzt genau zugucken.”
Für den neuen Studiengang steht zwar noch nicht alles für die kommenden Jahre, aber die Studierenden seien sehr interessiert und engagiert, erzählt Wilke. Und viele Zukunftsaussichten haben sie auch, denn potenzielle Arbeitsplätze werden überall dort sein, wo Energie gewandelt wird: „Brennerbau, Wärmetechnik, Heizungsbau, Anlagenbau, Anlagenbetriebstechnik, Fahrzeugbau, LKW-Bau, Chemie, Pharmazie, Stahlindustrie” – um nur einige Möglichkeiten aufzuzählen. Die dementsprechenden Kontakte sammelt Wilke schon jetzt, denn es sei die Aufgabe der Hochschule, den Studierenden ein Netzwerk zu schaffen.
Bewerberinnen gesucht
Zu Wilkes Bedauern haben sich nur wenige Studentinnen beworben – nur zwei der 20 Immatrikulierten sind Frauen. „Es ist eben ein Ingenieurstudiengang“, und die sind bei Frauen immer noch wenig beliebt. „Doch es ist viel mehr als nur Tüfteln im stillen Kämmerlein.” Auch Kommunikation sei ein elementarer und wichtiger Bestandteil der Arbeit von Ingenieurinnen und Ingenieuren. Laura Lotz ist eine der zwei Studentinnen des Studiengangs. Ihr gefällt der Studiengang bisher gut, doch vor allem freue sie sich, wenn es tiefer in die Wasserstoff-Materie gehe.
Auch Student Mark Hoinle berichtet, das Studium Wasserstofftechnik laufe bisher gut und er sei froh, von fähigen Professoren betreut zu werden. „Man sollte sich dennoch bewusst sein, dass der Studiengang auf technischem Grundwissen aufbaut, um nicht von Mathe, Physik, Thermodynamik, Mechanik, Informatik und Werkstofftechnik erschlagen zu werden.”
Für die Zukunft erhofft sich Studiengangleiter Wilke insgesamt mehr Bewerber und vor allem mehr Bewerberinnen. Dafür rühren er und sein Team ordentlich die Werbetrommel.
Alle Infos zum neuen Studiengang Wasserstofftechnik.