Durch die Zusammenarbeit mit uRyde will die THWS klimafreundliche Mobilität stärken, individuelle Kosten senken und neue soziale Kontakte ermöglichen. Ein Selbstversuch zeigt, wie die App funktioniert. Wie sicher ist das Konzept - und welche Herausforderungen gibt es?
Veröffentlicht am 17.12.2025
Der Straßenverkehr ist laut Umweltbundesamt einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Auch an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) entstehen über 80 Prozent der CO2-Emissionen durch die Pendelmobilität der Studierenden und Mitarbeitenden. Doch auf Mobilität lässt sich nicht einfach so verzichten. Es braucht zukunftsfähige Lösungen, um das Problem anzugehen. Deshalb kooperiert die Hochschule mit der Ridesharing-Plattform uRyde. Dort können Nutzende diverser lokaler Institutionen und Unternehmen Fahrgemeinschaften bilden. Das Ziel: Emissionen einsparen - und so das Klima schonen.
Mehr Miteinander für weniger CO2
„Als Hochschule möchten wir unserer Vorbildfunktion gerecht werden“, sagt Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Nachhaltigkeitsbeauftragter der THWS. Das Mobilitätsangebot solle deshalb nachhaltiger und attraktiver gestaltet werden. Langfristig strebe die Hochschule eine Reduktion von etwa zehn bis 15 Prozent CO2 an. Die Kooperation mit uRyde ist ein Schritt auf dem Weg dorthin. Aber auch individuelle Kosten sollen durch die Bildung von Fahrgemeinschaften gesenkt werden. Wer sich eine Fahrt teilt, benötigt zudem nicht nur weniger Sprit, sondern verringert auch den Bedarf an Parkplätzen. Nicht zuletzt verspricht sich die Hochschule durch uRyde noch mehr sozialen Austausch zwischen den Studierenden - ein Gewinn, der auf den ersten Blick oft versteckt bleibt. „Es ist besser, zu zweit im Stau zu stehen als allein“, so Katharina Falkenstein, Klimaschutzmanagerin der THWS.
Die Kooperation mit uRyde besteht offiziell seit Beginn des Sommersemesters 2025. Doch die Suche nach einem passenden Partner für eine Ridesharing-Kooperation lief bereits seit 2020. „Es gibt auf dem Markt inzwischen sehr viele Anbieter für Ridesharing-Plattformen“, erzählt Falkenstein. Diese wurden verglichen und in der Praxis getestet. Am Prozess beteiligt waren auch die Julius-Maximilians-Universität Würzburg, das Landratsamt sowie mehrere Unternehmen der Region. Letztlich fiel die Entscheidung eindeutig aus: uRyde konnte alle Anforderungen bedienen und bot die meisten Vorteile.
Selbstversuch: Wie funktioniert eine Fahrt mit uRyde?
Studierende und Mitarbeitende der THWS können sich innerhalb weniger Minuten mit ihrer Hochschul-Mailadresse auf der Plattform registrieren. Der Vorgang ist kostenlos - abgesehen natürlich von dem Betrag an die Person, bei der man mitfährt. Wie viel das ist, legt diese beim Inserieren individuell fest. Das eingenommene Geld können Fahrende sich am Ende eines Monats auszahlen lassen oder an Umwelt- oder Sozialprojekte spenden.
Der Selbstversuch zeigt, wie einfach die Nutzung der Plattform ist: Nach ein paar Stunden in der Bibliothek am Hubland nutze ich die Umkreissuche, um zu sehen, welche Fahrten gerade angeboten werden. Alternativ könnte ich auch gezielt nach einer Uhrzeit und einem Ziel suchen. In der Liste gibt es einen Studierenden der JMU, der in meine Richtung fährt: Marvin (Name von der Redaktion geändert). Außerdem wird der öffentliche Nahverkehr angezeigt. Die Einbindung von Bussen, Straßenbahnen und Regionalzügen macht die Planung flexibler. Für meine Fahrt bietet sich eine Kombination aber nicht an.
Ich gebe meinen Ausstiegspunkt, die Anzahl der Mitfahrenden und meine Zahlungsmethode an. Zur Auswahl stehen digitale Optionen wie Kreditkarte, Apple Pay, Google Pay und Paypal, aber auch Barzahlung. Ich entscheide mich für Letzteres und sende meine Anfrage ab. Wenige Minuten später erhalte ich eine Push-Benachrichtigung: „Deine Mitfahranfrage wurde angenommen!“ Gleichzeitig trifft auch eine Mail ein, die mich darüber informiert, wie viel CO2 ich durch die gebuchte Fahrt einspare. Da mein Weg nicht weit ist, liegt die Menge nur bei 0,23 kg CO2, aber die konkrete Zahl macht das Vorhaben greifbarer.
Über den integrierten Chat kann ich mich mit Marvin abstimmen. Da man bei der Anmeldung die Handynummer hinterlegt, ist bei Bedarf auch ein Anruf möglich. Bis zur Abfahrt erhalte ich zwei Erinnerungen, rechtzeitig am Treffpunkt zu sein. Über den Chat erfahre ich, wo mein Fahrer geparkt hat und wir treffen uns direkt am Auto. Marvin aktiviert die Echtzeit-Navigation und markiert meinen Einstieg. Als wir meinen Zwischenstopp erreichen, bestätigt er in der App, dass ich aussteige. Ich bezahle meinen Betrag - ein paar Cent für den kurzen Weg - und meine Fahrt ist erfolgreich beendet. Sie wird jetzt als vergangene Buchung in meinem Dashboard angezeigt und ich kann Marvin bewerten - maximal fünf Sterne kann man vergeben.
Spielerischer Ansatz als Anreiz
Nach meiner ersten Fahrt habe ich einen positiven Eindruck von uRyde und würde die App Anderen weiterempfehlen - besonders, wenn deren Weg länger ist. Die Plattform bietet auch noch weitere Vorteile, die erst bei mehrfacher Nutzung zum Tragen kommen: In einer Gesamtübersicht lässt sich beobachten, wie viele Kilometer man bereits zurückgelegt hat. Außerdem kann man vier verschiedene Level erreichen. Um aufzusteigen, muss man jeweils drei Missionen erfüllen. Das reicht vom Hochladen eines persönlichen Profilbilds bis hin zum Einsparen von zehn Kilogramm CO2. Am Ende jedes Monats gibt es zudem ein Gewinnspiel. Je aktiver man war, desto höher sind die Gewinnchancen. „Der Gamification-Ansatz ist ein Anreiz, die App zu nutzen“, findet Falkenstein.
Mechanismen für die Sicherheit
Damit das Konzept funktioniert, muss die Sicherheit der Nutzenden gewährleistet sein. Dafür gibt es mehrere Mechanismen. „uRyde ist ein geschlossenes System. Nur spezifische Unternehmen und Partner, die in dem Verbund dabei sind, können das Angebot nutzen“, so Falkenstein. Daneben sollen das Bewertungssystem sowie detaillierte Angaben zu Profil und Fahrzeug Sicherheit bieten. Sollte man doch Hilfe benötigen, gibt es einen Notruf-Button. Sowohl für Fahrende als auch für Mitfahrende ist er gut in der App sichtbar. Wird er gewählt, wird ein Anruf an den Polizei-Notruf weitergeleitet. Laut Johannes Andree, CEO und Co-Founder von uRyde, musste diese Funktion bislang aber noch nie verwendet werden.
Zwischen all den Vorteilen gibt es aber auch Herausforderungen. Problematisch ist es, wenn die Fahrzeiten nicht zusammenpassen. „Hinfahrten sind häufig planbar, aber bei der Rückfahrt mangelt es oft an Flexibilität“, erklärt Prof. Dr. Müller-Steinfahrt. „Niemand fährt drei Stunden früher, nur um nicht allein zu fahren.“ Ein weiteres Hindernis kann die zwischenmenschliche Komponente darstellen: Wenn die Chemie zwischen Fahrer und Mitfahrer nicht stimmt, kann die negative Erfahrung dazu führen, dass das Konzept grundsätzlich abgelehnt wird.
„Jeder gesparte Kilometer ist positiv“
Die Probleme werden unbedeutender, je mehr Leute bei uRyde mitmachen. Denn mit wachsender Nutzerzahl steigt auch die Auswahl an verfügbaren Fahrten, Fahrzeiten und Richtungen. Dass das Konzept angenommen wird, zeigt das Beispiel der Metropolregion Nürnberg: Über 50 teilnehmende Arbeitgeberstandorte sparen dort innerhalb eines Jahres potenziell 100.000 Tonnen CO2 ein. Gemeinsam lässt sich ein Unterschied machen, betont Prof. Dr. Müller-Steinfahrt: „Jeder gesparte Kilometer ist positiv.“





