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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Technologie trifft Nachhaltigkeit

Innovation, Praxisnähe und Umweltbewusstsein: Einblicke in die Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung

 © Michaela Kist

Auf den ersten Blick könnten Kunststofftechnik und Vermessung kaum unterschiedlicher sein: Die einen entwickeln Kunststoffe für Medizintechnik oder Leichtbau, die anderen erschaffen mithilfe von Drohnen und Laserscannern dreidimensionale Karten unserer Welt. Dennoch: An der THWS finden diese Bereiche unter einem Dach zusammen.

Veröffentlicht am 17.07.2025

Was haben Drohnen, 3D-Drucker und Silikonkautschuke gemeinsam? Sie stehen sinnbildlich für die innovative Arbeit an der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Mit modernster Ausstattung, internationalem Flair und dem Fokus auf Nachhaltigkeit bietet die Fakultät spannende Perspektiven für Studierende.

Studierende sitzen mit dem Rücken zur Kamera und arbeiten an einem Computerbildschirm.
Studierende der Kunststofftechnik modellieren und analysieren Bauteile mit CAD-Software (© THWS/Marcus Schuck)

Studieren an der Schnittstelle von Hightech und Praxis

Die Fakultät ist in die zwei Studienbereiche Kunststofftechnik und Vermessung aufgeteilt und umfasst fünf Studiengänge (siehe Infokasten). Die Studierenden profitieren von einer vielfältigen Ausstattung, die ihnen praxisnahe Einblicke und direkte Arbeit an den Geräten ermöglicht. Von Rasterelektronenmikroskop über Ultraschallschweißgerät hin zu einem dynamisch-mechanischen Indentationstester – die Ausstattung des Studienbereichs Kunststofftechnik ist groß. „Da sind wir wirklich stolz drauf“, erzählt Prof. Dr. Marcus Schuck, Studiengangleiter des Bereichs Kunststoff- und Elastomertechnik. „Wir haben alles, was das Kunststofftechnikherz begehrt, von der kleinsten 3D-Druck-Maschine bis hin zu großen Spritzgussmaschinen mit Zuhaltekräften von über 100 Tonnen.“

Zitat von Prof. Dr. Marcus Schuck: "Wir haben alles, was das Kunststofftechnikherz begehrt, von der kleinsten 3D-Druck-Maschine bis hin zu großen Spritzgußmaschinen mit Zuhaltekräften von über 100 Tonnen."

Auch im Bereich Vermessung steht den Studierenden modernste Technologie zur Verfügung: KI-gestützte Drohnentechnologien, ein Geo-Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Labor, leistungsstarke KI-Systeme, Vermessungsgeräte und Digitalkameras sowie große Rechenräume ermöglichen fortschrittliche Datenanalysen.

Praxisnähe wird großgeschrieben

Michaela Kist ist Masterstudentin im Studiengang Geodatentechnologie und hat bereits ihren Bachelor in Vermessung und Geoinformatik absolviert. Wöchentliche Messübungen führten sie an die verschiedensten Orte in Würzburg. „Je Fach gibt es verschiedene Messgebiete, wie beispielsweise am Hexenbruch oder am Schenkenturm. Viele kennen uns vielleicht. Wir sind auch die, die ab und zu am Ringpark am Bahnhof mit den Warnwesten stehen und unsere Messübungen machen“, sagt Michaela Kist lachend.

Auch Student Lukas Heydecker ist von der Praxisnähe in der Kunststofftechnik begeistert. Er studiert im Master Produkt- und Systementwicklung und hat davor seinen Bachelor in Kunststoff- und Elastomertechnik absolviert. „Ich bin eher in einer Nische unterwegs und beschäftige mich viel mit Kautschuken, genauer Silikonkautschuken. Ich finde das total spannend“, erzählt er. Für den Bereich Kautschuke gibt es auch ein Praktikum von Prof. Dr. Volker Herrmann, mit dem er den Lehrpreis der THWS gewonnen hat. In sechs kurzen aufeinanderfolgenden Praktika stellen Studierende im Labor ihren eigenen Kunststoff her, entwickeln diesen weiter, reifen, modifizieren, verarbeiten und testen ihn. Wer den besten Kunststoff kreiert, wird ausgezeichnet!

Vermessungsübung am Röntgenring (© Michaela Kist)

Spannende Exkursionen: Von der ISS bis nach Jordanien

Exkursionen gehören an der Fakultät fest zum Studienalltag. Michaela Kist erinnert sich an einen Besuch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Pfaffenhofen. „Wir hatten Vorträge über Fernerkundung und waren sogar im Kontrollzentrum der ISS“, berichtet sie. „Dort wird direkt gesteuert, was die Astronauten auf der ISS machen. Wir konnten die Livestream-Übertragung sehen und bei der Durchführung eines Experiments dabei sein. Das war sehr faszinierend.“

„Wir waren sogar im Kontrollzentrum der ISS. Dort wird direkt gesteuert, was die Astronauten auf der ISS machen.“ Zitat von Michaela Kist

Ein weiteres Highlight erlebte Lukas Heydecker während seines Masterstudiums: Er nahm an einer Exkursion zur German Jordanian University (GJU) im jordanischen Amman teil. Die Kunststofftechnik plant dazu ein Hosted Programme Advanced Materials Engineering, das ab dem Wintersemester 2025/26 starten soll. Bei dem Programm lernen jordanische Studierende neben fachlichen Inhalten auch Deutsch, um im 5. Semester an die THWS zu wechseln und ihren Abschluss in Deutschland zu machen. „Ich durfte die THWS vor Ort repräsentieren“, erzählt Lucas stolz. „Ich habe den jordanischen Studierenden Einblick in unser Studium gegeben, von unseren Modulinhalten bis hin zu unserem aktuellen Wissensstand.“

Unterschiedliche Wege, ein gemeinsames Ziel

Da die Fachbereiche Kunststofftechnik und Vermessung unter dem Dach einer Fakultät vereint sind, arbeiten sie, wo es möglich ist, zusammen. So findet zum Beispiel das Transferkolloquium im dualen Studium gemeinsam statt. In fachspezifischen Modulen ist das eher schwierig.

Es gibt Ansätze, die Stärken beider Fachbereiche künftig noch stärker in gemeinsamen Forschungsprojekten zu bündeln. So wurde ein Projekt initiiert, in dem Technologien zusammen genutzt werden, um Kunststoffmüll in der Umgebung zu erkennen. „So können die Kunststofftechniker das Wissen der Multispektralanalyse, gepaart mit dem Wissen der Vermesser aus dieser Technologie und der Drohnentechnik nutzen, um in der Landschaft Kunststoffabfall zu erkennen“, erklärt Prof. Dr. Schuck.

Kurz erklärt

Ein dynamisch-mechanischer Indentationstester ist ein Gerät, das die mechanischen Eigenschaften eines Materials untersucht, indem es eine Spitze auf die Oberfläche drückt und dabei Reaktionen wie Härte, Elastizität und Schwingungsverhalten misst.

Kautschuk ist ein elastisches Material, das sowohl in der Natur vorkommt als auch synthetisch hergestellt werden kann. Es wird hauptsächlich für die Herstellung von Gummi und ähnlichen elastischen Produkten verwendet.

Die Multispektralanalyse ist ein technisches Verfahren, bei dem Bilder oder Daten aus verschiedenen Spektralbereichen, wie zum Beispiel sichtbares Licht, Infrarot und Ultraviolett, gleichzeitig betrachtet werden. Eingesetzt wird dieses Verfahren in der Analyse von Kunststoffen und in der Fernerkundung des Studienbereichs Geo.

Zukunft gestalten: Perspektiven für Studierende und Hochschule

Wie viele andere Hochschulen steht auch die THWS mit der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung vor der Herausforderung sinkender Studierendenzahlen. Prof. Dr. Marcus Schuck blickt jedoch optimistisch in die Zukunft: „Mit starker Internationalisierung, TWIN-Programmen und Kooperationen mit Partnerhochschulen setzen wir auf weltweite Vernetzung.“

Ein wichtiger Baustein, um die Attraktivität der Studiengänge zu steigern, seien auch duale Studienmodelle mit vertiefter Praxis. Michaela Kist hat bereits ihren Bachelor als duales Studium absolviert. Im Master setzt sie diesen Weg fort und arbeitet während der Semesterferien beim Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg. „Es ist eine gute Möglichkeit, finanziell unabhängiger zu sein und wertvolle Einblicke ins Berufsleben zu bekommen“, erzählt sie.

Von Thermaldrohnen zu Biopolymeren: Wege zu mehr Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema der Fakultät. Im Bereich Vermessung steht in einzelnen Modulen und Praktika die Analyse des Klimawandels im Fokus. Techniken wie Fernerkundung, KI-gestützte Analysen und der Einsatz von Thermaldrohnen helfen dabei, Umweltveränderungen präzise zu erfassen.

Auch in der Kunststofftechnik spielt Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle. Neben Lehrinhalten zu Recycling und Biopolymeren wird es künftig eine eigene Professur zum Thema Nachhaltigkeit und Recycling geben. Prof. Dr. Schuck erklärt: „Kunststoffe sind per se nicht schlecht. Ohne Polymere gäbe es keine Lebensqualität. Wenn ich mich umschaue, mein Computer, meine Brille, alles ist aus Kunststoff. Und wie man das nachhaltig gestaltet, das kann man bei uns lernen.“

Ob Drohnen im Kampf gegen den Klimawandel oder Kunststoffe, die nachhaltiger gestaltet werden – die Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung verbindet technologische Spitzenleistungen mit einer klaren Vision für die Zukunft. Wer hier studiert, ist nicht nur Teil eines hochmodernen Studiengangs, sondern gestaltet aktiv Lösungen für die Herausforderungen von morgen.

„Wenn ich mich umschaue, mein Computer, meine Brille, alles ist aus Kunststoff. Und wie man das nachhaltig gestaltet, das kann man bei uns lernen.“ Prof. Dr. Marcus Schuck

Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung

Bereich Kunststofftechnik

Bereich Vermessung

Fachübergreifend

  • Produkt- und Systementwicklung (M. Eng.) (konzipiert für Absolventinnen und Absolventen der Bachelorstudiengänge Maschinenbau, Mechatronik, Kunststoff- und Elastomertechnik sowie der jeweiligen englischsprachigen TWIN-Studiengänge)

Ein Artikel von
Jennifer Berger