Seit einigen Jahren setzt sich die Hochschulgruppe „S.I.N.N“ an der THWS für mehr Nachhaltigkeit im Studienalltag ein. Die Studierenden planen wiederkehrende Aktionen und wollen ihre Vorhaben zunehmend in der Hochschulpolitik durchsetzen. Dabei erhalten sie auch Unterstützung „von oben“.
Veröffentlicht am 26.06.2025
Eigentlich ist Orange die Farbe der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Doch es gibt auch viele Bestrebungen, grüner zu werden. Einige Studierende setzen sich aktiv für Nachhaltigkeit ein und vernetzen sich in der Hochschulgruppe „S.I.N.N.“. Die Abkürzung steht für „Studentische Initiative für Natur und Nachhaltigkeit“ und das ist zugleich der Anspruch der Organisation: Die Mitglieder möchten sich sinnvoll engagieren und sehen sich dabei als Sprachrohr zwischen Studierenden und Hochschulverwaltung. Das Motto lautet: „Anstöße sammeln, vermitteln, Veränderung bewirken.“
Wann genau die Organisation gegründet wurde, ist nicht mehr bekannt. Die ersten Beiträge auf dem eigenen Instagram-Account „@s.i.n.n._thws“ wurden im November 2019 gepostet, die meisten damaligen Mitglieder haben ihr Studium bereits abgeschlossen. Es liegt in der Natur einer Studierendeninitiative, dass die Teilnehmenden kommen und gehen. Auch die Mitgliederzahl schwankt von Semester zu Semester, meist nehmen jedoch zwischen zehn und 15 Personen an den Sitzungen teil. Diese finden alle zwei Wochen im Raum der Studierendenvertretung im Campus Münzstraße statt.
Offen und auf Augenhöhe
Zu den langjährigen Mitgliedern zählt Chiara Wimmer. Die 23-Jährige studiert an der THWS Management im Gesundheitswesen und war seit dem Jahr 2022 Mitglied bei S.I.N.N.. Bis Ende 2024 war sie die erste Vorständin der Initiative, dabei hat sie das ein oder andere Projekt im Hintergrund koordiniert. Kurz vor Veröffentlichung des Artikels schied sie aus der Initiative aus. Ihre Nachfolgerin im Amt heißt Jana Beck. In erster Linie sei die Position aber nur eine rechtliche Vorgabe, um als Hochschulgruppe zu gelten, betont Wimmer. „Sonst arbeiten wir komplett ohne Hierarchie und auf Augenhöhe.“ Interessierte könnten jederzeit vorbeischauen, mitmachen und ihre Ideen einbringen. Da eine Studierendenorganisation aus Studierenden besteht, schwankt die Häufigkeit der Aktionen und Sitzungen. „Gerade zum Ende des Semesters verlaufen sich die Treffen immer ein bisschen, weil dann alle ihre Abgaben und Prüfungen haben“, sagt S.I.N.N.-Mitglied Ronja Leuze. Auch sie musste ihre Beteiligung zuletzt wegen eines Praxissemesters zurückfahren. Umso mehr freut sich die Initiative über neue Mitglieder, die das Team verstärken. Informationen zur Initiative und den geplanten Aktionen erhalten Studierende auch auf Instagram.
Nur für ausgewählte Aufgaben wie die Kassenführung oder die Verwaltung des Instagram- und E-Mail-Kontos gebe es zugewiesene Personen. „So etwas wie Protokoll schreiben wird einfach von denjenigen gemacht, die gerade Lust haben oder den Laptop dabeihaben“, erklärt Ronja Leuze. Die 23-jährige Architekturstudentin ist seit 2023 bei S.I.N.N..
Über die Jahre hat die Initiative einige Projekte an der Hochschule verwirklicht. So kennen wohl nahezu alle THWS-Studierenden in Würzburg das Büchertauschregal im vierten Stock des Hauptgebäudes. Von S.I.N.N. ins Leben gerufen, ist es eine gern genutzte Möglichkeit, um alte Wälzer loszuwerden und neuen Lesestoff zu finden. Immer wieder organisiert das Team zudem Veranstaltungen. So gibt es zum Beispiel DIY-Workshops zum Basteln von nachhaltigen Geschenken. Oder es werden Bienenwachstücher hergestellt, als ökologische Alternative zur Frischhaltefolie. Oft geht es auch nach Draußen zum Bärlauchpflücken oder zu Müllsammelaktionen. Ein echtes Erfolgsmodell sind die Kleidertauschpartys, bei denen viele Klamotten eine neue Besitzerin oder einen neuen Besitzer finden. „Die Stimmung und die Rückmeldungen der Studierenden sind dort immer gut“, freut sich Chiara Wimmer.
Gemeinsam Sinnvolles bewirken
Auch Ronja Leuze kann das bestätigen. Neben dem positiven Feedback kämen aber auch oft Rückfragen, wer eigentlich hinter den Aktionen stecke. „Ich glaube, vielen Studierenden ist gar nicht bewusst, dass es S.I.N.N. gibt.“ Sie selbst sei auf die Initiative aufmerksam geworden über eine Einladung, die zum Start jedes Semesters an alle Studierenden per E-Mail geschickt wurde. Nach dem ersten Treffen war für sie klar: „Ich bleibe dabei.“ Das gemeinsame Engagement für Nachhaltigkeit und dabei etwas anzuregen seien ihr besonders wichtig.
Chiara Wimmer wollte vor allem Kommilitoninnen und Kommilitonen außerhalb ihrer eigenen „Studiengangsbubble“ kennenlernen. „Das gemeinsame Interesse an Nachhaltigkeit war dafür ein guter Grundstein“, erzählt sie. Zudem habe sie sich schon immer (hochschul-)politisch engagiert und wollte das an der THWS weiterführen. S.I.N.N. sei daher die perfekte Initiative für sie, um das alles zu vereinen. Über die Zeit seien viele Freundschaften entstanden, oft unternehme man nach den Sitzungen noch etwas, gehe an den Main zum Pizza essen oder noch etwas trinken.
Nebenbei war Wimmer außerdem als Nachhaltigkeitsbeauftragte der Studierenden in der Abteilung Innenpolitik des Studentischen Konvents tätig. So konnte sie in den vergangenen Monaten die Initiative besser vernetzen und stärker in die Hochschulpolitik integrieren. Mittlerweile hat Nicolas Glaus von der Fachschaft Business School die Position des studentischen Nachhaltigkeitsbeauftragten inne.
Mehr Austausch zwischen Studierenden und Hochschulleitung
Bei den Bestrebungen nach mehr Mitwirkung erhält S.I.N.N. auch Unterstützung von der Führungsebene der THWS. Die Klimaschutzmanagerin Katharina Falkenstein, der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Hochschule Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt und Vizepräsident Prof. Martin Naumann nehmen mittlerweile an jedem zweiten Treffen im Fachschaftsraum teil. Ziel ist es, eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Studierenden zu schaffen, wobei S.I.N.N. das Bindeglied dafür darstellt. „Davor war es oft so, dass wir nicht wussten, was die Hochschule plant und umgekehrt die Hochschule nicht wusste, was von uns gewünscht ist“, erinnert sich Ronja Leuze.
Durch den Austausch erhalten beide Seiten nun ein besseres Verständnis voneinander. Die Hochschulleitung bekommt wertvolles Feedback der Studierenden zu den aktuellen Nachhaltigkeitsbestrebungen. Die S.I.N.N.-Mitglieder geben Anliegen aus der Studierendenschaft weiter und bringen eigene Vorschläge ein. Dafür erhalten sie wiederum eine Einschätzung, ob die Ideen realisierbar sind oder nicht. „Studierende haben da manchmal eine andere Vorstellung. Man muss fairerweise sagen, die Hochschule kann nicht alles umsetzen“, sagt Chiara Wimmer.
So scheiterte etwa die Idee eines zweites Tauschregals für Pflanzenableger an Fragen des Brandschutzes. Auch ein Vorstoß zur Abschaffung von Einwegbechern für die Kaffeemaschinen ließ sich nicht verwirklichen. Es bleibt nur die Ermunterung an die Studierenden, eigene Mehrwegbecher mitzunehmen.
Bei S.I.N.N. gehe es aber weniger um große Meilensteine, sondern mehr darum, einfach da zu sein und als Sprachrohr zu fungieren, sagt Chiara Wimmer. „Der größte Erfolg ist, dass es uns gibt und wir teilhaben an der Veränderung, auch wenn sie manchmal nur ganz klein ist.“