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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Der grüne Weg zur Hochschule

Nachhaltige Mobilitätsangebote zur und von der THWS gewinnen an Bedeutung

 © Jonas Kron

Ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Hochschullebens ist die Mobilität. Angebote wie ein attraktiver Ausbau der Fahrradstellplätze und eine Stärkung der Nutzung des ÖPNV können Alternativen zum Auto schaffen.

Veröffentlicht am 24.07.2025

Es ist ein schwüler Dienstagmorgen, 7:30 Uhr, der Wecker klingelt in einer Wohnung in Würzburg. Bei schon jetzt 22 Grad Celsius dringt die warme Luft durch das geöffnete Fenster. Um 9 Uhr beginnt die erste Veranstaltung, wie kommt man nur am besten in die Hochschule? Die Optionen sind vielfältig: Steigt man aufs Fahrrad und nimmt den Fahrtwind als willkommene Abkühlung, während man durch die Stadt radelt? Oder läuft man zu Fuß, wohl wissend, dass jeder Schritt im Schatten wertvoll ist? Drängt man sich in den ÖPNV? Natürlich könnte man auch das Auto nehmen, wo die Klimaanlage für angenehme Temperaturen während der Fahrt sorgen würde. Ist die Wahl an einem schwülen Sommertag schon eine Herausforderung, dürfte sie an kalten und nassen Wintertagen noch schwerer fallen, wenn über 9.000 Studierende und rund 800 Angestellte der THWS zwischen Wärme und Nachhaltigkeit abwägen müssen.

Nachhaltigkeit im Wandel

Nachhaltiges Denken und Handeln haben in unserer Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert. Viele Konsumentscheidungen werden danach getroffen, ob sie nachhaltig sind. Gleichzeitig versucht die Regierung, mit verschiedenen Lösungsansätzen den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Auch an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Hochschullebens ist die nachhaltige Mobilität.

„Wenn man als Hochschule Mobilität gestaltet, geht es eigentlich im Kern darum, möglichst die Nutzer zum Umsteigen auf umweltverträgliche Verkehrsmittel zu bekommen“, weiß Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Leiter des Instituts für angewandte Logistik und Nachhaltigkeitsbeauftragter der THWS. Es sei weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, wenn jede mitarbeitende Person und jeder Studierende mit dem privaten Auto zur Hochschule käme. Die Lösung: Angebote schaffen wie zum Beispiel einen attraktiven Ausbau der Fahrradabstellplätze, Stärkung der Nutzung des ÖPNVs oder Mitfahrgemeinschaften organisieren.

Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt als Portraitbild. Er trägt einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Er blickt freundlich in die Kamera.
Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Nachhaltigkeitsbeauftragter der THWS, erinnert an die individuelle Verantwortung aller Beteiligten (© Matthias Häusler)

Fahrrad als nachhaltige Alternative

Das Fahrradabstellangebot an den verschiedenen Standorten der THWS lässt teilweise zu wünschen übrig - noch. Wenn es nach Katharina Falkenstein, der Klimaschutzmanagerin der THWS geht, ändert sich das möglichst schnell. „Die Fahrradabstellanlagen werden attraktiver gestaltet, sie sollen durch Fahrradreparaturstationen ergänzt werden.“ Einige wenige Fahrradstellplätze mit Reparaturstation gibt es an den Hochschulstandorten der THWS in Würzburg und in Schweinfurt schon. Sie machen es Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, möglich, beispielsweise unterwegs die Reifen aufzupumpen. Solche Abstellangebote erleichtern es allen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern, ihren Arbeits- oder Studienweg mit dem Rad zu bestreiten. Die Angst, mit einem nicht vollständig aufgepumpten oder sogar platten Reifen nach Hause laufen zu müssen, ist damit ausgemerzt. So werde es attraktiver, sich auf seinen Drahtesel zu schwingen, so Falkenstein. Zudem sollen die Stellplätze überdacht werden, damit die Fahrräder vor Wind und Wetter geschützt sind.

Eine Fahrradabstellstationen mit vielen Funktionen ist vor einer Steinwand aufgebaut.
Die Fahrradabstellstationen werden durch Reparaturstationen ergänzt, die kleine Reparaturen am Fahrrad direkt an der Hochschule ermöglichen (© THWS/Nadja Schaefer)
„Die Fahrradabstellanlagen werden attraktiver gestaltet, sie sollen durch Fahrradreparaturstationen ergänzt werden.“ - Zitat von Katharina Falkenstein

Änderung des Semestertickets in ein Deutschlandticket

Doch wie sieht es mit Studierenden und Mitarbeitenden aus, die den Hochschulstandort wechseln oder zur Hochschule pendeln müssen? Sie müssen eine Strecke zurücklegen, die weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad zu bewältigen ist. Für sie ist der ÖPNV eine umweltschonende Alternative zum Auto. Aktuell haben Studierende die Möglichkeit, ihr im WVV-Gebiet gültiges Semesterticket auf ein Deutschlandticket upzugraden. Für 21,92 Euro in Würzburg und 30,67 Euro in Schweinfurt statt 59 Euro ist es eine günstige Möglichkeit, die Strecke von Würzburg nach Schweinfurt und umgekehrt zurückzulegen und darüber hinaus in ganz Deutschland mit dem öffentlichen Nahverkehr zu reisen.

Künftig ist geplant, das Semesterticket sowie das Jobticket so zu ändern, dass kein Upgrade mehr erforderlich ist und damit alle automatisch das Deutschlandticket im Rahmen ihres Semester- und Jobtickets nutzen können. Dann können auch Menschen, die zu den Standorten pendeln müssen, also weder in Schweinfurt noch in Würzburg wohnen, kostengünstig und nachhaltig zur Hochschule fahren.

Das Mitfahrerportal uRyde

Wo die ÖPNV-Anbindung schlecht ist, können Mitfahrgelegenheiten eine Alternative sein. Für solche Zwecke wird zu Beginn des Sommersemesters 2025 das Mitfahrerportal uRyde in das Hochschulleben eingeführt. Beim Mitfahrerportal uRyde können Mitarbeitende und Studierende Autofahrten anbieten, die man sowieso schon mit dem Auto zurücklegen muss. Andere können diese Fahrten matchen und so die Strecke dann gemeinsam zurücklegen. Dabei können auch Menschen außerhalb der Hochschule das Portal nutzen. „In der ganzen Region machen verschiedene Unternehmen und Hochschulen mit“, sagt Katharina Falkenstein. Die Vermittlung der Mitfahrten läuft unternehmens- und hochschulübergreifend, das heißt, wer mitmacht und seine Angestellten und Studierenden anmeldet, kann Fahrten buchen. Wer dann mit wem wohin fährt, ist egal - was zählt, sind die gemeinsam eingesparten CO₂-Emissionen.

Portraitbild von Katharina Falkenstein.
Katharina Falkenstein, Klimaschutzmanagerin der THWS, kommt selbst mit dem Fahrrad zur Arbeit und bemüht sich darum, die Fahrradabstellmöglichkeiten der THWS weiter zu verbessern (© Matthias Häusler)
Kanzler Stefan Hartmann posiert neben einem schwarzen THWS-Pkw, welches er mit einer Ladesäule verbindet.
Im Parkhaus in der Münzstraße sind die ersten E-Ladesäulen bereits in Betrieb. Kanzler Stefan Hartmann führt es vor (© THWS/Tobias Hestner)

E-Autos statt Verbrenner

Doch was tut man, wenn die Strecke, die man zurücklegen muss, nur mit dem eigenen Auto bewältigt werden kann? Die Lösung: Elektroautos. Vor allem für Mitarbeitende ist die Anschaffung eines E-Autos eine denkbare Alternative. Dafür möchte die THWS die Lademöglichkeiten für E-Autos erweitern. Zuständig dafür ist Bertram Sauer, Leiter des Hochschulgebäudemanagements. Er ist zuversichtlich, dass die Bauarbeiten Anfang 2025 starten können. „Die Umsetzung soll so schnell wie möglich erfolgen. In der Münzstraße ist schon alles beauftragt.“

Geplant sind „in Würzburg pro Standort grundsätzlich vier Ladesäulen, wobei wir mit dem Standort an der Münzstraße begonnen haben“, so Bertram Sauer. In Schweinfurt sind an zwei verschiedenen Standorten neue E-Ladesäulen geplant. Einmal auf dem großen Parkplatz am Rundbau von Gebäude 3 und 4 sowie am Parkplatz Ost, hier sollen auch vier neue Ladesäulen installiert werden. Der große Vorteil der geplanten E-Ladesäulen: Sie sollen alle mit Öko-Strom betrieben werden, was die CO₂-Bilanz sauber hält.

Portraitbild von Bertram Sauer. Er lächelt in die Kamera und trägt einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd.
Bertram Sauer ist zuversichtlich, dass die E-Ladesäulen dieses Jahr noch umgesetzt werden (© Bertram Sauer/privat)
Ein schwarzer THWS-Elektrobus, mit THWS-Branding in orange. Der Bus steht in einer Tiefgarage.
Der neue THWS-Elektrobus ermöglicht Mitarbeitenden möglichst nachhaltig im Rahmen von Hochschulveranstaltungen anzureisen (© THWS/Tobias Hestner)

„Die persönliche Bequemlichkeit aufgeben“

Nachhaltige Mobilität ist ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft der THWS. Hier kann jeder und jede Einzelne einen Beitrag leisten. Durch die individuelle Entscheidung, wie man jeden Tag zur Hochschule kommt, kann viel erreicht werden. Prof. Dr. Müller-Steinfahrt fasst es folgendermaßen zusammen: „Die persönliche Bequemlichkeit aufgeben.“ Das ist wahrscheinlich der wichtigste Tipp für alle, die sich fragen, wie man den eigenen ökologischen Fußabdruck beim Thema nachhaltige Mobilität verbessern kann. Auch bei Wind und Wetter das Fahrrad nehmen, eine Mitfahrgelegenheit suchen anstelle des eigenen Autos oder auch mal mit dem Zug fahren, selbst wenn es ein paar Minuten länger dauert - das sind kleine persönliche Beiträge zu mehr Nachhaltigkeit, die in Summe einen großen Effekt in Sachen Klimaschutz erzielen können.

„Die persönliche Bequemlichkeit aufgeben“ – Zitat von Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt

Ein Artikel von
Matthias Häusler