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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Brückenstudium: Vielfalt in Projekten und Persönlichkeiten

Wie die THWS die Entwicklung innovativer Ideen unterstützt

 © AdobeStock / ProStockStudio

Im Wintersemester 2024/25 hat die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt ein innovatives Studium eingeführt: Das Brückenstudium "Zukunftsideen und Projektumsetzung". Das Modulstudium ist deutschlandweit einzigartig und bietet eine Möglichkeit für alle, die eine eigene Idee in die Tat umsetzen möchten.

Veröffentlicht am 26.06.2025

Hinter dem Gebäude der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in der Münzstraße 12 befindet sich die „Innovations- und Gründungsgarage“ – ein Ort, der hält, was der Name verspricht: Hier finden die Veranstaltungen des Brückenstudiums statt, in denen sich alles um innovative Projekte dreht. Denn im Mittelpunkt des Studiums steht die Arbeit an einem individuellen Herzensprojekt, das die Studierenden eigenständig planen und umsetzen. Dr. Felix Liedel, Dozent im Brückenstudium, erzählt, was dahintersteckt: „Wir möchten den Studierenden einen Raum bieten, in dem sie ihre Projekte strukturiert weiterentwickeln können, um fachlich und persönlich daran zu wachsen.“

„Wir möchten den Studierenden einen Raum bieten, in dem sie ihre Projekte strukturiert weiterentwickeln können, um fachlich und persönlich daran zu wachsen.“ – Zitat von Felix Liedel
Studierende sitzen an einem großen Tisch. Vor ihnen haben sie Tablets. Sie arbeiten an ihren Tablets und reden miteinander.
Durch den intensiven Austausch der Studierenden entstehen neue Impulse für die Projekte (© Lara Maul)

Das Studium erstreckt sich über ein bis zwei Semester, in denen die Studierenden bis zu 30 ECTS-Punkte sammeln können. Neun Module und praktische Workshops vermitteln Kompetenzen in Persönlichkeitsentwicklung, Projektmanagement, Kreativität, New Work, Kommunikation und Geschäftsmodellierung. Ein besonderes Merkmal des Studiums ist die Arbeit in sogenannten Peer Groups, also in Kleingruppen, in denen sich die Studierenden über den jeweiligen Projekstand austauschen und gegenseitig unterstützen. Zudem können sich die Studierenden auf zwei Plakaten mit "Ich biete" und "Ich brauche" eintragen. Dadurch können sie Fähigkeiten und Ressourcen untereinander austauschen. Das Team am Campus Angewandte Forschung begleitet die Studierenden zusätzlich während des Entwicklungsprozesses und steht beratend zur Seite.

Zwei weiße Plakate mit den Überschriften "Ich biete" und "Ich brauche". Unter den Überschirften befinden sich bunte Post-It-Notizen
Die „Ich biete“- und „Ich brauche“-Plakate dienen zur effizienten Unterstützung der Studierenden untereinander (© Lara Maul)

Individuelle Perspektiven

Betritt man die Innovations- und Gründungsgarage, begegnet man einer kleinen Gruppe Studierender, die engagiert an den unterschiedlichsten Ideen arbeiten. Egal ob Business-Idee, Kreativprojekt oder soziales Anliegen: Die Projekte decken ein breites Spektrum ab. Dabei kann es sich um eine Idee aus dem Bereich Wissenschaft, Wirtschaft, Sozialem oder Kreativität handeln. Je nach Fortschritt können sich die Projekte entweder noch in der Orientierungsphase befinden oder bereits in der Umsetzungsphase. Wichtig ist jedoch, dass eine grobe Idee für das Projekt schon vor Beginn des Studiums steht. Als weitere Voraussetzungen sollten eine Hochschulzugangsberechtigung sowie das deutsche Sprachniveau B2 vorgewiesen werden.

So individuell wie die Projekte sind auch die Hintergründe und Persönlichkeiten der Studierenden. Unter ihnen finden sich beispielsweise Absolvierende, Abiturientinnen und Abiturienten oder Promovierende. „Die Vielfalt ist etwas, was ich persönlich auch sehr spannend finde, weil wir so die Möglichkeit haben, einen Dialog zwischen Personen herzustellen, die möglicherweise sonst gar nicht ins Gespräch kommen würden“, berichtet Dr. Liedel. Alle Studierenden vereint jedoch die Begeisterung für ihr jeweiliges Herzensprojekt, was im Gespräch mit ihnen deutlich wird.

Janas Van-Idee

Jana hat 2023 ihr Abitur gemacht und zum Wintersemester 2024/25 an der THWS angefangen. Sie nutzt das Brückenstudium als Übergang zwischen Schule und Uni und plant danach, einen Bachelor in Architektur zu absolvieren. Nach dem Abitur ist sie viel gereist und hat gearbeitet, um sich einen Van leisten zu können, den sie ausbauen kann. Dadurch kam sie auch auf ihre Projektidee: individuelle Sets bzw. Module, die man in seinen Van einbauen kann. Die Sets sind zur Aufbewahrung, zum Schlafen oder zum Kochen gedacht. Das Küchenmodul soll zum Beispiel aus einer USB-Wasserpumpe, einem Waschbecken, Schränken zum Verstauen von Geschirr und einem Tank für die Wasserversorgung bestehen. Durch die Arbeit an ihrem eigenen Van weiß Jana genau, welche Herausforderungen beim Van-Ausbau auftreten können. Mit ihrer Idee möchte sie anderen Van-Begeisterten den Ausbau zu erleichtern. Das Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase, der Grundstein steht jedoch. Am Brückenstudium gefällt Jana besonders die Arbeit in den Peer Groups: „Durch die enge Zusammenarbeit kann ich mein Projekt gezielt weiterentwickeln und verbessern.“

Blick über Janas Schulter auf ein Tablet. Auf dem Tablet sind Notizen und Skizzen zum Thema "Dein Vanset"
Im Brückenstudium erstellt Jana eine Skizze für ihr Van-Projekt zur Veranschaulichung (© Lara Maul)

Sophias App gegen Einsamkeit

Auch Sophia arbeitet im Brückenstudium an ihrem Herzensprojekt. Sie hat im Bachelor Medienmanagement studiert und ist dabei während eines Workshops auf ein Problem aufmerksam geworden – viele Personen leiden unter Einsamkeit. Auch sie selbst und Personen aus Sophias Umfeld waren davon schon betroffen. Das brachte sie auf ihre Start-up-Idee, eine App zu entwickeln, die bei diesem Problem ansetzt. Durch die App „peeps the social map“ kann man spontane Treffen mit anderen vereinbaren und wird durch Challenges oder Ice-Breaker-Fragen unterstützt. Sophia möchte mit ihrer App zur Enttabuisierung des Themas beitragen und konkrete Angebote schaffen. Nach dem Studium hat sie vor, ein Start-up zu gründen, um die App in die Tat umsetzen zu können. Sie erzählt begeistert vom Brückenstudium: „Manchmal hat man einen Tunnelblick, aber durch die unterschiedlichen Perspektiven und die gegenseitige Hilfe im Brückenstudium erhält man ganz neue Inspiration.“ Sophia hat auf einem der Plakate einen Zettel mit "Ich brauche Hilfe und Tipps bei Entscheidungen und beim Priorisieren von Aufgaben" angepinnt. Sie hofft dadurch auf die Hilfe eines Mitstudierenden.

Zitat von Sophia Fries: "Manchmal hat man einen Tunnelblick, aber durch die unterschiedlichen Perspektiven und die gegenseitige Hilfe im Brückenstudium erhält man ganz neue Inspiration."

Toms digitales Kreativprojekt

Ein weiterer Student im Brückenstudium ist Tom, der an einer digitalen Kreativplattform arbeitet. Er möchte eine Website zum Teilen von kreativen Projekten umsetzen. Die Idee dafür kam ihm schon lange vor Beginn des Studiums, da er in seiner Freizeit selbst gern kreativ ist, indem er beispielsweise töpfert und Möbel restauriert oder baut. Im Modulstudium konnte er die Idee dann konkretisieren und ausreifen. Die Plattform ist dafür gedacht, dass man sein eigenes Kreativprojekt mit einer Anleitung hochlädt und angibt, welche Werkzeuge und Materialien dafür gebraucht werden. Tom erzählt über seine Idee: „Mein Ziel ist es, Menschen eine Plattform zu geben, auf der sie ihre kreativen Projekte teilen, aber auch aus den Projekten anderer lernen können.“ Er möchte einen effizienteren Einsatz von Werkzeugen und Materialien bewirken. Nach dem Studium plant er, einen Master anzufangen und weiter an seiner Idee zu arbeiten. Das Brückenstudium hilft ihm bei der Herangehensweise und gibt ihm Struktur vor, ohne ihn zu überfordern.

Ein Studium für alle, die Ideen verwirklichen wollen

Im Brückenstudium „Zukunftsideen und Projektentwicklung“ treffen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aufeinander. Dadurch werden Teamgeist, Kreativität und gegenseitige Unterstützung gefördert. Den Studierenden wird nicht nur die Möglichkeit geboten, ihr eigenes Herzensprojekt umzusetzen, sondern sie entwickeln sich auch persönlich weiter durch den Erwerb von neuen Kompetenzen. Mit der zusätzlichen Hilfe der Dozierenden werden die Studierenden bei ihrem individuellen Weg begleitet und können ihr Projekt gezielt weiterentwickeln – von der Idee bis zur Realisierung. Dr. Felix Liedel fasst zusammen: „Ich kann das Brückenstudium jedem empfehlen, der Lust hat, mal ein eigenes Projekt strukturiert anzugehen und in die Umsetzungsphase zu bringen.“

„Ich kann das Brückenstudium jedem empfehlen, der Lust hat, mal ein eigenes Projekt strukturiert anzugehen und in die Umsetzungsphase zu bringen.“ – Zitat von Felix Liedel

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Ein Artikel von
Lara Maul