Gut zwei Jahre hat es gedauert, den neuen Bachelorstudiengang Nachhaltige Energiesysteme zu konzipieren. Zum Wintersemester 2023/24 startete er schließlich mit 16 Studierenden. Über einen Studiengang, der Wissen aus Elektrotechnik, Wirtschaft und Recht sowie Naturwissenschaften vermittelt.
Veröffentlicht am 15.07.2024
Eine zuverlässige, günstige und nachhaltige Energieversorgung ist eines der dringlichsten Probleme unserer Gesellschaft. Umso wichtiger ist eine umfangreiche Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren, die neben technischem Wissen auch wirtschaftlich-rechtliche sowie naturwissenschaftliche Fachkenntnisse haben. Denn alleine hinsichtlich der elektrischen Energietechnik Bescheid zu wissen, reicht für die heutigen Praxisanforderungen nicht mehr aus. Darüber hinaus bedarf es eines Verständnisses von wirtschaftlichen und physikalischen Aspekten. Hier setzt der neue Bachelorstudiengang Nachhaltige Energiesysteme an der THWS an. „Das Thema der nachhaltigen Energietechnik ist gesellschaftlich sehr relevant und aktuell. Der Bedarf seitens der Wirtschaft an qualifizierten Arbeitskräften ist enorm hoch“, sagt Studiengangleiter Prof. Dr.-Ing. Markus H. Zink. Doch nicht nur die Lehre bringt die THWS mit dem neuen Studiengang voran. Mit ihm baut sie auch ihren Forschungsschwerpunkt der Energietechnik und Energieeffizienz in Richtung Nachhaltigkeit aus.
Hightech Agenda Bayern als Grundstein
Als im Jahr 2019 die Hightech Agenda Bayern startete, wurde der Grundstein für den neuen Studiengang Nachhaltige Energiesysteme gelegt. Denn durch die Förderinitiative des Freistaats konnten neun neue Professuren auf dem Gebiet der nachhaltigen Energiesysteme geschaffen werden – drei an jeder beteiligten Fakultät. „Der Studiengang Nachhaltige Energiesysteme wird gemeinsam von den Fakultäten Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften angeboten“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Zink. Getragen wird der Studiengang von der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen. Durch eine enge Vernetzung im „Center Sustainable Energy Systems“ (CENSEY) können die Professoren fakultätsübergreifend zusammenarbeiten. Mit Schaffung der neuen Professuren entstand die Idee des neuen Studiengangs im Bereich der nachhaltigen Energiesysteme. „Da jeder Professor hier an der Hochschule sein Forschungsgebiet auch in der Lehre wiederfinden muss, rief es natürlich danach, einen neuen Studiengang zu kreieren“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Zink. Seit dem Frühjahr 2021 entwickelte das gut siebenköpfige Team rund um Studiengangleiter Prof. Dr.-Ing. Zink das grundlegende Konzept des Studiengangs mit dem Ziel, die drei verschiedenen Fakultäten optimal miteinander zu vernetzen.
Die Organisation der Lehre stellte sich dabei als Herausforderung dar. Um das neue Angebot darstellen zu können, wurde aus dem vorhandenen Portfolio der drei beteiligten Fakultäten geschöpft und Synergien zu anderen Studiengängen genutzt. So besuchen die Studierenden des neuen Studiengangs Nachhaltige Energiesysteme teilweise die gleichen Vorlesungen wie beispielsweise die Studierenden der Studiengänge Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen oder auch Angewandte Mathematik. Die verschiedenen Stundenpläne miteinander zu synchronisieren, sei nicht einfach gewesen. Nichtsdestotrotz gestaltete sich die Konzeptionsphase durchweg positiv: „Die Zusammenarbeit mit den anderen Fakultäten erwies sich als äußerst konstruktiv. Wir haben stets als Team gearbeitet und an einem Strang gezogen“, betont Prof. Dr.-Ing. Zink.
Thematische Vielfalt und Interdisziplinarität
Das Besondere des Ingenieursstudiengangs – die Mischung aus Elektrotechnik, Wirtschaft und Recht sowie den Naturwissenschaften – kommt bei den Studierenden gut an. „Der Mix aus den verschiedenen Fachbereichen gefällt mir bisher am besten. So lerne ich neben den klassischen ingenieurwissenschaftlichen Inhalten auch die wirtschaftlichen Aspekte kennen“, zeigt sich Student Florian Sauer begeistert. „Ich kann den Studiengang auf jeden Fall weiterempfehlen.“
Der interdisziplinär angelegte Studiengang umfasst sechs Theorie- und ein Praxissemester. In den ersten beiden Semestern werden die Grundlagen aus den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, Elektrotechnik sowie BWL unterrichtet. Nach zwei Semestern Grundstudium schließt sich das Vertiefungsstudium an. Neben Pflichtmodulen aus den Disziplinen Elektrotechnik, Wirtschaft und Recht sowie den Naturwissenschaften können die Studierenden im fünften und siebten Semester im Rahmen von Wahlpflichtmodulen und Projekten individuelle Schwerpunkte setzen. „Unsere Studierenden bekommen von uns genau die Inhalte vermittelt, die sie später brauchen, um bei den Industriepartnern im Kontext der nachhaltigen Energiesysteme zu arbeiten“, hebt Prof. Dr.-Ing. Zink hervor. Ein Mobilitätsfenster erlaubt den Studierenden, ab dem fünften Semester die THWS zu verlassen und ihr Studium an einer anderen Hochschule oder auch im Ausland abzuschließen.
Mitbringen sollten zukünftige Studierende vor allem Interesse an Technik und Energiesystemen sowie ein Verständnis für Naturwissenschaften und Mathematik. „Wer sich in der Schule schon schwer tut mit Mathe, Physik und Chemie, für den ist es wohl nicht der richtige Studiengang“, merkt Sauer an. Spezielles Vorwissen sei hingegen nicht nötig. Natürlich hätte der ein oder andere in den ersten zwei Semestern einen leichten Vorteil, wenn Vorkenntnisse vorhanden sind. Der Studiengangleiter sieht jedoch die persönliche Motivation eines jeden Studierenden als wichtiger an: „Das A und O ist der Wunsch, im Bereich der nachhaltigen Energieversorgung zu arbeiten. Dann kommt das andere von selbst.“
Eine Vielzahl an Möglichkeiten
Der Weg nach dem Studium kann höchst individuell gewählt werden. Neben der Option, einen Master im Bereich der nachhaltigen Energiesysteme anzuschließen, bietet sich auch die Möglichkeit einer Spezialisierung durch bereits vorhandene Masterstudiengänge der THWS. Dabei ist der Masterstudiengang Elektro- und Informationstechnik ebenso möglich wie der Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Prof. Dr.-Ing. Zink stellt jedoch klar: „Wir haben den Studiengang so aufgebaut, dass wir mit dem siebensemestrigen Bachelorstudiengang berufsqualifizierend sind. Das heißt, ein zusätzliches Masterstudium ist nicht zwingend nötig. Nach sieben Semestern Bachelorstudium sind unsere Absolventen optimal auf das Berufsleben vorbereitet.“
Wer nach dem Bachelorstudium direkt ins Arbeitsleben starten möchte, den erwarten aktuell sowohl regional als auch überregional sehr gute Beschäftigungschancen. „Unsere Absolventen sind völlig frei in ihrer Wahl, wo sie nach dem Studium arbeiten möchten. Da findet jeder entsprechende Jobs. Auch in der Region“, versichert Prof. Dr.-Ing. Zink. Den einen klassischen Beruf gebe es nicht. Vielmehr müssten die Studierenden für sich entscheiden, wo sie später einmal arbeiten möchten. Von kleinen mittelständischen Unternehmen über den öffentlichen Dienst bis hin zu großen Industriefirmen sei alles möglich.
Auch Student Florian Sauer blickt der Zukunft positiv entgegen. Die Firmen hätten schon nachgefragt, wann er und seine Kommilitonen und Kommilitoninnen mit dem Studium fertig werden würden. Sein langfristiger Plan nach dem Studium ist die Selbstständigkeit: „Nach meinem Bachelor möchte ich mich zum Beispiel mit einem Unternehmen, das ganzheitliche Energiesystemlösungen für den ländlichen Raum plant, selbstständig machen.“ Vorher könne er sich nach einem Master vorstellen, Berufserfahrung in einem Ingenieurbüro oder auch einem großen Unternehmen zu sammeln.