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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

FAS: Menschenrechtswoche an der THWS

Eine Woche zum Erinnern, Reflektieren und Diskutieren

 © THWS

Vor zehn Jahren wurde die Menschenrechtswoche an der THWS ins Leben gerufen. Die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften bietet Studierenden und Interessierten hier jährlich die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Themen in Berührung zu kommen. Ein Überblick über diese Initiative und ein Ausblick auf das bevorstehende Jubiläum.

Veröffentlicht am 22.09.2023

Jedes Jahr um den Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember findet die Menschenrechtswoche an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) statt. In dieser Themenwoche bietet die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften über 20 unterschiedliche Veranstaltungen rund um das Thema Menschenrechte für alle Interessierten an. Studierende können sich während dieser Zeit mit Aufgaben, Fragen und Dilemmata auseinandersetzen, die sich aus dem bewussten Bekenntnis der Sozialen Arbeit zur Menschenrechtsprofession ergeben. Im Rahmen von Vorträgen, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen geht es darum, Handlungen und Entscheidungen allgemein als auch im Beruflichen in Hinblick auf Menschenrechte zu hinterfragen und mögliche Verbesserungen herauszuarbeiten. „Es ist eine Art kritische Selbstreflexion über unser Tun“, erklärt Prof. Dr. Theresia Wintergerst von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften.

Gemeinsame Programmgestaltung: Zusammenwirken von Dozierenden und Studierenden

Seit 2014 entsteht die Menschenrechtswoche jedes Jahr in enger Zusammenarbeit zwischen Lehrenden aus den verschiedenen Fachbereichen und engagierten Studierenden. Das Organisationsteam, bestehend aus Prof. Dr. Theresia Wintergerst, Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor und Prof. Dr. Oliver Bertsche, trifft sich regelmäßig mit den Studierenden, um deren Vorschläge und Ideen einzubeziehen und so gemeinsam das Programm zu gestalten. „Es ist toll, dass wir unsere eigenen Vorschläge zu Themen, die uns vor allem auch im Alltag begegnen, einbringen können. So sind immer unterschiedliche und spannende Themen dabei, die uns auch wirklich bewegen“, erzählt Madleen, Studentin der Sozialen Arbeit.

Die Motivation der Beteiligten beruhe vor allem auf ihrer Leidenschaft für das Thema Menschenrechte, erklärt Wintergerst. „Uns ist es wichtig, dass die Menschenrechte als normative Grundlage für die Gesellschaft verstanden werden“, fährt sie fort. Das Team möchte die Bedeutung der Menschenrechte hervorheben, informieren, Diskussionen anregen und das Bewusstsein dafür schärfen. „Die Menschenrechte beruhen immer auf der Erfahrung, was Menschen einander Schlimmes antun können und auch getan haben“, erklärt die Professorin. Sie sollen einen Schutzraum darstellen, um solche Geschehnisse zu verhindern.

Porträt von Theresia Wintergerst
Prof. Dr. Theresia Wintergerst gehört zum Organisationsteam für die Menschenrechtswoche (© Theresia Wintergerst)
Zitat von Prof. Dr. Theresia Wintergerst: „Die Menschenrechte beruhen immer auf der Erfahrung auf dem, was Menschen einander Schlimmes antun können und auch getan haben.“
Blick in einen THWS Hörsaal
Menschenrechtswoche an der THWS: Voller Hörsaal bei einem Vortrag (© THWS)
Zitat von Prof. Dr. Theresia Wintergerst: "Wir wollen in dieser Woche die Fenster zur Welt aufzumachen und die relevanten Themen bei uns in die Fakultät reinholen."

NS-Vergangenheit als Weckruf

Denn die Menschenrechtswoche beruht auf dem geschichtlichen Hintergrund der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948. Diese wegweisende Charta wurde als Reaktion auf die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs geschaffen und legt grundlegende Rechte und Freiheiten für jeden Menschen fest. Weltweit berufen sich Institutionen bis heute auf die Prinzipien, die vor 75 Jahren niedergeschrieben wurden. Diese Grundsätze tragen dazu bei, eine Welt zu gestalten, in der Menschen Rede- und Glaubensfreiheit genießen und frei von Furcht und Not leben können. Damit einher geht der Einsatz für Justizgrundrechte, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sowie politische und geistige Freiheitsrechte.

Die Menschenrechtswoche an der THWS sensibilisiert die Studierenden für neue Fragen und Perspektiven. „Wir wollen in dieser Woche die Fenster zur Welt aufmachen und die relevanten Themen bei uns in die Fakultät reinholen“, sagt Wintergerst. Der Horizont der Studierenden werde erweitert, indem relevante Bezüge sowohl auf internationaler Ebene als auch innerhalb der Gesellschaft hergestellt würden. „Die Menschenrechtswoche ermöglicht es allen, einen Blick über den Tellerrand zu werfen“, so Wintergerst.

Geschichten, die man nicht vergisst

Vor allem der Austausch mit den überwiegend externen Vortragenden ermöglicht es den Studierenden, ihre Kenntnisse und Perspektiven zu erweitern und neue Einsichten und Inspiration zu gewinnen. „Die oft sehr schweren Geschichten und Schicksale behält man lange im Kopf“, erzählt Studentin Madleen.

Die Veranstaltungen stammen dabei aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens und ergeben jedes Jahr ein buntes Programm. Themen wie Rechte von Pflegebedürftigen, Altenhilfe, Behindertenrechte und Migration bilden die Schwerpunkte der Menschenrechtswoche. Ebenso spielen Rechte psychisch erkrankter Menschen, zum Beispiel in Bezug auf Zwangsbehandlungen, oder auch geschichtliche Rückblicke zum Nationalsozialismus jedes Jahr eine herausragende Rolle. Im Laufe der Jahre kamen immer neue Themen hinzu. So gab es bei den letzten Menschenrechtswochen zum Beispiel Veranstaltungen zu Schulden und Armut oder LGBTQIA+-Themen wie Homo- oder Transfeindlichkeit.

Zitat von Madleen (Studentin Soziale Arbeit): „Die oft sehr schweren Geschichten und Schicksale behält man lange im Kopf.“

Die Philosophin Barbara Schmitz hielt im vergangenen Jahr einen Vortrag zum Thema „Was ist ein lebenswertes Leben“ über die Rechte von behinderten Personen an der THWS. „Die Studierenden hatten alle einen sehr interessanten Hintergrund und eine individuelle Herangehensweise an mein Thema – teilweise haben sie von ihren eigenen Erfahrungen erzählt“, erinnert sich Schmitz. „Dadurch ist ein unglaublich spannender Austausch entstanden, der auch mich bereichert und noch im Nachhinein zum Nachdenken angeregt hat.“ Solche Vorträge würden sie darin bestärken, mit ihrem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen, so die Philosophin. „Ich merke dann, wie wichtig es ist, vor allem da vorzutragen, wo Menschen wie in Fachhochschulen Erfahrungen aus der Praxis haben und später anwenden.“ Hier könne man besonders gut etwas bewirken.

Zehn Jahre Menschenrechtswoche

Das Organisationsteam rund um Wintergerst plant anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Menschenrechtswoche, erstmalig das Journal „Der Würzburger Weg“ zu veröffentlichen. Hier sollen der Weg und die Bedeutung dieser Veranstaltungsreihe beschrieben werden. Das Dokument solle sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die THWS selbst darlegen, welches Verständnis von Menschenrechten an der Hochschule herrsche und wie die Herangehensweise an die Themenwoche aussehe, so Wintergerst.

Die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Menschenrechtswoche erwarten auch dieses Jahr wieder aktuelle Themen wie ziviler Ungehorsam im Zusammenhang mit Klimaschutz, Schulden und Armut, Migration und psychische Erkrankungen. „Das alles sind wichtige Themen, in denen ungelöste menschenrechtliche Fragen stecken, die wir in der Gesellschaft, in Europa und in der Welt haben“, sagt Wintergerst. „Da möchten wir auch dieses Jahr wieder hinschauen.“

Die 10. Menschenrechtswoche findet vom 04.12.2023 bis 07.12.2023 an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften statt:

Link zur Webseite der 10. Menschenrechtswoche an der THWS

Fokus Grün, Nachhaltigkeit an der THWS

Ein Artikel von 
Meike Schulig