Fachschaften sind für das Hochschulleben unerlässlich, denn ohne sie würde es viele Angebote und Veranstaltungen für Studierende wohl nicht geben. Doch was genau machen die Mitglieder einer Fachschaft?
Eine Hochschule ohne engagierte Studierende wäre wohl nur eine halb so gute Hochschule. Sie machen Bildungseinrichtungen wie die FHWS zu einem Ort der Kreativität, des Austauschs und des Lernens. Mit viel Zeitaufwand und Leidenschaft gestalten die Mitglieder der Fachschaften den Alltag für die Studierenden an der FHWS mit. Manchmal so, dass es viele Studierende überhaupt nicht mitbekommen – doch profitiert hat wohl jeder schon einmal von diesem ehrenamtlichen Engagement.
Im Wintersemester 2019/20 waren an der FHWS 9.159 Studierende eingeschrieben. 2.497 von ihnen waren im ersten Semester und mussten sich erst einmal mit den Strukturen und Prozessen einer solch großen Einrichtung vertraut machen. Einer dieser 2.497 Erstsemester war Tobias Herrmann, der an der FHWS Betriebswirtschaftslehre studiert. „Ich wollte unbedingt in die Fachschaft, weil ich für eine bessere Kommunikation sorgen und jedem Studierenden, der nach mir an die Uni kommt, einen guten Start ermöglichen wollte“, erzählt das Mitglied der Fachschaftsleitung Wirtschaftswissenschaften (WIWI). Egal, ob es sich dabei um die Weitergabe von Informationen, Vorlieben und Eigenheiten bei einzelnen Professorinnen und Professoren oder um die Herausgabe von Altklausuren handelt, die Fachschaften der FHWS haben stets alle Informationen parat.
Gute Umstellung auf digitale Lehre an der FHWS
Doch seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie mussten sich sowohl die Studierenden, als auch die Mitarbeitenden der Hochschule umstellen. Die sonst üblichen Einführungsveranstaltungen der Fachschaften mussten virtuell organisiert werden, und auch die Vorlesungen wurden zwischenzeitlich alle digital übertragen. Dass eine solche Umstellung nicht in allen Punkten reibungslos vonstattengehen kann, ist klar. Doch die Hochschule hat hier aus Sicht der Studierenden gute Arbeit geleistet. „Um es kurz zu machen: Ich bin schon sehr zufrieden, wie die FHWS das gehandhabt hat. Manche Dinge müssen aber natürlich diskutiert werden, und man muss den Austausch suchen. Da wünschen wir uns als Studierende Gehör und bekommen das in den meisten Fällen auch“, fasst Veit Sauer, Vorsitzender der Fachschaft Architektur und Bauingenieurwesen und studentischer Vertreter im Corona-Krisenstab der FHWS, die aktuelle Lage zusammen.
Es sei grundsätzlich sehr wichtig, die neuen Studierenden willkommen zu heißen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben, um in einer neuen Stadt ankommen zu können. Das habe auch er gespürt, sagt Sauer, der inzwischen kurz vor dem Abschluss seines Bauingenieurwesen-Studiums steht und eine gute Grundlage für die künftigen Fachschaftsmitglieder legen möchte. Wo vorher lediglich ein Fachschaftsmitglied pro Semester war, habe er angefangen, „das Ganze ein bisschen größer auszulegen und andere zu motivieren, sich bei der Fachschaft zu engagieren“.
Austausch zwischen den Semestern
Und seine Arbeit trägt Früchte, denn der Austausch zwischen den verschiedenen Semestern habe sich merklich verbessert, erzählt er. Ob das allerdings an der aktuellen Pandemie-Situation liege oder ob die jüngeren Semester einfach kommunikativer seien, könne er nicht genau sagen. Er sei sich aber sicher, dass die verschiedenen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme über die digitalen Wege den Austausch auf jeden Fall einfacher machen. Die Fachschaft WIWI verzeichnet seit Beginn der Covid-19-Pandemie sogar einen Mitgliederzuwachs. „Wir hatten sonst immer einen kleinen Kreis von engagierten Studierenden und immer mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Doch seit Corona hat sich die Zahl unserer Mitglieder fast verdoppelt“, freut sich Ann-Kathrin Jacobs, die sich nicht nur in der WIWI-Fachschaft engagiert, sondern gleichzeitig auch als eine von zwei Studierenden-Vertreterinnen im Fakultätsrat der FHWS sitzt.
Bindeglied zwischen Studierenden und Hochschulen
Den wichtigen Stellenwert der Fachschaften rücken auch Eliana Virgilio und Hubertus Knobling in den Fokus. „Wir sind das Bindeglied zwischen der Hochschule und den Studierenden und gehen auf deren Belange ein“, erzählen die beiden Fachschaftsleitungen der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik. Erst kürzlich starteten sie auf Wunsch der Studierenden das Projekt, einen sogenannten „Hacker Space“ einzurichten. Was sich im ersten Moment wie die Auslebung krimineller Energie von Informatik-Studierenden anhört, ist im Grunde nichts anderes als eine Werkstatt für kreative Ideenfindung. „Jeder, der Lust hat, kann diesen Raum nutzen. Die Projekte bleiben immer in diesem Raum und können dadurch weiterentwickelt werden. Als Werkzeuge dienen beispielsweise 3D-Drucker, Laser, Cutter, Lötstationen und viele andere Geräte“, erklärt Hubertus, der Informatik studiert.
Ohne die Unterstützung vonseiten der FHWS ließe sich ein solches Projekt nicht verwirklichen, denn neben den notwendigen Räumlichkeiten ist vor allem auch Geld notwendig, um die entsprechenden Anschaffungen zu finanzieren. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit reicht es deshalb nicht aus, nur ein offenes Ohr für die Studierenden zu haben, sondern es braucht auch Interesse seitens der Hochschule. „Unsere Fakultätsleitung unterstützt uns sehr. Wir finden fast immer eine gemeinsame Lösung und werden ernst genommen“, lobt Virgilio die Arbeit und das Engagement der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik.
Eliana Virgilio, Hubertus Knobling, Tobias Herrmann oder Veit Sauer – sie alle gehören verschiedenen Fachschaften an, haben verschiedene Schwerpunkte und Interessen. Was sie alle verbindet, ist das Ziel, die FHWS als einen Ort für Kreativität, Einsatzbereitschaft, Engagement und Gleichberechtigung zu bewahren und weiterzuentwickeln. Das wird auch in Zukunft nur mit einem engen Austausch zwischen Studierenden, Fachschaften und Mitarbeitenden der FHWS gelingen. Die Covid-19-Pandemie hat vieles erschwert und vorübergehend unmöglich gemacht. Doch durch Zusammenhalt und Solidarität lassen sich auch solche Krisen meistern.