Seit sechs Jahren gibt es an der FHWS englischsprachige Studiengänge. Parallel dazu steigt die Zahl der ausländischen Studierenden von Jahr zu Jahr – das interkulturelle Zusammenleben erreicht jeden Aspekt des Hochschullebens. Das zeigt sich auch im Arbeitsalltag der Verwaltungsabteilungen.
Internationale Zusammenarbeit ist schon lange ein Thema an der FHWS, die Teil eines Netzwerks von über 230 Partnerhochschulen ist. Regelmäßig kommen internationale Studierende an die Hochschule, entweder im Rahmen eines Austauschs für eine begrenzte Semesterzahl oder für ein vollständiges Studium. In den vergangenen fünf Jahren hat die Hochschule die Internationalisierung noch verstärkt und zielgerichtet ausgebaut. „Die strategische Weiterentwicklung der Internationalisierung, also gezielt Projekte zu definieren, die auch mit der Gesamthochschulentwicklung zusammenhängen, das ist noch relativ neu, da sind wir in einem Aufholprozess“, sagt Dr. Daniel Wimmer, Leiter des Hochschulservice Internationales (HSIN). Dieser Prozess schreitet inzwischen mit hohem Tempo voran.
Zunehmende Internationalisierung
Auftakt für die voranschreitende Internationalisierung der FHWS war der Start der ersten TWIN-Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und Logistik im Wintersemester 2014/15. Zu den deutschsprachigen Studiengängen wurden englischsprachige Äquivalente geschaffen, die sogenannten Twins. Dieses in Deutschland einzigartige System bietet durch die Paarung von deutschen und englischen Kursen Studierenden die Möglichkeit, ihr Studium zweisprachig zu absolvieren. In den folgenden Jahren kamen weitere Studiengänge hinzu, mit Robotik/Robotics ging im Wintersemester 2020/21 der fünfte TWIN-Bachelor an den Start.
Hand in Hand mit dieser Entwicklung stieg auch der Anteil der internationalen Studierenden an der FHWS: von knapp 4 % im Jahr 2014 auf rund 20 % aktuell. „Das ist wirklich etwas, was die Hochschule gemeinsam geschafft hat, da ist schon etwas Besonderes bei uns passiert“, betont Wimmer. Auch für die Zukunft hat er sich vorgenommen, weiterhin alle Chancen zu nutzen, um die Internationalisierung weiter voranzutreiben.
„Internationalisierung hier an der Hochschule ist profilgebend, sie ist ein Querschnittsthema für Lehre, Forschung, die Administration – eigentlich alle Hochschulbereiche sind davon betroffen“, stellt Wimmer fest. Kein Wunder also, dass das Thema auch für die Mitarbeitenden der FHWS in ihrem Arbeitsalltag deutlich spürbar ist. Je nach Rolle und Funktion bedeutet die Internationalisierung für jeden etwas anderes. Dass die Mitarbeitenden des HSIN direkt betroffen sind, ist klar. Doch auch hier unterscheiden sich die Erfahrungen. Kristina Gehring, Projektkoordinatorin FHWS 3IN, merkt die Internationalisierung im Arbeitsalltag besonders, wenn sie bei der Projektarbeit überlegt, „wie man Mitarbeitende, die nicht Teil des HSIN sind, auf die interkulturelle Zusammenarbeit vorbereiten kann“.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Da die Internationalisierung so allgegenwärtig an der FHWS ist, ist interkulturelle Zusammenarbeit längst Teil des Arbeitsalltags geworden. Deswegen wird der sogenannte interkulturelle Führerschein angeboten, der die Mitarbeitenden explizit auf kulturelle Unterschiede und den kommunikativen Umgang vorbereitet. Diese Schulung besteht aus Sprachkursen, zumeist Englisch, in Kombination mit interkulturellen Sensibilisierungen für verschiedene Kulturräume und der Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts. Die meisten interkulturellen Workshops werden dabei vom HSIN selbst durchgeführt. Wimmer berichtet, dass einige Mitarbeitende der FHWS auch gerne mehr als nur die erforderliche Zahl an Kursen besuchen: „Da geht es wirklich darum, seinen Horizont zu erweitern. Und das macht uns schon stolz, dass wir etwas aufgebaut haben, was scheinbar einen Bedarf adressiert.“
Auch Englischkurse werden als Vorbereitung von den Mitarbeitenden rege genutzt. Die Verständigung mit den Studierenden funktioniere gut, auch wenn beide Seiten keine Englischmuttersprachler sind. „Selbst sprachliche Barrieren und Schwierigkeiten sehe ich nicht negativ, sondern als Herausforderung und Ansporn, sie individuell zu lösen“, sagt Ulrike Szallay-Grasser von der Bibliothek am Standort Schweinfurt. Auch Oliver Schauber vom Hochschulservice Studium (HSST) findet: „In meiner Erfahrung ist es so, wenn man tagtäglich mit internationalen Studierenden spricht, macht man sprachlich die meisten Fortschritte. Tatsächlich finde ich, dass ich freier spreche, wenn die Person gegenüber auch kein englischer Muttersprachler ist. Dann weiß man, der andere bemüht sich genauso.“
Erfahrungen im persönlichen Kontakt
Die Bereiche der Hochschule, in denen vermehrt Publikumskontakt herrscht, erleben die Internationalisierung viel direkter, vor allem durch den Kontakt mit ausländischen Studierenden. „Die Bibliothek ist oft die erste Anlaufstelle für die internationalen Studierenden, da geht es häufig auch um Fragestellungen aus ganz unterschiedlichen, fachfremden Bereichen“, sagt Szallay-Grasser. Neben Sachfragen zur Bibliothek selbst gebe es Fragen zum Alltag und Bitten um Hilfe bei allerlei bürokratischen Angelegenheiten. Da kann es schon einmal passieren, dass plötzlich Mietverträge oder Versicherungsbescheinigungen zum Thema werden. Denn die deutschen Gewohnheiten und Formalitäten können durchaus zu Überforderung führen, wenn sie sich von denen im Heimatland der Studierenden unterscheiden. Dass die Bibliothek oft die erste Anlaufstelle ist, liegt Szallay-Grasser zufolgeauch an den Öffnungszeiten: Während andere Stellen bereits spätnachmittags geschlossen sind, finden Hilfesuchende in der Bibliothek stets Ansprechpersonen. Informationen zur Bibliothek der FHWS und ihre Öffnungszeiten sind unter bibliothek.fhws.de zu finden.
Der Hochschulservice Studium steht ab dem Bewerbungsprozess mit den internationalen Studierenden in Kontakt. Kommen diese dann tatsächlich an die FHWS, müssen ihnen oft die grundlegenden Abläufe an der Hochschule nähergebracht werden, da sich diese meist erheblich von den Bedingungen in den Heimatländern unterscheiden. „Am Anfang gab es schon Bedenken, ob wir alles in dem Maß auch auf Englisch kommunizieren können, aber die Erfahrung hat gezeigt: Das funktioniert besser als gedacht,“ sagt Schauber.
Fragen zu Prüfungsordnungen, Fristenregelungen oder Nachweisen erreichen den HSST im Studienalltag von deutschen wie von internationalen Studierenden. Manche benötigen dabei mehr Betreuung und kommen laut Schauber dann auch wieder auf ihre ursprüngliche Ansprechperson zurück: „Das ist oft ein bisschen so wie ein Küken, das schlüpft. Wen sie zuerst sehen, auf den gehen sie dann auch weiterhin zu. Deswegen kommen einige dann auch beim nächsten Mal wieder zu mir, wenn ich ihnen schon mal mit etwas geholfen habe.“
Internationalisierung als Herzensthema
Sich aus eigener Initiative zu engagieren und die Herausforderungen der Internationalisierung als Chance zu sehen, das ist für weite Teile der FHWS selbstverständlich. „Wir begegnen allen offen und wollen in jeder Situation empathisch weiterhelfen. Ich verstehe mich persönlich da auch als Kümmerer“, stellt Szallay-Grasser fest. Persönliche Erfahrungen im internationalen Kontakt seien da zusätzlich motivierend. Schließlich bringen internationale Kontakte alle Beteiligten persönlich weiter. Schauber fasst zusammen: „Wäre die Internationalisierung nicht so stark gewachsen, dann hätte uns auch etwas in der persönlichen Entwicklung gefehlt.“