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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

WERK:RAUM: Großes Start-up Lab fördert Gründungen

Eine gute Idee allein reicht nicht, um daraus auch ein erfolgreiches Unternehmen zu machen

© Prof. Dr. Jan Schmitt

Eine Gründung passiert nicht von heute auf morgen. Planung, Durchhaltevermögen und Mut gehören dazu. Mit dem WERK:RAUM greift die THWS Studierenden und Hochschulmitarbeitenden unter die Arme. Was ist der WERK:RAUM ist und welche Voraussetzungen stecken hinter einer Gründung?

Wie wichtig gute Ideen sind, lernen Kinder bereits im Grundschulalter: Wickie, der schlaue Sohn des Wikinger-Oberhaupts Halvar, beweist in etlichen Folgen der Serie „Wickie und die starken Männer“, wie hilfreich kluge Ideen sein können. Gute Einfälle und Überlegungen haben aber nicht nur in Film und Fernsehen Platz. Auch Studierende und Mitarbeitende der THWS haben in den vergangenen Jahren große Innovationsfortschritte geleistet. „Aktuell sind uns rund 150 Unternehmen bekannt, die ihre Wurzeln – mindestens zum Teil – an der THWS haben“, sagt Monika Waschik, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt EntrepreneurSHIP, der Gründungsberatung am Campus Angewandte Forschung der THWS.

Das neue Start-up Lab WERK:RAUM setzt an diesem besonderen Gründungs-Spirit an. Laut Projektkoordinatorin Katharina Pfeuffer sollen damit Start-up-Aktivitäten von Studierenden und Hochschulmitarbeitenden der THWS bereits in der frühen Vorgründungsphase gefördert werden.

Gestartet ist das Projekt WERK:RAUM im September 2021. Für vier Jahre wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp 1,9 Millionen Euro gefördert. „Es geht darum, an der Hochschule Unterstützungsstrukturen für die frühe Vorgründungsphase zu schaffen“, erklärt Prof. Dr. Jan Schmitt, Leiter des Projekts. Zusammen mit seinem Team hat er das Grundkonzept WERK:RAUM in drei Module aufgeteilt: Das MACH:WERK, also die eigentlichen Räumlichkeiten des WERK:RAUMs, das TRIEB:WERK als Koordinationsorgan der Gründungsaktivitäten und das Trag:werk, das Themen der Gründungsberatung bündelt. Prof. Dr. Schmitt will zusammen mit seinem Team einen Ort für Innovierende der gesamten THWS schaffen.

Prof. Dr. Jan Schmitt im WERK:RAUM
Prof. Dr. Jan Schmitt sitzt in einem der vielen Kreativräume des Start-up Labs WERK:RAUM. Hier können sich Gründungswillige treffen und ihre Ideen austauschen. (© Jan Schmitt)

Ideen können in Kreativ- und Technikräumen umgesetzt werden

Bild des Swingroom
Der „Swingroom“ im dritten Stock ist ein besonderes Highlight im WERK:RAUM. Drei Schaukeln und zwei Hängestühle laden zum Brainstormen oder Pause machen ein. (© Jan Schmitt)

Durch den Namen WERK:RAUM könnte man annehmen, es handle sich um einen einzelnen Raum. So ist es aber nicht: Das Start-up Lab erstreckt sich über vier Etagen. Jede Etage ist einer individuellen Kategorie zugeordnet. So befindet sich im Erdgeschoss der Welcome-Bereich mit Lounge Area, Küche und Büros. Einen Stock höher warten Kreativräume für kleinere Gruppen auf innovative Ideen. Sollten die Gruppen etwas größer sein, ist das kein Problem. Ein Raum mit Tribüne bietet genügend Platz.

Nimmt man die Treppe in den zweiten Stock, eröffnet sich die Technik-Etage. Hier ist alles zu finden, was bei der Umsetzung eines innovativen Konzepts hilfreich sein kann: Messtechnik, Werkzeuge, Sensoren, Bohrer, Fräsen und eine Lötstation. „Am Standort Schweinfurt haben wir uns die Themen Digitalisierungs- und Robotertechnik besonders zu Herzen genommen“, sagt Prof. Dr. Schmitt. Deshalb verfüge die Techniketage über eine große Auswahl an technischen Geräten, die eins zu eins in der Industrie eingesetzt werden. Zusätzlich befindet sich auf der Etage eine mechanische Werkstatt, in der alle Ideen in erste physische Konzepte aus Holz, Stoff oder Blech umgesetzt werden können.

Im dritten Stock liegt der Fokus wieder auf Kreativräumen, diesmal für größere Gruppen. Ein Highlight ist der sogenannte „Swingroom“: ein Raum voller Schaukeln. „Ich erhoffe mir von den Räumlichkeiten einen zentralen Ort, an dem man sich ohne administrative Hürden trifft und seine Ideen austauschen kann“, sagt Prof. Dr. Schmitt.

Neben den Räumlichkeiten organisiert der WERK:RAUM allein oder zusammen mit Partnern Events rund um das Thema Innovation. Prof. Dr. Schmitt umschreibt das Angebot mit den Worten: „aus und in der Lehre“. Zum internen Angebot zählen die Workshops Agiles Projektmanagement, Design Thinking und Green Start-ups. Projekte wie die Campus Start-up Night oder KickStart@FHWS gehören dazu.

Das Event Fempreneur ist extra für weibliche Innovierende konzipiert. Hier soll die Zielgruppe bei eventuell entstehenden Hürden unterstützt oder darauf vorbereitet werden. Außerdem sieht Projektleiter Prof. Dr. Schmitt großen Nachholbedarf, was den Frauenanteil in technischen Studiengängen angeht. Neben den zahlreichen Events steht das WERK:RAUM-Team angehenden Gründenden mit Rat und Tat zur Seite.

Zitat Prof. Dr. Jan Schmitt: "o	„Ich erhoffe mir von den Räumlichkeiten einen zentralen Ort, an dem man sich ohne administrative Hürden trifft und seine Ideen austauschen kann."

Ein Netzwerk ist während der Gründung besonders wichtig

Zitat Dr. Gerhard Frank: "Durch das Gründer-Ökosystem hier in Mainfranken hat man gute Chancen mit seiner Gründung Erfolg zu haben."

Eine Gründung kann oft kompliziert und überwältigend sein. Umso wichtiger ist ein erfahrenes Umfeld, das bei Fragen Hilfestellung leistet. Dr. Gerhard Frank, Projektleiter am Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) Würzburg, teilt diese Meinung. Auf die Frage, was wichtige Voraussetzungen für eine Gründung sind, nennt er neben dem passenden Team unter anderem zwei Worte: Idee und Markt. „Damit meine ich, dass eine gute Idee zwar wichtig ist, man aber zunächst immer den Bedarf am Markt dafür prüfen muss“, betont er. Am besten befrage man während der Recherche potenzielle Kunden und führe eine Wettbewerbsanalyse durch.

Zu Dr. Frank und dem IGZ kommen viele Studierende, die das erste Mal in ihrem Leben gründen möchten. Häufig fehle Erfahrung bei der Softwareentwicklung oder bei wirtschaftlichen und rechtlichen Themen. „Ein Netzwerk hilft in solchen Fällen auf jeden Fall weiter“, bestätigt Frank.

Das können die Unterstützung bei der Teamergänzung, einfache Markterfahrungen, Kundenanalysen oder Tipps sein, um persönliche Hemmschwellen zu überwinden. Dr. Frank fügt hinzu: „Durch das Gründer-Ökosystem hier in Mainfranken hat man gute Chancen mit seiner Gründung Erfolg zu haben.“

Big Player: Regionale Gründerszene kann sich sehen lassen

Neben dem WERK:RAUM haben sich viele Gründer-Initiativen in und um Würzburg gebildet. Neben dem THWS eigenen Projektteam EntrepreneurSHIP arbeiten einige Player auch außerhalb der Hochschule eng miteinander zusammen. Dazu gehören das IGZ, das Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken, das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) Würzburg und die vielen anderen Akteure hinter Gründen@Würzburg. Diese Initiative versucht laut Dr. Gerhard Frank die Szene in Würzburg und Region durch verschiedene Angebote voranzubringen. Als Beispiele nennt er den Würzburger StartupPreis, den Mobil Media Day mit der Startup-City, den Würzburg Accelerator des ZDI oder den Gründerstammtisch. Bei letzterem treffen sich jeden zweiten Monat bis zu 80 Gründende, Jungunternehmer und Gründungsinteressierte zum Austausch.

THWS-Studierende gründen breit gefächert

Start-ups von Studierenden der THWS kennt Frank viele. Als Projektleiter am IGZ unterstützt er seit 2012 auch viele Hochschulprojekte. „Viele Start-ups der THWS sind echt gut unterwegs“, lobt Dr. Frank. Richtungen oder Genres, in denen gegründet wird, seien höchst diversifiziert. Angefangen von Softwareentwicklungen über Gesundheitswesen und Messtechnik bis hin zu Dienstleistungen, Robotik oder Industrie 4.0. Tipps hat er für Gründungswillige viele: zunächst detailliert über das Thema und die Zielgruppe recherchieren, vernetzen, Hilfe- und Feedback holen, sich trauen und vor allem keine Angst haben.

Ganz egal, welche Gründungsidee Studierende und Hochschulmitarbeitende in Zukunft haben, im Werk:raum sind alle herzlich willkommen: „Wir wollen ein Angebot für alle machen, die auch nur die geringste innovative Idee haben“, blickt Prof. Dr. Jan Schmitt in die Zukunft. Denn die Idee, die Vision und das Feuer, das hinter der Idee steckt, sei das Wichtigste bei einer Gründung.

Weitere Infos und aktuelle Veranstaltungen auf der Webseite vom WERK:RAUM

Ein Artikel von 
Sina Vogler