×
Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Daniela Wenzel: Begeisternd und begeistert

Porträt einer leidenschaftlichen Naturwissenschaftlerin

 © Manuel Fröhlich

Als Dekanin der Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung an der FHWS in Würzburg gibt Prof. Dr. Daniela Wenzel ihre Leidenschaft für Geodäsie und Geoinformatik an Studierende weiter. Ein Blick auf eine Frau, die gerne ihr Publikum begeistert – egal, auf welcher Bühne.

Tosender Applaus. Begeisterte Blicke. Das Publikum hört gar nicht mehr auf zu applaudieren. Was bei einer normalen Hochschullehrerin höchstens das Ergebnis einer hervorragenden Vorlesung wäre, begegnet Prof. Dr. Daniela Wenzel auch an anderer Stelle. Während des Beifalls strahlt sie mit der gerade untergehenden Sonne um die Wette. Dabei überzieht ihr Lachen beinahe ihr ganzes Gesicht, das von schulterlangen, dunkelblonden Haaren eingerahmt wird. Nach Ende der Vorstellung fällt all die Anspannung von ihr ab. Ihr erster Open-Air-Auftritt ist geschafft, und auch das vorbeieilende Martinshorn des Krankenwagens konnte sie nicht ablenken. Ihre Augen hinter ihrer markanten, dunklen Brille strahlen auch noch, als sie längst wieder von der Bühne des Würzburger Chambinzky Theaters heruntergestiegen ist.

Die Schauspielerei sei eines ihrer liebsten Hobbys, betont Wenzel. Seit sieben Jahren schon spielt sie für das Ensemble des Chambinzky leidenschaftlich Theater. Durch die Covid-19-Pandemie kam dieses Jahr, als sie die Frau des Peppone in Don Camillo und Peppone mimt, der erste Freilichtauftritt hinzu. „Sie liebt es einfach, im Mittelpunkt zu stehen, aber im positiven Sinne“, sagt Sabine Hüther-Bräutigam, Mitarbeiterin der Fakultät für Kunststofftechnik und Vermessung. Die Fakultät – Wenzels Fakultät – ist ihre zweite große Bühne. Schnellen Schrittes geht die Dekanin durch den Hof vor dem Fakultätsgebäude. Sie passiert eine Kleingruppe an Studierenden, die gekonnt mit einem Tachymeter, einem Vermessungsinstrument, hantiert. Im Vorbeigehen grüßt sie die Studierenden mit ihrem Namen. Nicht ohne Stolz in der Stimme merkt sie an: „Das ist mir sehr wichtig, die Studierenden wirklich zu kennen. Es ist mein hoher Anspruch an mich selbst, diese persönliche Ebene zu schaffen.“

Zitat von Prof. Dr. Daniela Wenzel: „Das ist mir sehr wichtig, die Studierenden wirklich zu kennen. Es ist mein hoher Anspruch an mich selbst, diese persönliche Ebene zu schaffen.“
Portraitbild Prof. Dr. Daniela Wenzel
Die passionierte Theaterspielerin bei einem Auftritt für das Ensemble des Chambinzky Theaters in Würzburg (Quelle: Prof. Dr. Daniela Wenzel)

Wenn sie etwas erzählt, spricht sie mit ruhiger und klarer Stimme. Erst beim intensiven Hinhören fällt eine minimale Sprachfärbung auf: Wenzel ist gebürtige Polin und kam 1988 als Kind nach Hessen. Aufgewachsen in einer Familie aus Vermessungsingenieuren, war ihr das naturwissenschaftliche Interesse in die Wiege gelegt. „Da ich in den Beruf reingewachsen bin, fiel mir die Entscheidung für den Studiengang leicht.“ Ihr Weg führte sie an die TU Darmstadt und zum Studium der Geodäsie – der Wissenschaft von der Vermessung und Abbildung der Erdoberfläche.

Über Umwege zur Professorin

Heute ist die 45-Jährige wieder an einer Hochschule zu finden – allerdings in anderer Funktion. Als Dekanin an der FHWS in Würzburg ist ihr Arbeitsplatz ein Büro im ersten Stock des Fakultätsgebäudes. Ihr Schreibtisch bietet viel Platz, den sie jedoch kaum in Anspruch nimmt. Zwei Bildschirme, eine Tastatur. Lose Unterlagen liegen sortiert aufeinandergestapelt, das Whiteboard ist bis auf zwei mit Magneten befestigte Pläne komplett leer. „Ich arbeite überwiegend digital. Mein Ziel ist ein papierloses Büro.“ Sie sitzt mit geradem Rücken auf ihrem Stuhl, und fixiert ihr Gegenüber mit direktem Blick. Besonders begeistere sie an ihrem Themengebiet, dass die raumbezogenen Informationen in fast allen Lebensbereichen zum Einsatz kommen. Fragen nach negativen Erfahrungen in dieser vermeintlichen Männerdomäne wischt sie schnell beiseite: „Ich wünschte, in der heutigen Welt müsste man solche Fragen nicht mehr stellen.“ Sie arbeite als Frau in einem naturwissenschaftlichen Bereich. Nicht mehr, nicht weniger.

Die Idee, ihre Leidenschaft in der Lehre weiterzugeben, hatte sie dabei zunächst gar nicht. Stattdessen arbeitete sie nach ihrem Studium am Institut für Kommunale Geoinformationssysteme e. V. in Darmstadt. Wichtig für Wenzel auch hier: „Ich durfte sehr eigenverantwortlich arbeiten und eigene Ideen umsetzen.“ Neben ihrer Berufstätigkeit promovierte sie bei ihrem mittlerweile verstorbenen Doktorvater Prof. Dr. Harald Schlemmer, gleichzeitig auch ihr Lieblingsprofessor im eigenen Studium. „Mir imponierte nicht nur sein enormes Fachwissen, sondern auch seine Art, die Studierenden durch Fordern zu fördern.“ Dass sie ihm eines Tages nacheifern würde, daran war noch nicht zu denken.

Denn auch nach ihrer Promotion führte ihr Pfad sie nicht geradlinig zur Lehrtätigkeit: 2007 schlug sie eine Beamtenlaufbahn ein. Erst als Referendarin am Landesamt für Vermessung und Geoinformation in München, dann ab 2009 als Vermessungsrätin in Würzburg. Statt weiter zu forschen, setzte sie sich mit den strengen Verfahrensabläufen des Verwaltungsrechts auseinander. Eine Herausforderung, bei der sie viel dazu gelernt habe. „Die Erfahrungen im öffentlichen Dienst kommen auch meiner jetzigen Tätigkeit als Professorin und Dekanin sehr zugute.“ Abseits des Berufs wurde sie in den letzten Jahren ein echter Würzburg-Fan und schwärmt von der Stadt am Main: „Würzburg schafft für mich eine optimale Mischung aus Stadt-Land-Leben“. Häufig treffe man sie im Lusamgärtchen oder im Residenzgarten, ihren Lieblingsorten in der Stadt.

Zitat von Prof. Dr. Daniela Wenzel: „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Blut geleckt und Glück gehabt

Durch einen Lehrauftrag an der FHWS begann sie das erste Mal, das Feld der Geodäsie und Geoinformatik mit Studierenden zu beackern. Als sie bemerkte, wie viel Spaß ihr die Arbeit mit jungen Menschen bereitet, habe sie erst Blut geleckt – und dann Glück gehabt: „An der FHWS war eine Professur ausgeschrieben, die zu meinem fachlichen Profil passte. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Diese Gelegenheit nutzte Wenzel für den Wechsel zurück in Forschung und Lehre – und sagt, sie habe ihn bis heute nicht bereut. Mit einem Schmunzeln konstatiert sie, dass sie selbst gerne bei sich studieren würde. Sie versuche, das Fordern und Fördern ihres Vorbilds Prof. Dr. Schlemmer mit ihrer ganz eigenen Prise Humor zu garnieren. Und dabei schont sie auch sich selbst nicht: „Ihre Selbstironie ist außergewöhnlich“, sagt Sabine Hüther-Bräutigam. „Mit dieser lockeren Art fällt es ihr leicht, sowohl Studierende als auch Kollegen zu begeistern.“

Portrait Manuel Fröhlich

Ein Artikel von 
Manuel Fröhlich