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Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Sebastian Ulbrich: Der unkonventionelle Jurist

Der Honorarprofessor der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen im Porträt

 © Sebastian Ulbrich

Im Oktober 2020 wurde Prof. Dr. Sebastian Ulbrich zum Honorarprofessor an der FHWS erklärt. Der Fachanwalt für Baurecht tritt so in die Fußstapfen seines Vaters. Wie er es dorthin geschafft hat und was ihn sonst auszeichnet.

„Die Studierenden merken sehr schnell, dass ich nicht so in das klassische Bild eines Rechtsanwaltes passe. Ich kenne sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die einfach steif, verstaubt oder in bestimmten Schienen festgefangen sind.“ Steif, verstaubt oder gar festgefahren ist Prof. Dr. Sebastian Ulbrich wirklich nicht. Er beschreibt sich selbst als ganz normalen Typ von nebenan, nicht besonders spektakulär oder laut. Mit grauem Pullover gekleidet, einem leicht grau werdenden Vollbart im Gesicht und kurz abrasierten Haaren auf dem Kopf scheint das auf den ersten Blick auch zu stimmen. Doch in seinen eher kleinen blauen Augen erblickt man ein Glitzern, wenn er über seine Arbeit spricht. Die kleinen Fältchen im Gesicht unterstreichen sein Gesicht, wenn er lächelt.

Ein Titel zur Ehre

Auch nach so vielen Jahren ist das Baurecht seine Passion. Ein sehr anspruchsvolles Gebiet, wie er es selbst beschreibt – und alles andere als langweilig. Genau deshalb stoßen seine Vorlesungen an der FHWS auch auf viel Zuspruch. „Ich versuche die auf den ersten Blick trockene Materie lockerer und spielerischer zu vermitteln“, erzählt Prof. Dr. Ulbrich. „Meistens wird das dann auch immer eine sehr lebhafte Vorlesung.“ Kein Wunder also, weshalb die Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen den 44-Jährigen im Jahr 2020 zum Honorarprofessor der FHWS vorgeschlagen hat. 25 Jahre, nachdem bereits sein Vater, Prof. Dr. Hans-Benno Ulbrich, darum gebeten wurde, bei der Ausbildung von Studierenden mitzuwirken. „Ich habe mich sehr über diese Anerkennung gefreut. Immerhin engagiere ich mich seit über 12 Jahren für Hochschule“, erzählt der Jurist.

Informationen zur Honorarprofessur

Zur Honorarprofessorin bzw. zum Honorarprofessor wird man ausgezeichnet, wenn besondere Dienste um die Hochschule geleistet wurden. Das beinhaltet beispielsweise mehrjährige Erfahrungen in der Lehre an Hochschulen. Die Fakultäten schlagen geeignete Kandidatinnen und Kandidaten hierfür vor. Die Bestellung erfolgt letztlich durch den Präsidenten oder die Präsidentin der Hochschule – an der FHWS durch Prof. Dr. Grebner.

Mit der Bestellung wird die Honorarprofessorin oder der Honorarprofessor Mitglied der Hochschule. Die Bezeichnung „Professorin“/ „Professor“ darf ab sofort als akademische Würde geführt werden. Die Bestellung zur Honorarprofessorin bzw. zum Honorarprofessor erfolgt in der Erwartung, dass die Kandidatinnen und Kandidaten weiterhin eine enge Verbindung zur Hochschule pflegen, einen wesentlichen Beitrag zur Ergänzung des Lehrangebots leisten und sich auf Wunsch der Fakultät, in ihrer fachlichen Ausrichtung auch an Prüfungen und in der Forschung beteiligen. Inhaberinnen und Inhaber einer Honorarprofessur müssen Lehrveranstaltungen von in der Regel zwei Semesterwochenstunden unentgeltlich durchführen. Diese Obliegenheit gilt bis zur Vollendung des 62. Lebensjahres.

Präsident Prof. Dr. Grebner (li.) überreichte Honorarprofessor Dr. Ulbrich die Bestellungsurkunde. (Foto: FHWS / Bolza-Schünemann)

Seit 2009 lehrt Prof. Dr. Sebastian Ulbrich an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen die Fächer Allgemeines Recht sowie Architekten- und Baurecht. Zwei weitere Tätigkeitsschwerpunkte sind das Projektmanagement sowie die juristische Baubetreuung und Bauabwicklung. An der Lehrtätigkeit gefalle ihm vor allem der Kontakt zu den jungen Studierenden. „Ich versuche alles immer mit Praxisbezug zu vermitteln. Wenn man sieht, dass die Grundzüge verstanden wurden, freut mich das natürlich immens“, erzählt der Bauanwalt. 

Weichen schon lange vorgestellt

Studiert hat der gebürtige Würzburger Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Durch die Erfahrungen seines Vaters Prof. Hans-Benno Ulbrich konnte er schon in jungen Jahren den Bereich des Baurechts kennenlernen: „Da waren die Weichen schon ein bisschen vorgestellt“, schmunzelt Prof. Dr. Sebastian Ulbrich. Aber sein Vater hätte ihn nie dazu gezwungen. Trotzdem freut sich sein Vater sehr: „Er hat dennoch den von mir eingeschlagenen beruflichen Weg weitergeführt und sieht es als eine seiner wesentlichen Aufgaben an, jungen Architektur- oder Ingenieurstudierenden die heute zwingend notwendigen juristischen Kenntnisse so zu vermitteln, dass sie unsere Juristensprache verstehen.“

Nach erfolgreichem Abschluss des ersten und zweiten Staatsexamens entschied Sebastian Ulbrich sich für eine Promotion an der TU-Darmstadt, weil dort bereits der private Baubereich gelehrt wurde. Während seiner Promotion begann er für Ulbrich Rechtsanwälte Partnerschaften zu arbeiten – die Kanzlei seines Vaters. Im Jahr 2008 verließen er und sein Vater die eigene Kanzlei. Seither arbeitet Prof. Dr. Sebastian Ulbrich als Partner bei Fries Rechtsanwälte Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit seinem Vater funktioniere auch dort sehr gut. „Er hat mir immer alles zugetraut und ist mir immer mit Rat und Tat beiseite gestanden. Das ist wohl das Geheiminis, wie man mit mehreren Generationen zusammenarbeiten kann.“ Auch sein Vater, Prof. Hans-Benno Ulbrich, ist sehr stolz auf die gute Zusammenarbeit mit seinem Sohn: „Heute ist der Begriff ‚Baurecht‘ ohne Erwähnung des Namens Ulbrich kaum mehr denkbar. Umso schöner ist es, wenn ein Sohn diese Tradition erfolgreich fortführt.“

Die Arbeit in der Kanzlei nimmt viel Zeit in Anspruch. 60 Stunden die Woche sind im Durchschnitt mindestens angesagt. Am besten arbeite er frühmorgens, wenn die Mitarbeitenden und Mandantinnen und Mandanten noch nicht da seien, so Ulbrich. In Zeiten von Corona fänden viele Termine auch online oder telefonisch statt. Deshalb verbringe er auch viel Zeit in seinem Büro, das nicht besonders außergewöhnlich ist. Ein paar Zeichnungen und „juristische Bilder“, wie er es selbst beschreibt, hängen an den Wänden. Gegenüber befindet sich ein Schrank voll mit bunten Akten. In der Mitte des Raumes steht ein dunkelbrauner Schreibtisch. Ein schon etwas älteres Modell mit helleren und dunkleren Stellen. Bekommen hat er diesen von seinem Vater. Der müsse mal wieder restauriert werden, gibt Ulbrich zu. Er selbst sieht das eher pragmatisch. „Wir sind eine mittelständische Kanzlei, die mehr Wert auf die Qualität der Arbeit als auf das Aussehen der Einrichtung setzt“, sagt er und grinst. 

Die große Leidenschaft

Um dem alltäglichen Trubel etwas zu entkommen, nutzt Ulbrich seine Zeit immer sehr effektiv. Einer großen Leidenschaft, der er dort nachgehen kann, ist das Reisen. Auch hier reist er wieder unkonventionell. Er ist nicht so der 0815-Typ. „Am liebsten reise ich mit dem Rucksack ohne großen Komfort oder auch mit dem Campingmobil. Ich brauche keine Luxushotels. Pauschalurlaub finde ich furchtbar.“ Früher sei er vor allem alleine oder mit Bekannten durch verschiedene Länder gereist. Auch seine Frau teile die Leidenschaft des Individualtourismus. Bald wolle er auch mit seiner Tochter, die im Dezember 2020 zur Welt kam, verschiedene Kulturen entdecken. Den Rucksack packe er sich dafür auf den Rücken und die Tochter schnalle er sich vorne hin. „Man muss jetzt vielleicht nicht gleich in den wildesten Dschungel reisen, aber sonst sehe ich da keine Probleme“, sagt er.

Zwei Sachen faszinieren ihn am Reisen: „Das eine ist die Natur und das andere sind die Menschen.“ Auch jetzt sieht man wieder das Funkeln in seinen Augen. Die herzlichsten Menschen hätte er in Asien getroffen. Mit dem Rucksack komme man so einfach am besten in Kontakt mit armen und sehr einfachen Menschen, meint er. Bis auf Südamerika hat er auch schon jeden Kontinent bereist. 

Im Winter ist er gerne mit dem Snowboard unterwegs. Hier war er mit Freunden in Südtirol. (Foto: Sebastian Ulbrich)

„Homebase Würzburg“

Dennoch freut er sich auch immer wieder auf die Heimat. Der Main bringe einfach viel Lebensqualität und die Stadt hätte für ihn eine gute Größe. Die fast zentrale Lage in Deutschland macht die Stadt ebenso sehr attraktiv für ihn, da er so schnell in andere Städte kommt, was als Anwalt wichtig ist. Insgesamt ist „Würzburg als Homebase gar nicht so verkehrt“, meint er und lacht. Dort ist er vor allem gerne mit Freunden und Bekannten zusammen. Das ein oder andere Glas Würzburger Rotwein darf dabei auch nicht fehlen. Große Ansprüche hat er daran aber auch nicht: „Ich bin mit sehr wenig zufrieden. Mir ist wichtig, dass die Zeit, die man miteinander verbringt, möglichst gut ist.“ 

Ein Artikel von 
Alicia Weigel